Im vergangenen Jahr habe ich einen Fehler begangen, der vielleicht auch anderen Backpackerneulingen hätte passieren können. Ich war shoppen. Nun ist das an sich eine tolle Sache – und wenn Mann oder Frau einen Trekking Rucksack benötigt auch sinnvoll, doch vielleicht macht ihr dieses nicht nur mit Herz, sondern – im Gegensatz zu mir – auch mit Verstand.
Ich bin schon seit meiner Jugend mit den unterschiedlichsten Wanderrucksäcken unterwegs, da ich als Pfadfinder viel in Europa gereist bin, doch bei unseren Fahrtenrucksäcken ging es in Kombination mit Kluft und Halstuch viel eher um eine einheitliche Außenwirkung, als um echte Funktionalität. So schön diese Zeit auch war, mit einem „Affen“, so nannten wir unsere alten, noch aus Kriegszeiten stammenden Ledertunister, mit ihren Fellklappen, doch heute möchte ich damit keine Tour mehr machen. Ohne Beckengurte und fern modernen Komforts sahen wir als Teenager zwar urig aus, schleppten uns aber auch gehörig ab mit all unseren Nudeln und Müslipackungen an Bord.
In Zeiten von ultra Light Trekking und höchstem Komfort, mittlerweile undenkbar für mich. Von daher beschloss ich, mir für die anstehenden Abenteuer im Hause Freiseindesign einen neuen Rucksack zuzulegen. Und wie auch beim Essen und jeglicher anderer Art von Genuss, kaufte bei mir eindeutig das Auge mit.
Deshalb brauchte ich auch nicht lange durch die Regale zu stromern, um zu überlegen, was es werden sollte. Ein wunderschöner Fjällräven Kajka Rucksack, das stand für mich als eingefuchster Fan der Marke definitiv fest.
Woran man beim Kauf eines Trekking Rucksackes unbedingt denken sollte…
Jedoch entsprachen die damaligen Frauenmodelle in ihrer Farbgebung und auch im Schnitt nicht so wirklich meinen Vorstellungen. Ich habe immer viel Zeugs und liebe es, dieses auch bei mir zu haben. Also hat klein Freedi vor dem Regal, in welchem ein riesiger Kajka 85 thronte Halt gemacht und staunte nicht schlecht, als der gigantische 85 Liter Rucksack der Schweden in wunderschönstem Blau vor ihr von himmlischem Licht erleuchtet sagte: „Kauf mich!“
Wer hätte da widerstehen wollen? Ich nicht! Gesehen, angeschmachtet und gekauft! Tja, und jetzt freut Tobi sich über dieses spätere Geschenk und hat damit schon so manches Reiseabenteuer bestritten. Kaum dass der Rucksack und ich Zuhause angekommen waren, blickten uns die Augen meines Mannes ganz groß an.
„Den willst du tragen?!“ Er grinste. Natürlich wollte ich das, und wie! Sonst hätte ich diese Großinvestition sicherlich nicht getätigt! Skeptische Blicke huschten von mir zum Rucksack und zurück! Wir waren aber längst zu einer Einheit verschmolzen, in tiefster und innigster Liebe verbunden und schier für immer untrennbar. Dieser Zustand dauerte ungefähr 8 Minuten an. So lange hat es nämlich gedauert, bis mein Herzblatt den Rucksack mit diversen Campingutensilien und Zeugs von mir gefüllt und bepackt hatte. Dann verschwanden die beiden im Bad, wogen sich gemeinsam und er steckte mir das toll aussehende Exemplar meiner Backpacker-Träume entgegen.
„Bist du wirklich sicher, dass der nicht ein ganz bisschen zu groß für dich geraten ist? Du musst ihn ja nicht nur packen, sondern auch tragen können.“ Als ob ich das nicht wüsste. Natürlich wollte ich ihn tragen, am liebsten sofort um den ganzen Erdball! So ein Miesepeter, dem würden Super-Kajka und ich es zeigen. Das konnten wir nicht auf uns sitzen lassen und so schulterte ich schwungvoll meinen neuen Freund und kippte direkt um. Einfach so aus der Kurve geschleudert! Wums, weg war ich!
Boah war ich sauer und versuchte mich wie ein Maikäfer wieder aufzurichten, was jedoch mit dem „Monster“ auf meinem Rücken aber gar nicht so einfach war. Ich konnte den Kopf nicht wirklich heben, da er dauernd gegen den Rucksack schlug und allein das Aufstehen fiel mir unheimlich schwer, da mich der Rucksack mitsamt seinem Gewicht zu allen Seiten nach unten ziehen wollte. Der Fiesling, wir waren doch ein Team. Neue beste Freunde, für immer! Wie konnte er mir nur so in den Rücken fallen! Ich hätte gleichzeitig heulen und schimpfen können. Das tat ich dann vielleicht auch wie ein Rohrspatz, bis Tobi mich schließlich wieder auf die Füße gestellt hatte und prüfend anblickte.
