Ich kann meine Freude kaum bändigen, denn ich bin happy, euch in diesem Blogbeitrag von einem meiner schönsten Wandererlebnisse des Jahres zu berichten. Unserer mehrtägigen Tour auf dem Jura Höhenweg in der Schweiz. Insgesamt umfasst der Jura Höhenweg 320 fröhliche Wanderkilometer, gestaffelt in 16 Etappen und feurige, in Po und Oberschenkeln brennende, 13.700 Höhenmeter! Mein Mann Tobias und ich haben uns einigen dieser magischen Abschnitte des Jura Höhenweges gewidmet. Also Achtung, es folgen Tipps und Wanderempfehlungen rund um unsere jüngste Frischlufterfahrung!
Das Wandern ist nicht nur des Müllers Lust, sondern definitiv auch meine. Schon von Kindesbeinen an liebe ich es durch Wald und Feld zu stromern und die Natur zu entdecken. Und seit ich die Schweiz als ideales Ausflugsziel für mich entdeckt habe, freue ich mich über jede Minute, die ich in den Bergen verbringen darf. Denn die luftigen Höhen mit all ihren Aussichten sind für mich immer wieder eine ganz besondere Erfahrung und Herausforderung – die ich nur zu gerne annehme!
Wie ihr aus einen meiner früheren Blobbeiträge vielleicht wisst, umfasst das Wandernetz in der Schweiz mehr als 65.000 Kilometer! Das ist der Wahnsinn! Und weil es natürlich schwerfallen kann, sich bei einem solchen Angebot an Trekkingmöglichkeiten zu entscheiden, stelle ich euch hiermit meine aktuelle Entdeckung vor. Den Jura Höhenweg!
Und keine Angst, auch wenn es sich bei diesem Fernwanderweg um eine sehr große Wanderaufgabe handelt, müsst ihr keinesfalls den gesamten Weg laufen. Ihr könnt euch die Etappen herauspicken, die euch ganz individuell zusagen. Wir haben es genauso gemacht. Wobei das leider dazu geführt hat, dass wir nun auch gerne den Rest des Weges beschreiten wollen 😀
Organisatorisch ist eure Erkundung einzelner Etappen des Jura Höhenweges simpel zu handhaben, denn das öffentliche Verkehrsnetz in der Schweiz läuft genauso gut wie die hiesigen Uhrwerke. Und mit Hilfe der App von SchweizMobil und einer Liste von Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Routen findet ihr euch sehr schnell, sehr gut zurecht.
Damit steht eurer Wanderreise nichts mehr im Wege. Und wer es lieber analog mag, der druckt sich bei swisstopo die notwendigen Wanderkarten direkt aus.
Es besteht außerdem die Möglichkeit eines Gepäcktransportes. Wir haben dafür zum wiederholten Male sehr gerne Eurotrek genutzt. Das Prinzip ist einfach. Ihr hinterlasst an jedem Wandermorgen eure Koffer oder Reisetaschen an der Rezeption eurer Unterkunft und begebt euch mit eurem Tagesrucksack auf Wanderschaft. Während ihr Flora und Fauna des Jura Höhenweges genießt, bringt ein emsiger Fahrer oder eine fleißige Fahrerin euer Gepäck zum nächsten Etappenziel.
Wenn ihr dann abends eure Herberge erreicht, warten Koffer und gemütliche, trockene und warme Kleidung genauso auf euch, wie ein herzhaftes Abendessen! Na, klingt das wie Wandermusik in euren Ohren? Dann nichts wie los!
Jura Höhenweg: Fernwanderweg Nummer 5
Der Ausgangspunkt des Jura Höhenweges ist Dielsdorf unweit von Zürich. Hier könnt ihr eure Tour beginnen und macht euch auf, den Zielort Nyon, welcher 20 Kilometer von Genf entfernt liegt, zu entdecken.
Doch wie ich immer sage, der Weg ist das Ziel! Denn er ist wunderschön und allein die Teilabschnitte, die wir erkunden durften, haben uns sprachlos werden lassen! Denn der Schweizer Jurabogen bietet ein fast mystisch anmutendes Wandererleben. An einigen Stellen erwarten euch herrliche Aussichten. Von den Höhen des Fernwanderwegs könnt ihr je nach Abschnitt, auf die nahe liegende Alpenkette blicken. Und auch die benachbarten Mittelgebirge sind eine Aneinanderreihung von Augenweiden.
