Gallipienzo ist ein spanisches Dorf in der Region Navarra. Ein Dorf, dessen Einwohner es fast vollständig verlassen haben, denn in Gallipienzo hing die Zeit immer irgendwie ein bisschen hinterher. Heutzutage brauchen die Menschen Strom, wollen Internet und Fernsehen – all das kam hier erst spät an.
Die Menschen verließen das kleine Dorf, das so friedlich in den Hügeln hängt, als ob es warten würde, dass seine Menschen zurück kehren. Etwas mehr als 30 Leute wohnen noch hier (inzwischen natürlich mit Strom & Co.) und ich hätte mich zu gern mit ihnen unterhalten – doch unsere Gruppe kam im Dunklen an und fuhr am Morgen schon wieder los. Dazwischen schwang ich fleißig meine Kamera und habe versucht das bezaubernde Wesen des menschenleeren Dörfchens und seiner Umgebung einzufangen.
Nachdem die Menschen irgendwann weggezogen waren, weil es lange Zeit keinen Strom hier oben gab, verfiel das Dorf immer mehr. Bald wohnten von einst tausend nur noch dreißig Einwohner hier. Doch nach und nach kamen die Menschen zurück und renovierten die alten Gebäude. Eines der fast schon verfallenen Häuser haben Patxi und Ramón vor einigen Jahren restauriert und zu einem wunderschönen kleinen Hotel umgebaut. Liebevoll mit vielen kleinen Details sind die Räume und einzelnen Zimmer eingerichtet. – Nicole Biarnes von Freibeuter Reisen
Das Heredad Beragu Hotel in Gallipenzo
Die Nacht in Gallipienzo verbrachten wir in der Heredad Beragu. Ein Hotel, das sich vom Gemütlichkeitsgrad her definitiv mit der kleinen Hütte im Soho Farmhouse messen kann und das für einen wirklich bezahlbaren Preis! Ich habe mich hier trotz des kurzen Aufenthaltes so wohlgefühlt, dass ich den Geheimtipp Gallipienzo unbedingt mit euch teilen wollte. Zu gern wäre ich hier wandern gegangen und Abends in mein zauberhaftes Zimmerchen zurück gekehrt.
Liebevolle Einrichtung und kleine Details dominieren das Zimmerchen. Die Steinwände gefallen mir besonders gut! Das Badezimmer ist teilweise offen, also ein Waschbecken in meinem Zimmer und dabei total gemütlich! Alle Zimmer unterscheiden sich voneinander, aber alle sind mit der selben Liebe eingerichtet, die man schon am Empfang und beim Essen zu spüren bekommt.
Vom Hotel aus lässt es sich wunderbar wandern, Vögel beobachten oder mit dem Auto zu den vielen anderen sehenswerten Orten in Navarra fahren. Besonders die großen Geiervögel und Adler hier sind toll zu bestaunen. Und weil das Hotel so ausgerichtet ist, dass ihr immer einen tollen Ausblick haben werdet, könnt ihre diese Beobachtungen auch direkt von eurem Zimmerfenster aus machen. Noch besser: Wanderschuhe schnüren, rausgehen und die Natur mit ihren vielen Facetten genießen.
Das Essen in der Heredad Beragu in Gallipienzo fand ich ganz wunderbar – auch das Frühstück war wirklich gut und ich hätte zu gern noch länger dagesessen. Der Frühstücksraum ist sehr liebevoll gestaltet und lädt zum laaaaaange sitzen ein, denn man kann von seinem Tisch direkt nach draußen gucken und den Blick schweifen lassen. Noch ein Buch dazu und schon ist mein Rezept für einen perfekten Urlaubsmorgen fertig. 😉
Noch ein Tipp am Rande: Vegetarier und Veganer müssen in Spanien immer ein bisschen Liebe in die Erklärung legen, denn die Spanier essen nahezu alles mit Schinken oder anderem Fleisch. Bestellt Euch einfach mal das leckere Brot mit dem guten spanischen Olivenöl und ein bisschen Pfeffer und Salz. Ein kulinarisches Träumchen, obwohl es so einfach ist!
