Was Gedanken zum Thema Nachhaltigkeit angeht, ist Fjällräven unter den Outdoormarken ganz weit vorn. Nun sind sie noch einen Schritt weiter gegangen und bringen die ersten Pullover heraus, die komplett aus Wolle der eigenen Fjällräven-Schafe bestehen. “Mit Liebe produziert” bekommt hier also nochmal eine ganz neue und vor allem kuschelig lebendige Definition.
Wir durften mit Fjällräven in Richtung Åre reisen und die flauschigen Gesellen ganz aus der Nähe kennen lernen. Dabei haben wir nicht nur jede Menge über Wolle gelernt, sondern einmal mehr erfahren, über wie viele Dinge eine große Outdoormarke wirklich nachdenken muss.
Auf nach Brattlandsgården – Die Farm der Fjällräven-Schafe
Brattlandsgården ist einer der ruhigsten Orte, die ich bisher bei Freiseindesign kennen lernen durfte. Die Farm ist direkt am St. Olaf Trail gelegen, einem Pilgerpfad durch Schweden und strahlt die Ruhe eines Fleckchen Erde aus, wo das Entspannen leicht fällt.
Hier gibt es im September, bevor die Skisaison losgeht, in erster Linie ganz viel Stille und einen weiten Blick, unterbrochen nur von kleinen Holzhäusern, weiten Wiesen und nasskalter Luft. Ein perfekter Ort, um ein wenig die Gedanken schweifen zu lassen und die ganze schwedische Herzenswärme der Farmbesitzerin Natasha Skott auf sich einprasseln zu lassen.
We have many two- and four-legged friends on the farm: pigs, sheep, chickens, geese and horses. All animals are going outside all year round and enjoy the sun that usually shines on the hill. – Natasha Skott, Brattlandsgården
Uns erwarten leckeres Gebäck, gemachte Betten, ein knisterndes Kaminfeuer und jede Menge Schaf-Expertise, denn genau deswegen sind wir ja gekommen. Philipp Klöters, Freiseindesign Freund und Head of PR Fjällräven International erzählt uns mehr über das Unternehmen, ist offen für alle unsere Fragen und weiht uns gemeinsam mit Christiane Dolva, der Fjällräven Sustainability Managerin, in die Geschichte der Fjällräven-Schafe ein.
Das Swedish Wool Project – Pullover, produziert nach den höchsten Ansprüchen
Fjällräven ist bekannt dafür, Produkte mit einem zeitlosen Design zu erschaffen. Ganz salopp würde ich tatsächlich sagen: Es ist sehr einfach, Fjällräven Sachen schön zu finden. Und wie ihr vielleicht mitbekommen habt, haben wir im Team sogar zwei waschechte Fans der Marke! Ich traf bisher kaum jemanden, dem die Kleidungsstücke nicht gefielen, denn das Design ist von der Tasche bis zur Jacke wirklich zurückhaltend, praktisch, zeitlos und ästhetisch.
Make things that last for a long time. – Fjällräven
Bei Fjällräven spricht man von der so genannten emotionalen Langlebigkeit der Kleidungsstücke. So werden beispielsweise Jacken der Marke, die schon Oma tagtäglich überstreifte, heute noch ab und an von den begeisterten Enkeln getragen. Auch Christiane ist so eine Enkelin und grinst ein bisschen stolz, als sie erzählt, dass ihre Lieblingsjacke von Fjällräven tatsächlich ein Kleiderschrankfund von der Großmutter ist.
Nun also wird es die erste Generation unverwüstlicher Schwedenpullis geben, von denen die im Arm kuschelnden Enkel eines Tages erfahren werden, dass es die allerersten aus ganz eigener Fjällräven Schafzucht waren. Aber warum ist das Swedish Wool Project eigentlich so ein wichtiger Durchbruch?
Die immer mehr von informierten Konsumenten geforderte vollständige Traceability, also die Rückverfolgbarkeit des Materials bis zum einzelnen Tier, hat Fjällräven für Daunen mit dem Down Promise bereits vorbildlich erreicht. Als nächsten Bereich wollen sie nun alle Verstrickungen aus dem Bereich Wolle verbannen. Denn die Traceability von Wolle ist tatsächlich eine echte Herausforderung, wie wir während unseres Aufenthalts erlernen.