Ihr durchquert auf der gesamten Strecke nur 16 größere Siedlungen! Ansonsten erwarten euch nur Natur, sehr viele muhende und farbenfrohe, bimmelnde Kühe, Bergbauernhöfe, Sennereien, und kleine Gasthäuser. Nicht umsonst zählt der Jura Höhenweg, der auch als Fernwanderweg Nummer 5 bekannt – und auf der gesamten Strecke gut ausgeschildert ist, zu den schönsten Fernrouten der Schweiz.
Und keine Sorge, alle Start- und Zielorte sind bestens an den öffentlichen Verkehr angebunden und leicht zu finden. Euch stehen sämtliche Wanderfreiheiten und Erlebnismöglichkeiten offen!
Wir haben unsere einzelnen Etappen in Form von ganztägigen Wanderungen absolviert. Dabei hatten wir keinen Stress. Als es regnete, haben wir den Regen auch mal Regen sein lassen. Und anstatt uns darüber zu ärgern, genossen wir kurzentschlossen ein langes Frühstück! Und das, ohne dabei in Stress zu geraten.
Wenn ihr euch für diesen Fernwanderweg entscheidet denkt daran, ihr habt Urlaub und es geht ums Erleben und nicht um das Abreißen von Kilometern. Ihr könnt euch eure Wandertage so gestalten, wie es für euch passt.
Die einzelnen sehr gut ausgeschriebenen Etappen sind definitiv mit einem moderaten Fitnesslevel schaffbar und für Tagestouren geeignet. Alles was ihr braucht ist Lust und Laune an der eigenen Bewegung, gutes und festes Schuhwerk, einen Regenschutz für Ober- und Unterkörper, sowie euren Tagesrucksack mit Proviant und ausreichend Flüssigkeit.
Falls ihr mehr über unsere Ausrüstung beim Wandern in der Schweiz wissen wollt, empfehle ich euch diesen Blogbeitrag von uns dazu zu lesen.
Wir hatten pro Person 2 Trinkflaschen dabei und das war eine sehr gute Entscheidung. Außerdem haben wir in unseren Rucksäcken immer ein paar zusätzliche Energieriegel, Nüsse und Obst verstaut.

Etappe 7 des Jurahöhenweg: Wir wandern von Biel nach Chasseral (17km)
Wir haben unsere Erkundungstour des Jurahöhenweges in Biel begonnen. Direkt von unserem Hotel aus nahmen wir den Bus nach Frinvillier (Bushaltestelle Le Grillen), um von dort aus unsere Wanderung nach Chasseral anzutreten. Am ersten Tag unserer Reise warteten 17 sagenumwobene Kilometer auf uns. Das ist ein guter Einstieg, denn so hatten wir genügend Zeit die Strecke zu genießen, Fotos zu machen und eine gemütliche Mittagspause einzulegen, ohne in Eile oder Stress zu verfallen.
Ausgehen vom Tal der Schüss, benannt nach dem Fluss, der durch Frinvillier fließt, ging es an diesem Tag fast stetig bergauf. Insgesamt hatten wir 1350 Höhenmeter hinauf zu kraxeln. Aber keine Sorge, es ist keineswegs so anstrengend, wie es hier klingen mag. Denn einige der Höhenmeter schafft ihr ganz einfach, da ihr nur Augen, für die fantastisch grün bemooste und zugewachsene Treppe haben werdet, der ihr folgt.
Ich kam mir vor wie im Zauberwald. Wirklich überall gab es etwas zu entdecken und zu erkunden. Vögel zwitscherten und aus den Nebelschwaden muhte es munter zu uns herüber.
Dieser Abschnitt des Weges ist magisch! Mit jedem Schritt hatte ich das Gefühl tiefer und tiefer in eines meiner Lieblingsbücher einzutauchen. Bemooste Mauern und knarzende Bäume raunten uns ihre Geheimnisse zu.
Und während Tobi zwischenzeitlich seine Kameraausrüstung für Langzeitaufnahmen aufbaute, schlenderte ich zwischen riesigen Steinen hindurch und fand einen für mich magischen Kraftort, an dem ich umgeben von Wurzeln und uralten Bäumen, in einer tiefen Atmosphäre des Waldbadens versank.