Du hast dir da einen echt genialen Rucksack ausgesucht, wirklich. Der ist wunderschön und hat auch tolle Funktionen. Der kann echt viel, aber wenn du nicht mindestens noch 30 Zentimeter wächst und 20 Kilo zunimmst, oder breitere Schultern bekommst, dann werdet ihr zwei wenig Vergnügen miteinander haben. – Tobi
Boah, waaaas! Ich war traurig. Und ich hab mich geärgert! Natürlich über mich selbst. Und trotzdem musste ich mir eingestehen, dass meine Augen hier größer gewesen waren, als mein Bäuchlein fassen konnte. Ich sah bedröppelt drein und grummelte vor mich hin. Vielleicht ist meine Unterlippe in dem Moment auch vorgeschossen, so wie die Tränen in meine Äuglein.
Tobi hingegen schien irgendwie überhaupt nicht so betroffen. Er umrundete meine fette Beute und begann zu grinsen. „Mir hingegen wird der hervorragend passen! Auch wenn 85 Liter eine echte Ansage sind, aber mit dir an meiner Seite, wird es eh nichts mit dem leichten Gepäck, dann kann ich dem Schicksal auch direkt ins Auge sehen und unseren Kumpel hier in die Freuden des Wanderns einführen.“
Ich war verdutzt. Das war ja nicht gerade mein Plan gewesen, aber bevor ich mir weiter anhören würde, was ich beim Kauf alles nicht bedacht und beachtet hatte, würde ich mich dessen besinnen, was Sinn macht und übergab den Rucksack feierlich an seinen neuen Besitzer Tobi.
Er erklärte mir dann ausführlich, wie wichtig es ist, dass der eigene Wanderrucksack zur Größe und Statur, sowie zum Vorhaben passen muss. Nicht umsonst gibt es extra Frauenrucksäcke, die an den Schultern schmaler und um die Brust herum weiter geschnitten sind. Damit es für uns bequemer ist. Außerdem sitzt dann der Beckengurt ein bisschen anders und auch wenn es mein Vorhaben war, mit diesem Rucksack ganz viel Reisegepäck zu transportieren, bin ich ja trotzdem keine Transportfirma, sondern Freedi mit 164 Zentimetern Körpergröße, was bedeutet, dass mir sind da von Natur aus Grenzen gesetzt sind. Ob mir das nun passt, oder nicht.
Denn um so größer der Rucksack und um so weiter er über den eigenen Körperschwerpunkt hinaus ragt, um so schwieriger wird es, mit ihn im Gehen Balance zu halten und das Gewicht sicher zu stemmen und zu bewegen. Gerade auf unebenen Wegen oder der Über- und Durchquerung von Flüssen kann so eine selbst verursachte Disbalance dann auch schnell gefährlich werden.
Und ja, vielleicht bin ich auch kein Schleppeselchen, sondern eine Wandersfrau und muss lernen, mit Weniger anstatt mit Mehr auszukommen, auch wenn ich damit prinzipiell nicht immer ganz einverstanden bin. Hmpf. Mein Rucksackkauf war also für mich gesehen ein kleiner Reinfall, von dem mich, bei meiner damaligen Entschlossenheit, aber auch kein Verkäufer im Laden nicht hatte abhalten können, aber eben dann doch nicht das Richtige für mich.
Um so schöner also, dass meine Auswahl in Sachen Modell und Farbe nicht nur mir, sondern auch Tobi so gut gefiel, dass er sich auch in unser neues Familienmitglied verguckte. Mittlerweile bin ich über die Phase meiner eigenen Bestürzung auch längst hinweg und sehr froh, selbst stolze Besitzerin eines ebenfalls blauen Kajka Rucksäckchen, zu sein. Allerdings, des Frauenmodells, mit einem Fassungsvermögen von 65 Litern.
Und auch auf die Gefahr hin, dass wir, wenn wir gemeinsam mit unseren blauen Fjällräven Rucksäcken durch die Welt stapfen den Eindruck eines peinlichen deutschen Touripärchens vermitteln, die sich alles in den gleichen Ausführungen und Nuancen kaufen, ist mir das piepegal, denn ich freue mich jeden Tag, an dem ich Tobi mit seinem Kajka vor mir her wandern sehe. Und wenn ich meinen kleinen Trekking Rucksack dann selbst, gut beladen und bequem geschultert an meinem Rücken spüre, macht mich das einfach froh und lässt mich auch innerlich schmunzeln, wenn ich daran denke, wie ich damals versucht habe, den gefühlt größten Rucksack der Welt zu bezwingen. Ich lasse hier mal außen vor, dass es das Rucksackmodell für Männer auch noch in einer 100 Liter Variante gibt!