Das Herkunftsproblem – Stammt Öko-Wolle wirklich immer von glücklichen Schäfchen?
Die Wolle, die ein Unternehmen ankauft, kann zwar mit bestimmten Siegeln bewertet sein, die eine entsprechende Qualität nachweisen (zum Beispiel, dass die Tiere nicht durch Mulesing gequält wurden oder dass die Wolle selbst unbehandelt von chemischen Stoffen blieb) – jedoch gibt es hier oft mehrere Zwischenhändler und kaum eine Möglichkeit wirklich herauszufinden woher die Wolle ganz exakt stammt und wie es dem entsprechenden Tier ergeht.
Die Wollproduktionen sind oft in große Länder wie Neuseeland, Afrika oder Australien ausgelagert, weil es in diesen Ländern riesige Farmflächen gibt. Aus diesen Ländern beziehen dann die Zwischenhändler die Wolle und verkaufen sie in großer Menge weiter an die Unternehmen.
Nun ist es als Konsument außerhalb der Branche immer sehr einfach zu sagen: “Na das muss man doch alles kontrollieren können! Das kann doch nicht schwer sein!” Und doch ist es schwer. Interessant wird es nämlich, wenn man sich vor Augen führt, dass auch Unternehmen, die auf der Suche nach guten Rohstoffen sind, teilweise den Schlupflöchern der Gesetzgebung zum Opfer fallen.
So ist es beispielsweise Produzenten möglich, Wolle mit Zertifikat zu verkaufen, die „garantiert“ nicht chemisch behandelt wurde. Die feine Nuance macht hier den Unterschied: Das Schaf nämlich, als ganzes Tier mit der Wolle noch am Körper, kann durchaus chemisch behandelt werden, meist durch so genanntes Dipping. Wolle und Schaf sind rechtlich nämlich in vielen Ländern ganz und gar nicht dasselbe.
Ob Schafe der oftmals gefährlichen Prozedur des Dipping ausgesetzt werden, ist also nicht unbedingt für die Firmen sicher festzustellen – selbst, wenn diese auf verschiedenen Zertifikaten bestehen. Dipping bedeutet, dass die Tiere in ein Becken getrieben werden, welches mit chemikaliengetränktem Wasser gefüllt ist, um beispielsweise dauerhaft Parasiten abzuhalten. Sicher zu stellen, dass keine Wolle von geschädigten Tieren angekauft wird, kostet eine Marke sehr viel Zeit und Arbeit und ist dennoch nicht immer möglich.
In diesem Video vom Bayer wird das moderne Sheep-Dipping beispielhaft anhand einer kleineren Schafherde erklärt – doch ich bitte euch, statt einfach zu sagen: “Ist doch alles super easy!” einmal darüber nachzudenken, dass wir innerhalb unserer Gesellschaft ja auch den Kindern Bücher und Filme von fröhlichen Farmtieren auf kleinen Farmen zeigen, um zu erklären, woher der Burger auf dem Teller kommt. Dass die Realität eben nur in der Minderzahl der Fälle entsprechend sympathisch ausschaut, das wird gerne verdrängt.
Aufgrund der Aggressivität der Dipping-Chemikalien können die empfindlichen Schleimhäute der Tiere durch Verätzungen zu Schaden kommen. Gerade schwache Tiere können durch ertrinken bereits während der Prozedur versterben. Wer unsicher ist, ob er nun glauben soll, dass die Chemikalien giftig sind, der kann sich zum Beispiel einmal den öffentlich einsehbaren Code of Practice für das Sheep Dipping in Schottland näher anschauen – die permanenten Hinweise, dass ein gedipptes Schaf nicht an einer Quelle oder anderem potentiellen Trinkwasser vorbei, oder über einen Gully laufen darf, sprechen für sich.
Zumeist kann die Herkunft der Wolle inklusive der Behandlung der Tiere also für große Firmen nur angenähert werden, wenn man – wie Fjällräven – mehr will, als so eine Annäherung, muss man sich sehr aufwändig durchfragen und gelangt dennoch nicht immer zum Ziel.
Mit einer eigenen Schaftzucht löst sich das Problem jedoch in Luft auf, denn alle Werte liegen unmittelbar im Unternehmen vor und alles kann direkt kontrolliert werden.