Wir überquerten Wiesen und Weiden, waren uns nicht ganz sicher, ob meine Outfitwahl Kühe anlockte oder eher fernhalten würde und fanden den perfekten Pausenplatz auf einer kleinen Anhöhe.
Eichhörnchen zeigten sich und Fliegenpilze säumten unseren Weg. Gigantische Baumriesen rauschten im Wind und die Welt um uns herum verschwamm in mystischen Nebelschwaden.
Am späten Nachmittag erreichten wir den höchsten Punkt des Berner Juras: Chasseral, welcher auf einer Höhe von 1607 Metern über Meeresspiegel liegt.
Auf dem Gipfel des Chasseral befindet sich eine meistens, wenn ihr nicht inmitten von heftigsten Nebelschwaden wandelt, unübersehbare 120 Meter hohe Einrichtung für moderne Kommunikationstechnik. Soll heißen eine Antenne, die ihres Gleichen sucht.
Wir hatten tatsächlich Probleme sie zu finden! Und das will ehrlich gesagt was heißen! Als wir dann aber doch fast mit unseren eingemummelten Köpfen gegen ihre Pfeiler stießen, haben versucht hier ein wenig Schutz vorm Regen zu finden.
Jedoch mussten wir feststellen, dass die Winde des Tages es liebten, um die Anlage herum zu pfeifen und so entschlossen wir uns zügig weiter zu ziehen.
Mein Tipp an dieser Stelle: Wenn Regen, gerne auch in Kombination mit heftigem Wind, einsetzt, schlüpft in eure Regenausrüstung, auch wenn das Ziel nicht mehr fern ist. Es lohnt sich. Denn dann kühlt ihr nicht völlig aus und habt es viel leichter gesund und munter zu bleiben!
Sobald ihr einmal bis auf die Knochen durch seid, ist es auch beim aktiven Wandern unsagbar schwer warm zu bleiben. Glaubt mir, ich weiß wovon ich hier spreche!
Für alle diejenigen, die diesen Punkt bei Sonnenschein erreichen, hier ein kleiner Hinweis: Der Gipfel liegt in einem Naturschutzgebiet, in welchem unter anderem Gämsen und Murmeltiere leben. Nutzt die Gelegenheit und haltet hier unbedingt inne und Ausschau nach diesen fabelhaft putzigen und flinken Bewohnern des Jura. Und schickt mir ein Bild, wenn ihr sie erspäht habt!
Wie gesagt, bei uns war es so neblig, ich hätte schon über eins der Fellkneule stolpern müssen, um es zu entdecken.
Außerdem erwartet euch ein Weitblick über das Mittelland mit dem vorgelagerten Bielersee. Und mit viel Glück, gibt’s obendrauf bei guter Sicht einen unvergesslichen Ausblick auf die in der Ferne thronenden Alpen. Na, das klingt doch nach einem perfekten Tagesabschluss, oder?
Etappe 8 des Jura Höhenweges: Von Chasseral nach Vue des Alpes (20km)
Je nachdem wie ihr eure Übernachtung wählt, schlaft ihr direkt im Hotel auf dem Berg, oder in einer der Unterkünfte unten im Tal. Falls ihr euch für die zweite Option entscheidet, erhaltet ihr eine Telefonnummer von eurem Gastwirt, der euch abends bei Bedarf einsammelt und in der Frühe wieder hinaus auf den Berg bringt! Denn dann kann der Wanderspaß direkt und unbeschwert weiter gehen!
Wir waren rein wettertechnisch an unserem zweiten Wandermorgen etwas zu optimistisch und mussten direkt mit Regensachen nachrüsten! Das machte aber gar nichts, denn steckt man erst einmal in der Ganzkörperpelle, stehen einem sämtliche Möglichkeiten offen! Regen dringt nicht an die Haut! Nur das leichte Tröpfeln ist auf der Kapuze zu hören! Und so marschierten Tobi und ich einem kleinen Pfad folgend eine Kuhweide entlang.
Das Etappenziel des Tages hieß Vue des Alpes und bis wir dort ankommen sollten, hieß es erstmal fröhliche 20 Wanderkilometer zu bändigen. Wir mussten uns folglich steigern. Und das taten wir auch. Gemütlich verfielen wir in einen fast meditativen Wandertrott, der nur vom Auftauchen eines rot leuchtenden Fuchses auf unserem Weg unterbrochen wurde.