Materialkunde: Holz & G 1000 bieten alles was das Wanderherz begehrt
Ob beim Fjlärräven Classic 2016 oder auch unserem Ausflug auf die Faröer Inseln oder auch unserer Stippvisite in Slowenien, unser Kajka hat sich zum treuen Begleiter gemausert. Zum einen liegt das natürlich an seiner unglaublich schönen Farbe. Man wird einfach glücklich, wenn man dieses Blau sieht, aber ich finde auch die Haptik spielt hier neben dem schlichten und bestechendem Design eine entscheidende Rolle.
Nicht umsonst wird auch sein kleiner Bruder, der heiß geliebte Fjällräven Kanken, seit mehr als 25 Jahren aus dem für Fjällräven so typischen und lieb gewonnenen G 1000 Material gefertigt. Mit Wachs lässt sich der Rucksack selbst nach einiger Zeit super nachimprägnieren und auch gegen eine gehörige Abreibung in Sachen Wäsche hat er nichts. Das Material macht alles mit und gibt einfach trotzdem immer eine gute Figur ab.
Außerdem wird euch bei der Betrachtung von unseren Bildern auch aufgefallen sein, dass der Fjällräven Kajka nicht wie viele andere Rucksäcke mit einem versteckten Gestänge ausgestattet ist, der ihm Stabilität verleiht, sondern über einen weltweit einzigartigen Holzrahmen verfügt! Das ist nicht nur todschick und ein Muss für alle Naturburschen und -fräulein, sondern hat auch noch einen tieferen Sinn. Denn das Holz bietet dem Rucksack Stabilität und gleichzeitig Flexibilität.
Stellt euch vor, euer Rucksack mit Alugestänge fällt einen Abhang hinunter und kracht auf einen Stein. Das Gestänge verdellt und der Rucksack wird unbrauchbar, irreperabel. Das Holz ist hier viel flexibler. Es kann natürlich auch brechen, aber ihr könnt es dann Notfalls auch selbst vor Ort mit ein wenig Geschick ersetzen und anschließend reparieren lassen. Ich finde das schon einen wichtigen Aspekt und die Tests haben eindeutig bewiesen, dass die laminierten Holzleisten dabei mindestens genauso stabil sind wie das zuvor beim Kajka verwendete Aluminium.
Ein weiterer wichtiger Fakt der diesbezüglich erwähnt werden sollte ist, dass der neue Kajka durch seine Ausstattung mit finnischem Birkenholz, erheblich geringere negative Umweltauswirkungen hat. Der Tragesystem-Rahmen aus Birke punktet damit bei uns auf ganzer Linie. Ich finde es ziemlich beachtlich, dass Fjällräven im Jahr 1960 vom Holz- zum Aluminiumgestell wechselte und zur damaligen Zeit damit eine kleine Revolution in Sachen Rucksackfertigung einleitete, nun aber so mutig ist, diesen Schritt auch wieder zurück zu gehen. Diese Erkenntnis und Entscheidung stell einen Wendepunkt in der Trekkingrucksackkonstruktion dar, den wir nachhaltig denkenden und fühlenden Outdoorenthusiasten sehr begrüßen.
Im Direktvergleich zur Aluminiumstrebe reduziert die Produktion des Holzrahmens aus Birke die CO2-Belastung um mehr als 90 Prozent. Auf die Fertigung des einzelnen Kajka Rucksackes herunter gerechnet verringert sich damit der Gesamt-CO2-Fußabdruck des Rucksackes um 10 Prozent. Und das, ohne in der Funktion oder Belastbarkeit Kompromisse einzugehen, oder zusätzliches Gewicht an Bord zu bringen.
Außerdem ist das verwendete Holz FSC-zertifiziert. FSC bedeutet Forest Stewardship Council und dies ist eine weltweit operierende Organisation, die das Interesse von Mensch und der Umwelt an nachhaltiger Waldwirtschaft vertritt, um das Ökosystem im Gleichgewicht zu halten und Aufklärungsarbeit zu leisten. Tropenhölzer die beispielsweise mit einem FSC-Siegel ausgestattet sind, stammen aus extra angelegten Waldplantagen und sollen die ökologisch unbedenkliche Herkunft des Holzes garantieren.
Gefertigt ist dieses Prachtstück aus einer praktisch unverwüstlichen Synthetikfaser, dem sogenannten Vinylon F. Der große Vorteil dieses Materials ist, dass diese Faser, ähnlich wie bei seinen Kollegen aus der Natur, bei Feuchtigkeit aufquillt und somit bei Regen dichter wird. Durch diese Eigenschaft wird das Gewebe wasserabweisend und im Gegensatz zu Beschichtungen, die durch Abrieb ihre Funktion mit der Zeit verlieren bleibt diese Wirkung dauerhaft erhalten.
