Wenn Organisation alles ist, dann hätte man bei MACHT KUNST reiß aus nehmen sollen. Ein medialer Aufschrei, der seines gleichen noch sucht hallte im April durch alle Medien. Aufgerufen wurden Berliner Künstler, und jene, die es werden wollten, ihre Werke abzugeben und gemeinsam präsentieren zu lassen. Schade nur, dass jeder in Berlin scheinbar Kunst macht und sich somit sämtliches kreatives Volk zum angegebenen Zeitpunkt mit Leinwänden und Papierkramsgebilden versammelte und somit für ein absolutes Chaos sorgte.
Dass es der Bilder zu viele waren, dafür spricht eine Wartezeit von acht Stunden in der Kälte. Bitte erinnert euch, es waren Minusgrade! Auch wenn Kaffee und Suppe gereicht wurden, konnte das wohl kaum über erfrorene Füße und Zitteranfälle hinweg helfen, aber was solls, alles für die Kunst. Aufgrund der enormen Anzahl von Bildern musste neben der ersten geplanten Ausstellung direkt eine zweite ins Leben gerufen werden. Und in die, hat es dank lieber, neu gewonnener Freunde auch mein „COOL KID“ geschafft.
24 Stunden lang konnten die rund 1.800 Kunstwerke in der Alten Münze erkundet werden. Wenn man ehrlich ist, hätte es diese Zeit auch gebraucht, um bei all den Bildern auch nur mit halbwegs klarem Kopf Ausschau halten zu wollen. Dank der Petersburger Hängung, paarten sich Barbiearme neben Kinderfotos, Glitzervasen neben politisch inspirierten Werken, Gesellschaftskritik neben Comic und ließen einem kaum mehr Luft zum Atmen.
Ein Entkommen vor all der Kunst gab es nur in den Lichthof und dort war ich auch überglücklich, meine Begleiter aus der Warteschlange versammelt wieder zu treffen. Auf gemeinsamer Expedition suchten wir nicht nur unsere Werke, sondern fanden auch weitere Perlen und Lichtblicke.
MACHT KUNST hat gezeigt wie es ist in Berlin – hart durchzuhalten. Denn alle sind dabei, aber kaum einer kann seinen Lebensunterhalt davon bestreiten. Nicht umsonst wurde fast schon penetrant und unverschämt um die Publikumsstimmen für das ausstehende Stipendium gebuhlt. Schade nur, dass dabei die Kunst nicht mehr für sich sprechen konnte.
Bitte versteht mich nicht falsch, natürlich war es eine Freude an dieser riesigen Ausstellung teilzunehmen, aber irgendwie stimmt es doch auch sehr traurig, wenn man sieht, wieviel Potential und Energie bisher ungenutzt, unterbezahlt oder ungewürdigt in Berlin verloren geht. Geduldet und klein gehalten. Deshalb sage ich, traut euch und MACHT KUNST! So – oder so.