Mein Herz schlug vor Freude einen Purzelbaum als mir Tobi von seiner Beobachtung berichtete. Doch so schnell wie der Füchsling aufgetaucht war, ist er auch wieder im hohen Gras des Weidelandes verschwunden.Und so sehr ich die uns umgebenden Kühe auch nach diesem Wildling befragte, konnten sie mir doch keine Auskunft darüber geben wo er hingelaufen war.
Dafür waren die Kühe selbst äußert neugierig und beäugten uns herzlichst, als wir von Weide zu Weide zogen. Mir war bis dahin gar nicht wirklich klar, wie viele unterschiedliche Kuharten es überhaupt gibt! Aber ich sollte an diesem Tag so einigen von ihnen begegnen, dass ich eines weitaus besseren belehrt wurde!
Es gibt Kühe fast in allen Farben und Formen. Von groß bis klein, weiß bis tiefbraun, gescheckt, gefleckt, langbeinig, dickbäuchig und stupsig kurz geraten. Es gibt praktisch nichts, was es nicht gibt! Wie herrlich!
Dank meiner Forschungstätigkeit bemerkte ich die 700 Höhenmeter Aufstieg fast gar nicht, die wir hinter uns brachten. Denn zwischen den einzelnen Anstiegen lagen immer wieder kleine Höfe, Wälder und wunderschöne Wanderabschnitte, die uns die Sprache verschlugen!
Sogar einer Babyfeldmaus begegneten wir. Sie wirkte etwas wacklig auf den dünnen Beinchen und wir beschlossen unseren Apfel mit ihr zu teilen.
Wir schlenderten sogar einige kleine Straßen entlang, entdeckten eine selbst gebaute Bude im Wald, machten unter einem riesigen Baum Rast, legten ein Nickerchen ein und tippelten dann, pünktlich zum Sonnenuntergang dem Abstieg entgegen. Denn wenn man so fleißig hinauf wandert, darf man irgendwann auch wieder hinunter!
Und so erreichten wir geschafft, glücklich und pünktlich mit den nächsten einsetzenden Regenschauern gegen Abend die Passhöhe Vue des Alpes in 1283 Metern Höhe.
Im hiesigen Gasthaus kehrten wir ein. Und nachdem wir eine heiße Dusche genossen und eine warme Suppe in unseren Bäuchen hatten, fielen uns auch alsbald die müden Knopfäuglein zu.
Etappe 9 des Jura Höhenweges: Von Vue des Alpes nach Noiraigue (22km)
Unser dritter Wandertag begann genauso regnerisch, wie der vorangegangene geendet hatte. Doch davon ließen wir uns nicht abhalten! Und während ich mir die Bettdecke weit über die Nase zog, um die da draußen vorherrschende Nässe kurz mal auszublenden, checkte Tobi den Wetterbericht. So kam es, dass wir uns noch einmal ganz gemütlich einkuschelten und viel später losmarschierten, als wir es für gewöhnlich taten. Denn laut der Prognose meines Liebsten, sollte sich am Nachmittag die Sonne herauswagen.
Wir frühstückten in Ruhe, packten unsere sieben Sachen und huschelten am späten Vormittag los. Während das erste Stück dieser 9. Etappe des Jura Höhenweges von wunderschönen Laubbäumen und Wurzeln geprägt war, änderte sich dies rasch mit unserem baldigen Aufstieg.
Kaum waren wir oben, auf einem der Bergkämme angekommen, konnte ich mein Glück kaum fassen.
Jemand hatte uns direkt von den Schweizer Bergen ins Schottische Hochland gebeamt! Ok, natürlich konnte dies nicht ganz stimmen, aber beim Anblick von bemoosten Steinmauern und dick wabernden Nebelschwaden fühlte ich mich sogleich in die Highlands versetzt. Und wenn ihr mich fragt, hatte das Gebimmel der Kuhglocken hier oben auch einen Hauch von schottischem Akzent!
Umgeben von Feen und Elfen, kleinen Kobolden und Wiederkäuern schritten wir munter voran. Diese Etappe war unglaublich schön! Und auch wenn mein Mann etwas traurig über die schier unendliche Beharrlichkeit des Nebels war, der uns sämtliche Ausblicke verwehrte, konnte ich nicht anders als mich tierisch zu freuen! Wir waren mitten in den Wolken!