Zwei Spaziergänge in Gallipienzo
Da wir vor Ort nur sehr wenig Zeit hatten, habe ich mir mein Knipsgerät geschnappt und bin zu jeder Möglichkeit durch das Dorf gestromert, also einmal morgens und einmal Abends. Ach, ich kann euch verraten wie gern ich mich geteilt hätte, um alle Winkel zu erkunden. Auch Hermines Zeitumkehrer wäre hier wirklich wertvoll gewesen, aber da ich den gerade nicht dabei hatte, werde ich wohl wiederkommen müssen – vielleicht mit dem ganzen Team?
Nachtspaziergang durch das Dorf
Auf leisen Sohlen marschieren Sabine und ich durch das nächtliche Gallipienzo. Es ist still um uns her, in den Fenstern kaum Lichter und vereinzelt ist ein Fernseher zu hören. Blaues Flimmern. Weisses Rauschen. Dann wieder Stille. Gallipienzo bei Nacht ist ziemlich magisch finde ich. Man fühlt sich hier kein bisschen seltsam oder gar bedroht. Beim stummen Wandern durch die Gassen lauschen wir auf die Geräusche der Natur in der Ferne und das Maunzen der Katzen.
Wir wandern die verschlungenen Wege hinauf bis zur großen Kirche San Salvador, von der aus man in die dunkle Weite mit den wenigen Lichtpunkten schauen kann. Über uns die Sterne – unendlich viele Sterne.
Irgendwann geht es zurück, die Müdigkeit kriecht in die Knochen, doch die klare Luft hält den Geist wach. Ich bleibe noch ein bisschen, lasse die Kamera klicken, versuche die Sterne einzufangen und schaue in den Nachthimmel. Als ich wieder in die Heredad Beragu zurückgehen will, bemerke ich, dass ich meine Zimmerkarte verloren habe. Liegen gelassen. Wo stand nur meine Kamera? Unaufgeregt beginne ich die kleine Mauer abzuleuchten – hier ist ja niemand, außer mir. Die Karte taucht im Schein meiner Taschenlampe auf und als ich sie an mich nehme, bleibe ich erneut stehen um die dunklen Silhouetten der Berge zu betrachten. Ein letzter Abendgruß, bevor ich mich im Hotel zur Nacht lege.
Morgenspaziergang am Fuße von Gallipienzo
Das Dorf Gallipienzo liegt erhöht und schlängelt sich den Berg hinauf. Wie eine Filmkulisse liegt es da und lässt sich betrachten. Ich habe nur ein paar Minuten Zeit – zwanzig vielleicht – um neben dem Genuss der morgendlichen Luft und Aussicht einige Bilder einzufangen. Diese Minuten genieße ich in vollen Zügen. Gallipienzo liegt in einer völligen Ruhe vor mir, die nur durch leise Vogelrufe unterbrochen wird. Ich muss lächeln.
Um Gallipienzo herum sieht man Berge, Hügel und Täler. Der Fluss Aragón schlängelt sich des Weges und grüßt mit glitzernden Lichtspiegelungen. Irgendwo in der Ferne höre ich ein Auto und kann bis nach Gallipienzo Nuevo schauen – dem Ort an den es die meisten ehemaligen Einwohner gezogen hat. Hier gibt es sogar einen Supermarkt.
Schweren Herzens verabschiede ich mich von dem kleinen Dorf und seinem entzückenden Antlitz, wie es dort am Abhang emporgewachsen ist. Ich winke dem Tal, begrüße die Sonne, die langsam über die Berge in den Tag leuchtet und verabschiede mich von einem bezaubernden Ort, der mich sehr berührt hat, obwohl ich nur eine Nacht hier verbrachte.
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