In unserer Reihe Mehr als ein Foto erzählen wir dir die Hintergrundgeschichte zu einem Bild. Wir teilen unsere Erinnerungen und verraten all das, was in unseren Köpfen ist, wenn wir es ansehen. Dieses Mal entführt uns ein Foto in die Dornensavanne vor Osian in Indien.
Nach fast zwei Wochen Staub, Lärm, Farben und Getümmel in Indiens großen Städten beschließen wir, wenigstens für einen Tag die ruhigere Seite dieses Landes kennen lernen zu wollen. Wir buchen einen Kameltrip in die Dornensavanne vor Osian – empfohlen von Lonely Planet. Was wir dort sehen werden? Wir wissen es nicht. Klar ist, dass dieser Trip für Touristen gedacht ist; klar ist, dass wir Touristen sind. Ein Wagen holt uns in Jodhpur vor dem Hostel ab. Pünktlich. Das erste Mal in Indien.
Wir fahren nach Osian, bestaunen den Tempel der Stadt mit nackten Füßen, schlagen die Augen nieder, als wir die Schweine und Ziegen draußen den Müll fressen sehen. Ist es nicht verrückt, all die Verpackungen, all den Müll einzuführen, aber das Entsorgungssystem nicht? Ist das Indien? In den zwei Wochen haben wir bereits zu viele solcher Bilder gesehen.
Am Rande der Dornensavanne angekommen warten sie auf uns: zwei Kamele. Schöne Tiere, gut sehen sie aus. Wir werden sie noch morgen an uns riechen können. Ich streichle meinem Kamel über die Nase, verstehe ihren Namen nicht. Hätte ich doch nachgefragt. So bleibt sie für mich namenlos. Eine Dame mit einer Art Ring durch die Nase. Und ich frage mich, ob es nicht auch ein Halfter getan hätte?
Der Ritt durch die Dornensavanne ist magisch. Stille breitete sich aus. Das erste mal in Indien kann ich meine Gedanken laut hören. Vogelstimmen erheben sich. Trockene Sträucher und wüstiger Sand säumen das Gebiet soweit das Auge reicht. Kein Müll, nur Natur und ein paar Häuser. Ja, wir sind Touristen – aber wenn das auch Indien ist, lasse ich mein Geld am liebsten hier. Still trotten wir den ausgetretenen Pfad entlang. Ich streichle mein Kamel, bedanke mich bei ihr. Vielleicht bin ich zu sentimental, doch es fühlt sich richtig an.
Antilopen springen ins Blickfeld und verschwinden im nächsten Atemzug in Richtung Horizont. Links und rechts tauchen kleine Höfe auf. Kühe und Schafe fressen trockene Gräser, laufen frei. Ich merke wie gut es tut, Tiere grasen zu sehen, statt im Müll steckende Schnauzen zu entdecken. Verrückte Welt. Es fühlt sich ein bisschen an, als ob hier alles noch in Ordnung ist. Auch das ist Indien. Und ich bin froh, dass ich hier war.
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