Für mich ein ganz besonderes Erlebnis! Und bestimmt auch viel seltener, als Ausblicke!
Nach unserem Aufstieg von ungefähr 860 Metern ging es nur noch leicht bergauf und bergab. Die meiste Zeit blieben wir in luftigen Höhen und folgten dem natürlichen Verlauf der Bergkämme.
Hier locken bei klarer Sicht natürlich so einige Geheimtipps in Sachen Aussicht. Denn die hohe Bergkette erlaubt bei Sonnenschein, vor allem vom Gipfel Tête de Ran aus, in beide Richtungen eine fantastische Fernsicht.
Naja, falls ihr bei eurer Wanderung diesbezüglich mehr Glück haben solltet, schickt mir unbedingt mal ein Foto! Haha. Ich zeige es dann Tobi und wette mit euch, wenn er es sieht, buchen wir direkt den nächsten Zug ab Richtung Schweiz!
Doch dieser Tag war noch lange nicht zu Ende. Denn die 22 Kilometer, die hier gegangen werden wollten, haben es faustdick hinter den Ohren!
Wir passierten einige kleine Bauerngehöfte und brachten unsere Oberschenkel bei einem gehörig steilen Bergabmarsch zum Glühen. Bevor wir in einer kleinen verlassenen Bushaltestelle Unterschlupf für unsere Rast suchten.
Im Anschluss ging es wieder Abmarsch Richtung Wald. Immer schön hinauf mit uns, bis wir schließlich unseren Augen kaum zu trauen glaubten.
Vor uns spazierte im Schutz des Nebels und des dichten Blätterdaches eine kleine Gämsenfamilie munter umher. Hach waren die zauberhaft und putzig anzusehen und so galant! Von dieser Leichtfüßigkeit kann sich mein eigener Wanderstil noch eine gehörige Scheibe abschneiden!
Höchst motiviert von diesem ganz besonderen Erlebnis, erklommen wir den Aussichtspunkt Tablettes. Und als hätte nicht nur Tobi den Wetterbericht gesehen, sondern Petrus selbst auch, ereilte uns hier das Glück und der bis dahin fest vernebelte Wolkenhimmel brach ein wenig auf und die Sonne lugte hervor!
Ihr könnt euch sicher denken, dass wir eine solche Einladung zum Pausieren, Genießen und Herumklettern natürlich gerne angenommen haben! Ich machte es mir gemütlich und genoss den Ausblick von der Felskanzel auf den Lac de Neuchâtel, auch genannt der Neuenburgersee.
Und Tobi stellte seine Fähigkeit auf die Probe, mindestens genauso gut die Berge hinauf zu klettern wie eine Gämse.
Doch so schön es auch war, unser Zeitplan und der hereinbrechende Abend ließen uns die Rucksäcke wieder satteln, um zum letzten und herausfordernden Teil unseres Weges aufzubrechen. Denn 22 Kilometer laufen sich nicht von alleine. Schon gar nicht, wenn man ausgeschnorchelt hat!
Und so mühten wir uns ab und folgten fleißig und mehr und mehr geschafft, dem Verlauf des Fernwanderweges Nummer 5. Dieser ging so weit unsere kleinen Augen reichten immer stetig leicht ansteigend und abfallend auf dem Kamm des Berges entlang und versorgte uns mit den Anblicken der herrlichsten Baumgiganten.
Wir kamen an Aussichtspunkten und unzähligen Feuerstellen vorbei und schon als ich dachte, dass meine Kräfte mich hier vollends verlassen würden, verlangte der Jura Höhenweg mir noch einmal meine volle Konzentration ab.
Denn am Ende ging es richtig steil bergab ins Val de Travers nach Noiraigue, auch Schwarzwasser genannt. Hier horchen natürlich alle Game of Thrones Fans auf! Haha, ging mir auch so. So viel zu meiner Konzentrationsfähigkeit.
Falls ihr über Wanderstöcke oder Wanderpoles verfügt würde ich sie euch für diese Etappe empfehlen. Dann macht es auch weniger aus, wenn ihr mal kurz gedanklich abtaucht.
