Ich weiß gar nicht, wie ich diesen Bericht anfangen soll. Alles von wegen Ostern und Zeitschriften und mal ausspannen lasse ich einfach weg und komme gleich zum Punkt. Liebe IN STYLE Redaktion, eure letzte Seite ist Mist. Ganz ehrlich.
Dort widmet sich in der Aprilausgabe die Autorin Wäis Kiani in der Etikette Abteilung der Frage des Monats: „Was tun, wenn sich erwachsene Frauen wie kleine Gören benehmen?“ und hat es sich glatt mit mir verscherzt und ich hoffe auch mit einigen anderen Damen.
In Ihrem Artikel, versucht sie der Leserin klar zu machen, wie Frauen in einem bestimmten Alter sein sollten. Und mir scheint, dass ab 30 jegliche Art jugendlicher Leichtigkeit und Naivität als unschicklich und lächerlich anzusehen sind. Schade eigentlich, denn ich sehe das ganz anders und muss somit erkennen, dass mir mit dem Eintreten meines kommenden Geburtstages, wohl harte Zeiten bevorstehen. Mist, denn an sich freue ich mich schon riesig!
In dem Text wird ausgiebig geschildert, welche Eigenschaften sich gehören und welche wir mal besser zu Hause lassen sollten, das Tragen von Wollmützen, die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, duftende Lippenpomade und Jeans auf Partys gehören definitiv zu den DO NOTs und das ist doch mal Ansichtssache, oder.
Denn leider gibt es laut der IN STYLE ETIKETTE, „…keinen Platz für …Woll-Beanies. Das ist weder süß, noch cool, sondern nur schlecht.“ Zur Erinnerung, eine Beanie, ist eine Mütze, die es in ultimativ allen Farben gibt und die gar nichts dafür kann, wer sie aufsetzt. Früher wurden sie vorrangig von Skifahren und Bankräubern getragen, ich dachte, dass es der gemeinen Beanie heutzutage viel besser ergeht, wo halb Berlin sie auf dem Haupte trägt, aber ich bin ja auch keine Expertin, die sich mit einer Dame zum Date verabredet, „Um sie auf Girlfriendtauglichkeit zu testen…“
Den Aufhänger der Textes stellt ein Date mit einem Mädel da, dass unsere Protagonistin bis dahin erst einmal getroffen hat und gerne näher kennen lernen würde, bis jedoch die unüberbrückbaren Lifestylehürden ins Spiel kommen und es zur unwiederbringlichen Trennung für immer kommen muss.
Ich weiß nicht, wer von euch so was normales macht, man lernt einen interessanten Menschen kennen, auf einer Party oder im Club, einer Ausstellung oder bei der Arbeit und verabredet sich mit der Person, weil man einfach Lust dazu hat. Wer denkt denn da bitte sofort an das Finden der nächsten besten Freundin und stellt gleich einen Benimmregelkatalog auf, der es verbietet, Cola oder Pina Colada zu bestellen, weil man sonst vor Scharmesröte im Boden versinken würde. Also mit mir möchte sie sich somit schonmal nicht treffen, ich mag sogar beide Getränke!
Und wenn es schon verwerflich ist, sich mit fruchtiger Lippenpflege und abgeblätterten Fingernägelfarben zu zeigen, weiß ich, was für Blicke mir diese Frau entgegen schleudern würde und ich kann freudestrahlend darauf verzichten die Hamburger Lesung von Fräulein Kiani, auf der sie ihr Buch „Hinter dem Mond“ vorstellt, zu besuchen. Da mache ich es mir lieber in der Sonne gemütlich.
30 HIN ODER HER. Wer hat denn bitte schön Zeit und Lust sich andauernd um die Nägel zu kümmern oder gar nach der Arbeit nochmal nach Hause zu hetzten um sich in ein aufgetakeltes Kleid zu quetschen, nur weil die Mädels zum Cocktail rufen. Da verbringe ich doch lieber jede Minute mit meinen Liebsten, als zu Hause vorm Spiegel!
Lebensqualität, liebe IN STYLE, damit umschwärmt ihr auf 348 Seiten und zeigt uns, was wir unbedingt brauchen, wer in welchem Kleid, mit welchem Namen am tollsten aussieht und wo die angesagtesten Feten steigen. Das ist eine Glitzerwelt und wir kaufen euer Magazin, um mal vorbei zu sehen, hinein zu schnuppern, weil Heidi auf dem Cover ist und aus dem Modelnähkästchen plaudert, aber nicht, um genau so zu werden oder irgendwelchen Idealen nachzujagen, denn es gibt da draußen viel mehr, als nur erwachsene Frauen und kleine Gören, die sich glamourös durch ihren Alltag schlagen, ohne sich so bekloppte Fragen zu stellen wie „Wie kann man in Würde erwachsen werden, ohne seine Credibility zu verlieren und womöglich ein Langweiler zu werden?“
Wir sind wer wir sind, eine neue Generation von Frauen: Gebildet, lebensfroh, abenteuerlustig, ein wenig schroff, wenn man uns quer kommt aber sehr liebenswert, stilbewusst, selbstsicher und zu modischen Eskapaden durchaus bereit. Wir wissen wer wir sind und was wir können. Und ich finde, das ist viel mehr Wert, als sich über äußere Erkennungszeichen, wie irgendeinen Nagellack oder Hello-Kitty-Lipbalm zu echauffieren.
Was meint ihr?