Da jedoch eine globale Marke wie Fjällräven nicht von heute auf morgen riesige Herden Fjällräven-Schafe zur Verfügung hat, gibt es mit dem Swedish Wool Project aktuell ein Pilotprojekt für die firmeninterne Wollproduktion, das von nun an immer weiter wachsen soll.
Fully-traceable 100% Swedish Wool Sweaters – Die Pullis der Fjällräven-Schafwolle

Hallo ihr Schäfchen! Wir besuchen die Fjällräven-Schafe auf der Weide
Fjällräven hat für sein Swedish Wool Project nicht von ungefähr Schweden als Standort ausgewählt, denn hier herrschen die weltweit schärfsten Regulierungen für die Wollproduktion. Was auf Farm Brattlandsgården geschieht, wird nicht ohne Grund als small-scale-best-practice-project bezeichnet. Ein ganzheitlicher Ansatz sorgt für guten Boden und hervorragende Wolle.
Die Schäfchen der Brattlandsgården Farm gehören zwar anteilig Fjällräven, werden aber von Farmerin Natasha Skott und ihrer Familie liebevoll aufgezogen und gepflegt. Die Schafe grasen ganzjährig draußen auf abgetrennten Weideflächen. Jede der Weideflächen ist für sich genommen relativ klein, so wie ihr es auf den Bildern sehen könnt. Dies hängt damit zusammen, dass im Rahmen des Projekts die Schafe nicht nur für kuschelige Wolle zuständig sind, sondern auch durch das Grasen und Trampeln auf dem Boden fleißig anregen, dass in eben jenem Boden CO2 gebunden wird.
Weil für diesen Bindungseffekt die kleinen Hufe wirklich ordentlich trampeln müssen, gibt es statt einer riesigen Wiese viele kleine, die von den Schafen häufig, teilweise sogar täglich gewechselt werden.
Wir durften bei so einem Weidewechsel mithelfen und waren nicht nur verblüfft, wie ernst Hütehündin Wilda ihre Aufgabe tatsächlich nahm, sondern auch wie flink die Schäfchen durch das Gatter strömten um die neue Weide in Besitz zu nehmen.
Viel Hilfe ist hier tatsächlich nicht nötig, denn die Schafe haben schon, als sie Natasha gesehen hatten, begeistert angefangen in Richtung der neuen Weide zu trotten. Auch die Freude auf Natashas Gesicht beim Umgang mit den Tieren spricht Bände – echte Tierliebe sieht man eben doch auf den ersten Blick.
Inspire more people to get outside. – Fjällräven
Vom Schäfchen zum Pulli
Wir sind bei der Schafschur dabei
Die Jämtlandsfar Schäfchen, wie die Fjällräven-Schafe wirklich heißen, sind eine spezielle Züchtung. Sie vereinen das traditionelle robuste Schwedenschaf und das flauschige wetterbeständige Merinoschäfchen in sich und sind damit ideale Wollproduzenten für wunderbare Fjällräven-Pullis.
Damit es jedoch vom dick bewollten Schaf zum Kuschelpulli im Schrank kommt ist noch ein Stückchen Weg zu gehen. Zuallererst beginnt es mit dem Surren der Schermaschine um sanft und geduldig Schaf und Wolle voneinander zu trennen.
Im Gegensatz zu großen Farmen in denen oft ohne Rücksicht auf Verluste in Masse Tiere geschoren und dabei nicht selten verletzt werden, legt man auf Brattlandsgården wert darauf, dass das Tierchen die Prozedur so bequem und sicher wie möglich hinter sich bringen kann.
Statt das Tier durch Festhalten und auf den Rücken drehen zu fixieren, haben sich Natasha Skott und ihre Schermeisterin für eine Methode entschieden, die ein bisschen an eine Autohebebühne erinnert. Das Schaf wird auf ein Gitter geführt und anschließend über einen Hebel “aufgebockt.” Dadurch wird das Schaf beim Scheren leichter erreichbar und eine unnötig lange oder gar gefährliche Prozedur wird so von vornherein verhindert. Das Schaf schien mir erstaunlich unaufgeregt, auch wenn die Konstruktion auf den ersten Blick schon irgendwie dramatisch aussah.
