In meinem Leben bin ich gesundheitlich schon ziemlich oft an meine Grenzen gekommen. Ich habe viel lernen müssen – allem voran, mir selbst zu vertrauen. Ich bin für eine informierte Entscheidung – und die könnt ihr immer nur dann treffen, wenn ihr neben allen anderen auch euch selbst um eine Meinung gefragt habt.
Vom Kranksein und Gesundsein
Wann immer wir krank werden, geschieht etwas in uns. Eine Fehlfunktion tritt auf. Informationen gehen verloren oder werden missverstanden – unsere Zellen reden aneinander vorbei. Aber wir sind keine Dinge, nichts wo man einfach ein Teil tauschen kann. Nicht nur körperlich werden wir hilfsbedürftig, sondern auch mental.
Wir sind nicht nur krank, wenn wir eine Grippe haben – oder ein gebrochenes Bein. Unsere Seele kann krank sein, unser Inneres, unsere Gefühlswelt – wie immer ihr es nennen möchtet. Und krank sein, das bedeutet eben nicht automatisch, dass wir kaputt sind, unbrauchbar. Nein.
Niemand ist perfekt, das Leben gleicht sich aus. Ohne Krankheit gäbe es gesund sein nicht. Das wäre dann einfach nur Sein. Gesund-sein gibt es eigentlich überhaupt nicht. Es ist nur ein Begriff. Ein sinnvoller Begriff, auf den wir uns im Groben geeinigt haben und von dem wir in etwa wissen, wie er gemeint ist. Doch, im Grunde genommen, ist Gesundheit nicht wirklich genau definiert. Sie ist nicht für alle gleich. Wonach wir streben, wenn wir Gesundheit meinen ist Balance. Innen und Außen. Diese Balance ist wichtig, nur wenn jede ausgesendete Information auch ankommt, dann fühlen wir uns ausgeglichen. Gesund.
Die Abwesenheit dieser Gesundheit nennen wir Krankheit. Auch Krankheit ist ein ziemlich komplexes Wort, das die verschiedensten Bedeutungen haben kann. Wir fühlen uns krank, wenn sich unser ausgeglichener Zustand zu einem unausgeglichenen Zustand hin verändert.
Manche Menschen ignorieren Veränderungen an Körper und Seele, verdrängen sie und machen einfach weiter. In unserer Gesellschaft hat sich das Modell des „Durchziehens“ oder „Hart-im-Nehmen-seins“ etabliert. Wer einfach weiter macht ist stark, cool – hart im nehmen eben. Realistisch betrachtet führt das ganze früher oder später dazu, dass der Durchziehende alle Hinweise vom eigenen Körper doppelt und dreifach erhält. So ein Kreislauf endet selten gut. Krankheiten werden schlimmer, neue kommen hinzu.
Wer trotz Unpässlichkeit weiter macht, wird bemitleidet und für seine vermeintliche Stärke bewundert. Wir haben gelernt unsere Wehwehchen als Teil von uns zu verkaufen statt sie zu heilen. Migräne? Hat man eben. „Nein, das geht nicht weg. Liegt in der Familie. Es geht mir so schlecht damit.“ Kaumuskel angerissen? „Nein, das wird nie wieder gut, da hilft nur Botox. Gegen die Schmerzen. Ist teuer? Muss man halt sparen. Ja, so vermiest es einem das Leben!“
So reden wir. So habe ich auch mal geredet. Wir ignorieren uns selbst. Wir vertrauen allen, nur nicht uns selbst. Wir lachen über den Placebo-Effekt und verstehen nicht, dass er der Beweis dafür ist, wie viel wir selbst ausrichten können. Ohne Hilfe. Ohne andere. Nur wir. Mit unserem Selbstvertrauen.
Sollten wir nicht mehr auf andere hören? Nein, das sage ich nicht. Sollen wir nicht mehr zum Arzt gehen? Auch das ist es nicht, was ich meine. Aber wir sollten lernen, wieder hinzuhören. Auf uns. Wie es uns wirklich geht. Wir sollten uns Zeit nehmen kleine Lösungen für kleine Probleme rechtzeitig selbst anzugehen, statt zu warten bis die großen Geschütze aufgefahren werden müssen, weil die Probleme ins Unermessliche gewachsen sind. Wenn unsere Gesundheit uns einen langen Anruf, eine Wartezeit beim Arzt oder stundenlanges Googlen wert ist, sollten wir uns auch die Zeit nehmen, auf unseren Körper zu hören, ihn zu bewegen und auf ihn aufzupassen.
Unsere Seele ist schwieriger zu heilen, als unser Körper. Sie ist fragil, lässt sich leicht in die Irre führen und man kann sie nicht ausmessen oder an Geräte anschließen. Um unsere Seele zu Heilen brauchen wir unser Selbstvertrauen noch viel mehr. Wir müssen uns aktiv von den Dingen frei machen die uns belasten. Das passiert nicht von allein. Wer entscheidet, dass wir wütend sind, enttäuscht oder traurig? Wer entscheidet ob wir Nähe zulassen, an etwas festhalten oder aufgeben? Wer entscheidet angreifbar zu sein, zu hassen oder nachzutragen? Wir. Nur wir.
Nur wer das Selbstvertrauen hat, sich helfen zu können – wird einen wichtigen Teil seiner Zeit benutzen um auf sich selbst zu hören, statt immer nur auf andere.