Ich lehne mich zurück, halte meinen Landgang Segelrucksack auf dem Schoß fest, schließe meine Augen und atme einfach tief ein. So beginnt mein tägliches 10-Minuten-Meditationsritual in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit. Um mich herum sitzen und stehen ein Dutzend andere Leute, die meisten davon starren schon jetzt frühmorgens gestresst auf ihr Smartphone. Ich aber atme tief ein (natürlich nur sofern es der berühmte Berliner Duft einigermaßen zulässt). Das leise Säuseln meines Atems erinnert mich an Meeresrauschen, rhythmische Wellen, die auf unseren Ostseestrand laufen und in mir macht sich ein friedliches Gefühl von Heimat breit.
Als eher ruhiger Küstenjung’ ist es für mich nach wie vor aufregend, den täglichen Berliner Großstadttrubel zu erleben. Und so halte ich ihn fest vor mir – meinen 360° Segel-Rucksack – gibt er mir doch zusätzlich durch seine raue und doch glatte, griffige und kühle Oberfläche ein Gefühl von Heimat. Mit Heimat meine ich übrigens nicht nur meine Geburtsstadt Rostock, sondern als Segler (seit Kindheitstagen) auch die Meere, Flüsse, Strände und Seen dieser Welt.
Wie sagt man so schön bei uns im Norden, “wie das Land, so die Leute” – ein bisschen rau, zäh, aber wenn’s drauf ankommt zuverlässig. Das ist nun natürlich etwas oberflächlich betrachtet – haben wir Norddeutschen doch eigentlich einen weichen, schützenswerten Kern.
Das gilt übrigens auch für meinen Rucksack-Kumpel “Landgang”, der transportiert zuverlässig nicht nur meinen Laptop das HP Spectre 360x im eingenähten Laptopabteil sondern auch Papierkram, eine große Wasserflasche, das obligatorische Lunchpaket sowie diverse große & kleine Notizbücher.
Ein für mich besonders praktisches Feature ist der eingenähte Karabinerhaken im Innenteil des Rucksacks – daran lässt sich der Haustürschlüssel stressfrei befestigen und wiederfinden, wenn man mal wieder etwas mehr zu schleppen hat. Etwas mehr zu schleppen? Zum Beispiel das Strandtuch und die Badehose um direkt nach dem Feierabend von der Stadt an den Wannsee zu fahren und noch die letzten Sonnenstunden des Tages zu genießen.
Was macht Segelstoff so besonders?
Mit Segeln verbinde ich persönlich, als waschechtes Küstenkind, ausgesprochen viele schöne Erinnerungen – die ersten Versuche im Nussschalen-Boot (Opti), Wettkämpfe, das Spüren von Naturgewalten, Reisen in andere Länder und die ein oder andere Party. Für mich haben Segel ihre ganz eigene Textur und Form – etwa wie die schwingen von Vögeln, lassen sie einen ganz leicht werden und dahin gleiten.
Und umso älter und gebrauchter Segel werden, desto mehr formt sich der Charakter – ganz ähnlich also, wie bei uns Menschen.
Abgesehen von dem vielen romantischen Dahinschwelgen wird Segelstoffen seit jeher viel abverlangt. Ohne, hätten die großen Entdecker wie Kolumbus, Magellan oder Cook schlecht die Welt erkunden können. Rein geschichtlich gesehen, wurden Segel früher aus Naturmaterialien, wie Flachs (Leinen), Hanf oder später dann Baumwolle (ab dem 19. Jh.), hergestellt.
Das sind Materialien, die aus heutiger Sicht nur bedingt für den Einsatz auf hoher See & wilder Großstadt geeignet sind. So hatten die Segler meiner Urgroßväter-Generationen noch mit Zerrottung, Schimmel, Fäulnis und schnellem Verschleiß zu kämpfen. Das alles sollte sich erst mit der Erfindung von synthetischen Chemie-Fasern und innovativen Produktionsverfahren im 20. Jahrhundert ändern.
Moderne Segel müssen vielfältige Anforderungen erfüllen:
- Wetterbeständigkeit – Sonne, Wind und (Salz-)Wasser schaden nicht nur unserer Haut sondern auch den Fasern, aus denen Segel gewebt sind. Segel aus künstlichen Fasern sind gegenüber Ihren Vorfahren aus Naturmaterialien um einiges widerstandsfähiger geworden. Sie sind durch ihre Dicke und Struktur recht wasserfest, was schnelles Trocknen auch nach regnerischen und stürmischen Törns erleichtert und somit der Entstehung von Stockflecken und Schimmelpilzen entgegenwirkt.
- geringes Gewicht – damit man als Freizeit-Kapitän beim Gang unter Deck nicht nur das Flautensegel zum langsamen schippern in den Sonnenuntergang, sondern wahlweise auch noch den Champus oder das Feierabend-Bier mitbringen kann. Professionelle Sportsegelmannschaften versprechen sich eine höhere Bootsgeschwindigkeit und bessere Manövereigenschaften vom geringen Gewicht der Segel.