Gerade im Herbst kann einem der Abstieg durch die nassen herum liegenden Blätter und den rutschigen, aufgeweichten Boden enorm erschwert werden. Von daher, geht hier gerne auf Nummer sicher. Dann macht das Herunterkommen genauso viel Freude wie der Aufstieg!
Einmal in dem verträumten Dörfchen angekommen brannten mir die Füße, aber ich sammelte alle meine Kräfte, um noch pünktlich zum von Tobi berechneten Zeitpunkt den Bahnhof zu erreichen.
Vor dort aus ging es mit dem Zug nach Couvet, wo wir die Nacht im Hotel De L´aigle verbrachten.
Unsere Rundwanderung: Creux du Van – Die Schweizer Variante des Grand Canyon
Nachdem ich gefühlt am Vorabend schon beim Abendessen vor Erschöpfung fast mit dem Kopf auf der Tischplatte gelandet bin, kann ich euch berichten, dass eine gehörige Mütze voll Schlaf und ein leckeres Frühstück völlig ausreichend waren um alle meine innerlichen Wanderakkus samt Motovationsbarometer wieder auf Höchststand zu katapultieren.
Und so beschlossen wir unseren letzten Urlaubstag zu einem ganz besonderen Highlight werden zu lassen! Wir packten erneut die Wanderrucksäcke, schnürten die Bergschuhe und los ging sie unsere Rundwanderung Creux du Van.
Eine kurze Zugfahrt später erreichten wir Noiraigue. Von dort ging es ungefähr 5 Kilometer steil bergauf entlang des Sentier des 14 contours. Was übersetzt soviel wie Weg der 14 Kurven heißt.
Und glaubt mir bitte, wenn ich euch versichere, dieser Wanderpfad macht seinem Namen alle Ehre. Aber seinen Besuchern bereitet er auch genau damit eine besondere Freude, denn irgendwie jubelte es in mir mit jeder hinter mich gebrachten Wegbiegung auf.
Ich fühlte mich stark und kräftig und wollte unbedingt alle Serpentinen in einem Rutsch schaffen und damit für erledigt erklären. Das ist für mich ein wahrhaft seltenes Gefühl, aber ich nahm es an und gab mein Bestes. Und so kam es, dass wir wirklich kurze Zeit später hoch rot, total außer Atem, schnaubend, schwitzend und überglücklich unser Ziel erreichten: Den Creux du Van.
Oben angekommen traute ich meinen Augen kaum. Die imposante Felsformation Creux du Van wird nicht umsonst als die Schweizer Variante des Grand Canyon betitelt!
Wir fanden uns vor senkrecht abfallenden Wänden wieder, die ein natürlich entstandenes Amphitheater bilden. Wir hatten gar keine Wahl. Wir mussten uns ein Plätzchen zum Ausruhen suchen und wollten diesen unvergleichlichen Anblick unbedingt auf uns wirken lassen.
So etwas hatte ich selbst noch nie gesehen und auch Tobi kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Wir suchten uns ganz am Rand der Felsen ein lauschiges Plätzchen unter einem riesigen Baum, der uns Schatten und Geborgenheit zu spendete. Von hier aus war die gesamte Schlucht hervorragend einzusehen.
Und so blickten wir bei bester Sicht und mit immer noch viel zu schnell klopfendem Herzen auf 160 Meter senkrecht abfallende Felswände, die sich weit über 1200 Meter in die Breite zogen. Laut unserem Reisebüchlein lag vor uns ein 2 Kilometer langer Talkessel, der seines Gleichen sucht! Hört, hört und staunet!
Ein weiterer Fakt in unserem Reiseführer besagte, dass in der Mitte des Kessels eine Quelle entspringt, die „Fontaine Froide“, deren Wasser das ganze Jahr über 4 °C kalt ist. Nun, das konnten wir von hier oben aus natürlich nicht überprüfen. Was wir jedoch konnten, war diesen Augenblick zu feiern und das taten wir auf unsere ganz eigene Art und Weise. Wir genossen die Natur in Stille.
Tobi baute mit leuchtenden Augen seine Fotoausrüstung auf und ich breitete unsere nass geschwitzten Sachen zum Trocknen aus. Schnippelte Äpfel und Birnen. Zupfte so lange an meinem Lunchpaket, bis ich es in den Wirren meines Rucksacks endlich ergattert hatte und genoss jeden Bissen meines herrlichen dicken Senf-Gurken-Salat-Brotes!