Bewährt hat sich Vinylon F bereits seit den 1970er Jahren und ist neben Form und den schönen Farben ein maßgeblicher Grund für den legendären Ruf des Kånken. Neben seiner wasserabweisenden Eigenschaft kommt dieses unschlagbare Material auch noch recht leichtfüßig daher und lässt durch seine extreme Haltbarkeit damit gefertigter Produkte über viele Jahre hinweg nichts an ihrer Funktionalität verlieren und macht sie somit zu treuen Begleitern.
Doch nun zu den Einzelheiten. Wie bei den meisten Wanderrucksäcken lässt sich auch beim Fjällräven Kajka die Rückenlänge sowie Schulterbreite problemlos individuell anpassen, um schmerzenden Schultern und einem verspannten Nacken vorzubeugen. Außerdem wird dadurch die volle Bewegungsfreiheit der Arme zu garantieren. Wie ihr das macht. Ganz einfach. Hierzu alle Riemen lockern, die Mitte des Hüftgurtes auf Höhe des Hüftkamms platzieren und dann schließen. Danach solltet ihr den Schulterträgeransatz am Rucksack so verschieben das er idealerweise zwischen den Schulterblättern liegt.
Stellt ihr den Ansatz zu hoch, dann sitzt er zu nah am Nacken, die Schulterpolster laufen unter die Achseln und die Rückenlänge ist zu lang. Das Resultat, der Rucksack kippt leicht nach hinten. Das kann gefährlich werden. Außerdem verursacht es lästige Scheuerstellen an Hals und Armen! Bei einem zu tief sitzenden Ansatz und sich daraus ergebender zu kurzer Rückenlänge schließen die Schulterpolster zu früh ab, schneiden ein und rutschen leicht ab. Auch davon möchte ich euch abraten.
Verwendet daher vor jeder Wanderung ein paar Blicke und Handgriffe darauf, euren Rucksack wirklich auf seine Einstellungen zu checken und wenn nötig auch nachzubessern. Nur dadurch erreicht ihr auch tatsächlich den hohen Tragekomfort, welchen euch der Kajka, durch seine ergonomisch geformten Schultergurte und den breiten Hüftgurt gewähren möchte.
Zum Beladen des Kajkas stehen euch ausreichend Fächer zur Verfügung. Meine Sorge, zukünftig mit zu wenig Unterhöschen dazustehen, ist auch bei den kleineren Modellen wirklich unbegründet gewesen. Allein der große Deckel verfügt über 2 Fächer von außen, wobei eines die Regenhülle beherbergt und ein kleines Fach von innen für eure Wertsachen. Um etwas Gewicht vom Rucksack zu nehmen oder auch aus stylische oder praktischen Gründen kann der Deckel auch als Hüftgurt oder Umhängetasche verwendet werden. Das habe ich allerdings selbst noch gar nicht ausprobiert, wird aber schleunigst auf der nächsten Tour nachgeholt!
Das Hauptfach lässt sich von oben und vorne beladen, was gerade unterwegs super praktisch ist. Innerhalb der Bodenfläche können idealer Weise Gepäckstücke durch ein Netz auch getrennt verwahrt werden. Wenn das nasse Badehöschen mal mit an Bord soll, sehr praktisch. Durch den Netzstoff kommt Luft an die Ausrüstung und beschleunigt die Trocknung. Ich nutzte diese Möglichkeit aber auch gerne für meine Nachtwäsche, damit es abends, wenn ab in die Federn gehupft werden soll, auch wirklich fix geht. Manchmal, gerade bei Kälte, zählt hier für mich jede Sekunde!
Ihr merkt schon, Tobi und ich sind wirklich zu waschechten Fans unserer Kajka Rucksäcke geworden, deshalb möchte ich es auch nicht versäumen, euch darauf hinzuweisen, dass es ratsam ist, nach jeder wirklich längeren Tour dem Lieblingsrucksack eine kleine Wäsche, gerade im Bereich des Rückens, abzustatten. Natürlich nicht per Waschmaschiene oder Trockner, sondern liebevoll per Hand. Anschließend freut sich das gute Stück über eine kleine Waxung, zur weiteren Imprägnierung, um auch beim nächsten mal wieder topfit in Sachen Imprägnierung zu sein.
Wenn ihr diese kleinen Pflegetipps beherzigt und euren heiß geliebten Rucksack auf für Flüge gut und sicher einpackt, werdet ihr ein Leben lang Freude miteinander haben und unzählige, gemeinsame Abenteuer bestehen.
Ich freue mich auf eure Anregungen und Erfahrungen zum Thema Rucksackkauf und -Pflege und wünsche euch „Gut Fahrt!“