Selbst als sein Hals von Natasha vorsichtig fixiert wurde, damit es im Eifer des Gefechts nicht doch bei einem Satz zur Seite verletzt werden könnte, blieb es völlig ruhig. “Das ist aber auch schon ein erfahrenes Schaf” verrät mir Natasha auf meine Nachfrage “beim ersten Mal sind sie doch etwas aufgeregt!” Verständlich, finde ich – ich bin ja früher als Kind auch nicht gern zum Haareschneiden gegangen.
Nach ein paar gekonnten Schwüngen mit der Schere hat Schafi es dann auch schon geschafft – oder geschaft? Hihi! – Und es geht nackend zurück zu den noch angezogenen Artgenossen, die im Vorraum des Stall-Friseurs schon auf ihren Einsatz warten.
Wenn alle Schafe von Brattlandsgarden ihre Wolle gelassen haben, dann wird diese nach gründlicher Trocknung in die Spinnerei Ullforum transportiert. Hier kennt sich Lena Pehrsson damit aus, wie aus dem Rohmaterial ein schönes Garn für Pullis gemacht wird.
Und weiter gehts zur Spinnerei
Bei einem spannenden Einblick hinter die Kulissen dürfen wir uns in der kleinen Fabrik umsehen. Zuerst wird die Wolle gewaschen – dabei verliert sie einiges an Lanolin und so wandern auf etwa 10 Kilogramm gewaschene Wolle nur noch 7 Kilogramm aus der Maschine. Der Rest ist das aus der Wolle gewaschene Wollfett. Dieses wird jedoch nicht verschwendet, sondern aus dem Wasser extrahiert und für Kosmetikprodukte benutzt.
Was ich besonders spannend fand: Das Waschmittel für die Wolle wird aus Käseüberresten gefertigt!
Aus dem Ullforum habe ich ein paar spannende Infos zu altbekannten Problemen mitgenommen:
- Wolle kratzt deswegen manchmal, weil die Fasern sehr dick sind und sich nicht verbiegen. Das nehmen wir dann als Druck auf der Haut wahr, der sich “kratzig” anfühlt.
- Pilling entsteht, weil die Fasern der Wolle sehr kurz sind und sich deswegen aus dem Gewebe herausziehen
- Kleidung, die aus Lammwolle besteht, hat immer am Anfang Pilling, das man einfach abscheren kann. Es existieren viele angebliche Lammwollprodukte auf dem Markt, die eigentlich aus anderer Wolle bestehen.
- Es ist ein Mythos, dass Wolle kein heißes Wasser verträgt. Dass die Kleidung einläuft hängt nicht mit dem Wasser zusammen, sondern mit der Bewegung der Trommel, weil die Wolle sich dadurch an diversen Stellen verfilzt und schrumpft. Lena legt Pullover zum Reinigen in 65 Grad warmes Wasser für circa eine halbe Stunde ein und achtet immer auf ein Waschmittel mit einem PH-Wart von 7, damit die Wolle einen Rest Lanolin behält und geschmeidig bleibt.
- Preisgünstige Kleidung verzieht sich häufig nach dem Waschen. Dies passiert, weil die verwendeten Garne nur in eine Richtung gesponnen wurden – das Kleidungsstück “dreht” sich sozusagen in Garnrichtung mit.
Es gibt sie nur einmal: Die ersten Pullis der Fjällräven-Schafe kommen am 16. November!
Die ersten 120 Pullover werden am 16. November sowohl online als auch in einigen ausgewählten Geschäften zu erstehen sein. Wer sich so ein Teilchen ergattert, der wird für immer Besitzer einer der ersten eigenen Fjällräven-Wollpullis sein und das schöne an der klassisch hochwertigen Fjällräven-Verarbeitung ist, dass sie ganz sicher auch noch von euren Enkeln geliebt werden! Ich kann euch auf jeden Fall sagen, dass unter uns Fjällräven-Liebhabern bei Freiseindesign schon so einige Augen auf die nachhaltigen Pullis geworfen werden!
Mit seinem einfachen, klassischen Stil wird dieser Sweater auch in einigen Jahren noch großartig aussehen. Die Qualität ist fantastisch – weich und nicht kratzig. Die verwendete Wolle hat Werte zwischen 19 und 21 Micron. Zum Vergleich: Merinowolle liegt zwischen 17 und 24 Mikron, und je niedriger der Wert ist, desto feiner ist die Wolle. – Fjällräven