- Reißfestigkeit, Formstabilität und Dehnbarkeit (seemännisch auch Reck genannt) – der Druck des Windes, das zusätzliche Zerren der Schoten (Seile zum Dichtholen der Segel) und das Umschlagen der Segel in Manövern erzeugt teils enorme Kräfte im Segeltuch. Zum Vergleich: Überlegt mal was passiert, wenn ihr ein viel zu enges T-Shirt anzieht – es leiert aus und irgendwann reißt es an den Schwachstellen (Nähten) kaputt. Um das zu verhindern, nutzt man spezielle Web-, Näh- und Klebetechniken.
Landgang Erlebnisse auf den Meeren und in Berlin
Was seine früheren Erlebnisse betrifft, ist Landgang ganz typisch seiner seemännischen Art eher von stillerer Natur. Allenfalls gibt er ein etwas kratziges, kurzes Knistern zurück – ganz gleich dem störrisch nordischen “Jo”. Sagenumwobenes Seemannsgarn schüttelt man dagegen vergebens aus ihm raus.
Was wir auf jeden Fall aber wissen ist, dass er an Bord einer so genannten Fahrtenyacht als Fock-Segel (in der Regel ein dreieckiges Segel am Bug einer Yacht) unterwegs war. Und dabei den Atlantik zwischen Amerika und Europa besegelt hat. Heulende Winde, die bockige See und gewiss auch kalte Gischt musste er schon aushalten – dazu auch noch die Tage sengender Sonne.
Ein Glück, dass Landgang nun in seinem zweiten Leben als Rucksack weit aus weniger Stress hat. Denn hier in Berlin sind richtige Stürme doch eher Seltenheit. Aber wie verwandelt sich so ein Fock-Segel in so einen stylischen Rucksack?
So wirds gemacht – Wie ein Segelrucksack entsteht
Zunächst fährt die 360° Crew durch die Lande und klappert Dörfer, Städte und deren Häfen auf der Suche nach Segeln ab oder segelt auf einer der vielen Touren innerhalb der Sommer-Saison direkt selbst vorbei. Die Segeltouren gehen dann häufig vom Heimathafen Hamburg in das umliegende Schleswig-Holstein, denn dort schlummert so manches Schätzchen in den Kellern und Dachböden.
Bereitwillige können so ihren ungenutzten Segeln ein neues Leben schenken und erhalten als Dank für ihre Spende zum Beispiel eine fertige Tasche im Tausch.
Segler, die weiter entfernt wohnen, werden natürlich nicht ausgeschlossen sondern können ihre gebrauchten Segel bequem per Post einschicken.
In den nächsten Schritten werden die Segel in Hamburg gesichtet, wenn nötig gereinigt und mit den jeweiligen Schnittmustern passend zugeschnitten, um möglichst wenig Material zu verschwenden. Dann gehts weiter in die “Nähstube” – hier werden die einzelnen Segeltuch-Teile mit Hilfe von Nähmaschinen in echter Handwerkskunst zu den Taschen und Accessoires veredelt.
Das 360° Logo und die Herkunftserklärung des Segels dürfen dabei natürlich nicht fehlen. Sein Finish bekommt jedes Unikat mit der aufgeklebten Segelnummer – ein weiteres Symbol für den Ursprung dieses tollen Upcycling Produkts. Wer will kann seine Tasche sogar mit seiner Lieblingszahl verzieren lassen.
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Wer nochmal einen kleinen Blick hinter die Kulissen schauen möchte, schaut das 360° Making-of oder ist am 25.06. mit dabei beim Tag der Offenen Tür.
Oh Schreck, ein Fleck – So geht richtige Tuchpflege
In Berlin ein bisschen zu viel U-Bahn gefahren oder den Rucksack im feuchten Waldboden abgestellt? Während Segelmacher und professionelle Segelreinigungen auf stundenlange Tauchbäder und spezielle chemische Reinigungsmittel für das strahlende Weiß der Segel setzen, sollten Freizeit-Kapitäne es bei der Pflege ihrer Transporthelfer eher etwas ruhiger angehen lassen.
Generell wird für das Reinigen der Segelrucksäcke & -taschen erstmal das Abspülen mit kaltem Leitungswasser empfohlen. Wenn das nicht reicht, kann man es per Handwäsche mit warmen Wasser (bis 30°C) und etwas milder Seife oder Feinwaschmittel versuchen. Gerne kann man hierbei auch noch einen Schwamm oder eine weiche Bürste hinzu nehmen – den Fleck dann in kreisenden Bewegungen behandeln.
Vor dem schnellen Wurf in die Waschmaschine ist gänzlich abzuraten – höhere Temperaturen (über 40° C) und scharfe Reiniger (wie beispielsweise Chlorbleiche) schaden ebenso dem Gewebe. Getrocknet wird am besten direkt draußen an der frischen Luft. Wer will kann dem Segeltuch mit einem Imprägnierungsspray noch ein Finish verpassen.
Ansonsten ist für mich ein kleiner plötzlicher Sommerregen wie hier am Berliner Wannsee die willkommenste Variante um Schmutz & Stress der Großstadt los zu werden. Kurz danach ist man dann erfrischt & bereit für neue Abenteuer in Natur und Großstadt.
An dieser Stelle auch nochmal ein riesiges Dankeschön an Freedi und die Crew von 360°, dass ihr den Küstenjung‘ mit seinem Segelrucksack zusammen gebracht habt. 🙂