Wie genial schmecken bitte Sandwiches in der freien Natur? Und ganz besonders gut mundet so eine Brotzeit, wenn sie so liebevoll für einen zubereitet wurde. Ich war so zu sagen im Himmel, oder naja, jenem auf jeden Fall sehr nahe. Ich mümmelte genüsslich vor mich hin, während Tobi die Kamera fleißig surren ließ.
Seit 1876 steht der Creux du Van unter Naturschutz und gilt damit als frühestes Natur Reservat der Schweiz.
Kein Wunder also, dass wir hier oben nicht etwa alleine waren, sondern ein reger Strom an Besuchern der Naturschönheit seine Aufmerksamkeit schenken wollte.
Zu meiner Verwunderung taten dies jedoch nicht alle so keuchend und schnaufend wie wir! Manche fuhren zum Familienausflug direkt mit dem Auto vor. Die Bergwirtschaft, die hier oben angesteuert wird, heißt Le Soliat und man kann dort regionale Gerichte wie Käsefondues mit Holzofenbrot essen. Und natürlich gibt es auch das nicht ganz geheime Nationalgetränk der Region, Absinth, zu verköstigen.
Und auch wenn das sicher ein feiner Sonntagsausflug ist, war ich froh, dass Tobi und ich uns gemeinsam hier herauf gekämpft hatten. Irgendwie ist es ein besonderes Gefühl, sich so eine Aussicht zu verdienen.
Ich möchte damit niemandem zu nahetreten, es steht jedem Menschen frei Orte so zu erkunden, wie es beliebt. Nur ich für meinen Teil, liebe es per Fußmarsch unterwegs zu sein. Das hilft mir zu endschleunigen und ein besonderes Gespür für die mich umgebende Natur zu erleben.
Und gleichzeitig finde ich es gut und wichtig, wenn solche Naturwunder auch der breiten Masse zugänglich gemacht werden. Nicht jeder Mensch kann überall hin wandern und so ist es doch schön, diese Aussicht auch auf andere Weise zugänglich zu machen.
Wie gesagt, ich fand diese Aussicht einfach unbeschreiblich und absolut teilenswert. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass ich mir die Zeit nahm, hier oben noch eine tiefere Bindung mit der mich umgebenden Landschaft einzugehen. Auf einem nicht weit entfernten Felsvorsprung der Schlucht fand ich für mich das ideale Plätzchen zur inneren Einkehr. Und während mein Mann sich auf eine kleine Fotoexkursion begab und seine Aufmerksamkeit hingebungsvoll jedem Zentimeter der Schlucht schenkte, nutzte ich die besondere Magie des Augenblicks, um ins Spüren zu kommen. Ich meditierte.
Und es machte mich glücklich und froh, die Zeit und die Ruhe zu finden, an einem solch besonderen Ort für mich sein zu dürfen. Ich saß da und betrachtete die sich unter mir ausbreitende Landschaft.
In den vergangenen Tagen hatte Nebel unseren Blick getrübt und Regen unsere Laune heraus gefordert. Doch jetzt, in diesem Augenblick, war alles klar.
Von völliger Ruhe und Gelassenheit erfüllt spürte ich wie sehr ich ankam und wie sehr ich unsere Reise, die uns genau jetzt hierher geführt hatte, genossen habe.
All die anderen Menschen um mich herum verschwanden. Ich sah die Natur. Ich spürte die Freiheit der vor mir liegenden Weite. Ich nahm das Grün in mich auf. Ich atmete die klare Luft ein und nahm war, wie der Wind mich neckte, indem er meine Haare munter flattern und mich kitzeln ließ.
Ich fühlte mich lebendig und dankbar, solch außergewöhnliche Momente nicht nur erleben, sondern auch teilen zu dürfen.
Mit meinem Mann – und mit euch. Denn indem ich euch davon berichte spüre ich erneut, wie Ruhe sich in mir ausbreitet. So als hätte ich ein kleines Stückchen dieser sich entfaltenden Natur aufgenommen und sicher verwahrt.
Wenn euer Wanderweg euch eines Tages an diesen Platz führt, freue ich mich riesig für euch. Denn vielleicht habt ihr auf eurer Wanderschaft nicht nur das Glück, Rehe, Gämsen, einen Luchs oder Auerhahn beobachten zu dürfen, sondern findet genauso wie ich – so ein Stück weiter zu euch selbst.
