1. Mexikaner sind tatsächlich freundlich. Wären sie nicht klitzeklein und braun gebrannt, könnte man sie glatt für Kanadier halten. Überall wird gelächelt und nix ist mit den Vorurteilen, die ich dank der Filmindustrie in meinem Kopf habe. Zwei Monate und eine fantastische Reise später und wir wurden weder ausgeraubt, noch arg über den Tisch gezogen und das, obwohl wir wahrlich einige Gelegenheiten geboten haben! Ich klopfe gegen meinen Holzkopf und hoffe das bleibt für immer so.
2. Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen. Egal ob zur Frühstückszeit, gegen Mittag oder am frühen Abend – Bohnen dürfen hier zu keine Mahlzeit fehlen. Aber nicht etwa wie wir sie kennen, rot, groß und saftig aus der Dose, nein, nein hier erlebt die Bohne als Matschmus ihren kulinarischen Höhepunkt und wird auf jedes Maisbrot, auf jeden Chip und zu allem verspachtelt, was nicht niet und nagelfest ist. Ganze Pupskonzerte müssten durchs Land hallen, wäre an besagtem Spruch was dran! Töröhhhhh!
3. Man soll die Feste Feiern wie sie fallen! Und wenn man das Glück hat wie wir, in eine Volksfete zu gelangen bei der es knallt und zischt, Feuerwerke durch die Luft sirren und die Mädels die traditionellen Röcke schwingen lassen, dann kann es schonmal passieren, dass man im Eifer des Gefechtes seine mexikanische Seite entdeckt und plötzlich mit zahnlosen Mexikanern das Glas erhebt. Blöd nur, hinterher zu merken, dass alle Mexikaner gerne aus einem und demselben Becherlein zutschen. Urg! Da gibt es dann nur zwei Möglichkeiten: Ekelherpes kriegen oder sich den Rest vom Fest einfach schön saufen.
4. Als Sparfuchs hat man es hier auf den zweiten Blick nicht leicht. Freut man sich in den Bergen noch darüber, wie günstig die Zimmer mit Klimaanlage sind, wünscht man sich spätestens beim Betreten des gebuchten Apartments eine Heizung. Und wenn man meint aufgrund dieser Erfahrung in der Küstengegend, das Geld für die Klimaanlage sparen zu können, wird man kurze Zeit darauf mehr im eigenen Saft baden, als in jeder Sauna.
5. Glaube keinem Reiseführer, sondern höre auf deinen Verstand – oder die Anhalter, die du mitnimmst. Das kleine Ökohotel könnte sich nämlich längst zum Funpark entwickelt haben und die Eintritsspreise von denen du lesen wirst, müssen wohl zu D-Mark Zeiten recherchiert worden sein. Ärgere dich nicht jeden Tag wieder, sondern wirf das Ding aus dem Fenster und lausche einfach den Empfehlungen anderer Reisender.
6. Europäer ist gleich Europäer. Ich habe keine Ahnung ob es an meiner langsam zerstörten Haartracht liegt, oder aber an meinem einmaligen Kleidungsstil, aber seit wir hier unterwegs sind, wurden wir schon für so manchen gehalten, nur nicht für Deutsche. Russische Eleganz scheinen mir ebenso inne zu wohnen, wie französisches Flair und aufgrund meiner tiefen bräune liegt natürlich auch die Vermutung Italienerin zu sein recht nahe.
7. Ein Auto ist für alle da. Und damit meinen die Mexikaner nicht nur die eigene Familie, die zumeist schon mehr Sitze beansprucht, als vorhanden sind, sondern ganze Dörfer. Keine Ladefläche bleibt unbesessen und auch auf den Schnellstraßen werden ganze Arbeitskommandos oder Bands von einem Einsatzort zum nächsten chauffiert. Car Sharing der Extraklasse!
8. falls ihr schon immer überlegt habt, aus eurem Kiefer etwas besonderes zu machen, empfehle ich euch die hiesigen Zahndentisten. Mit einem Silberreihenlächeln, auf dessen Glänze sogar die Sonne neidisch werden könnte, liegt ihr in Europa ganz bestimmt weit vor dem Trend! Weiß war Gesten, las glitzern Amigo!
9. Ich weiß nicht, ob es an El Hitzo oder an der Offenheit des Völkchens liegt, dass sich das gesamte mexikanische Leben auf der Straße abzuspielen scheint. Draußen wird gekocht, es werden Geschäfte betrieben, die Kinder gestillt, mit den Hunden gespielt, Autos umgebaut, einfach nur geschlafen oder neugierig nach Touristen geglotzt. Und wer sich nicht im Freien rumtreibt, der lässt zumindestens die Türen offen. Ich frage mich, ob die Mexikaner überhaupt geschlossene Räume kennen, denn selbst zur nächtlichen Sicherheit genügen auf alle Fälle ein paar Gitter vor den Fenstern.
10. Die Sache mit den Straßen. Tobias besteht an dieser Stelle darauf, dass ich – auch wenn ich mich wiederholen mag – auf die außergewöhnliche Geschwindigkeitsregelung hinweisen soll. Wenn man beispielsweise von der Autobahn auf der im Schnitt 90 gefahren wird abbiegt, ist das ein paar Schritte weiter folgende Schild mit 20 umkringelt und wenn man es nicht schafft rechtzeitig in die Eisen zu steigen, wird einen der direkt im Anschluss folgende Huckel definitiv zum Stillstand bringen. Das Einbauen von Holpersteinen, in Fachkreisen auch Tope genannt, oder auch riesigen Kratern, in die Verkehrslandschaft erfolgt mal mit, mal ohne Beschilderung und ist je nach Lust und Laune mit Schwung und einer gehörigen Portion Mut und Glück zu absolvieren.