Die Schlucht der Areuse
Als letztes möchten wir euch noch mit Tobis unbedingtem Exkursionstipp vertraut machen. Zwar liegt dieser Abstecher nicht auf dem Rundwanderweg, aber wenn ihr die Wanderschuhe schon mal anhabt, dann solltet ihr sie auch zum Glühen bringen. Denn während ich mich der Schönheit der Meditation, Weite und des waldigen Abstieges verschrieb, erkundete mein lieber Mann die Schlucht der Areuse zwischen Noiraigue und Boudry.
Es ist gar kein Problem die Schlucht über einen angelegten Wanderpfad entlang mit unzähligen Treppenstufen und Brücken zu durchqueren. Alles was ihr dafür braucht ist etwas Muße und Zeit, euch auf dieses Abenteuer einzulassen.
Und es wird sich lohnen, denn der Eingang zur Schlucht ist nur 1 Kilometer vom Bahnhof in Noiraigue entfernt. Von dort aus warten 11,5 Kilometer darauf von euch erkundet zu werden. Wenn ihr eure Rundwanderung früh startet, sollte dieser Abstecher locker zusätzlich machbar sein.
Und wem das zu lang ist, der kann natürlich auch abkürzen und in „Champ du Moulin“ die Bahnstation für eine vorzeitige Rückfahrt beispielsweise nach Noiraigue nutzen.
Wer Tobi kennt weiß, er geht den ganzen Weg und das voller Inbrunst und Genuss! Und so wird es hier niemanden wundern, dass er von dieser Tour überglücklich zurückgekehrt ist. Besonders imposant war für ihn das Schluchtenerlebnis bei der alten Steinbrücke beim Saut de Brot, wo sich das Wasser seinen laut rauschenden Weg durch die engen Felswände sucht.
Der ideale Ort, um eine Pausenzeit einzulegen, oder sich einfach diesem besonderen Anblick hinzugeben.
Solltet ihr diesen Wanderweg einschlagen, entdeckt ihr Naturidylle in Form eines schmalen Tales. Im Mittelteil wird dieses dann etwas weiter und am Ende erwarten euch erneut gigantisch emporragende Felsentürme. Hier fließt die Areuse wieder rasant und lautstark durch das Kalkgestein Richtung Mittelland.
#verliebtindieschweiz
So und nicht anders heißt wohl eines der meist genutzten Hashtags auf Instagram, wenn man sich zum Thema Schweizreise auf den Social Media Plattformen umblickt.
Und auch wenn dieses Wortgeflecht etwas kurz und platt zu sein scheint, treffen die Worte doch des Pudels Kern. Denn auch wir sind mehr als nur „verliebt in die Schweiz“!!! Auf all unseren Reisen haben wir hier Besonderes erlebt und erfahren dürfen. Wir haben liebevolle und hilfsbereite Menschen getroffen und echte Gastfreundlichkeit erlebt.
Wir haben es uns schmecken lassen und das nicht nur im 5 Sterne Restaurant, sondern uns ebenfalls durch Dorfgaststuben und örtliche Molkereien verköstigt. Wir haben lernen dürfen wie man Käse auf der Alm produziert, was es bedeutet in den Bergen wandernd und auch mit dem Fahrrad unterwegs zu sein.
Wir wissen was es im Gepäck zu haben gilt und wieso eine Reise in die Schweiz ein Ereignis im eigenen Leben ist, das für immer bleibt. Denn im besten Falle schafft ihr nicht nur Erinnerungen, sondern findet Freunde fürs Leben. Oder gar ein Urlaubsland, dass so vielfältig ist, dass es wiederholt besucht werden möchte!
Wenn euch die Bergsehnsucht packt, dann ist mein Tipp für euch: Wehrt euch nicht, sondern packt eure sieben Sachen. Schnappt euch euren Lieblingsmenschen und genießt die Natur.
Erfreut euch am Draußen Sein. An wunderschön angelegten Wanderwegen und lasst euch vom Leben überraschen. Denn es wird euch eure Wanderung mit einer ganz eigenen Portion an Erfahrungen und Herausforderungen, witzigen Momenten und unvergesslichen Erlebnissen versüßen.
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