Es fing alles damit an, dass wir zwei Tage frei hatten. Zwei Tage frei in Schweden, dem Land der unbegrenzten Draußenmöglichkeiten. Angereist für unsere erklärte Freiseindesign Lieblingsmarke Fjällräven und in freudiger Erwartung eines Abenteuers an Bord eines Kanus, entschieden wir uns, für diese zwei freien Tage dazwischen einen Ausflug mit Organisationshilfe der Schweden-Experten von VisitSweden nach Mölle zu machen und den Kullaberg Nationalpark zu entdecken.
Der Kullaberg Nationalpark, wir entdecken den schönsten Wanderzipfel von Skane
Wie uns schnell klar wurde, war es eine sehr gute Idee sich beim Entdecken von Schweden auf die Tipps der Profis zu verlassen, denn der Kullaberg war mit Abstand das Schwedenerlebnis mit den meisten Begeisterungsmomenten an einem Tag. Von Sonne über strömenden Regen bis hin zu Sturmböen, die mich Leichtgewicht mal eben einen Schritt zurück wehten, bot der Kullaberg Nationalpark uns einmal die ganze Wetterpalette zur Besichtigung.
Los geht’s nach Mölle – Der beste Startpunkt für die Entdeckungstour
Erschöpft von einer langen Anreise mit vierstündiger Flugzeugverspätung, verpasstem Zug und einer kurzen Nacht in Helsingborg stellten wir uns am nächsten morgen prompt zuerst an die falsche Bushaltestelle. Wir verpassten den ersten Bus nach Mölle und hetzten, nachdem wir unseren Fehler bemerkt hatten zum nächsten Bus, der sich gemächlich die kleinen Straßen in Richtung der Landzunge schlängelte. Panik dämmerte so langsam an unserem emotionalen Horizont, denn wir wollten um keinen Preis die Grottenwanderung verpassen, für die wir um 10 Uhr angemeldet waren. Einige Anrufe und etliche Kilometer später öffneten wir die Tür zum Hotel Kullaberg und warfen uns schnellstmöglich in unsere Wanderklamotten, denn Grottenführer und Guide Dennis Pedersen wartete bereits auf uns.
Unsere Panik stellte sich im Nachhinein als gar nicht nötig heraus, denn weil die Hauptsaison Mitte September bereits zum Ende gekommen ist, waren wir die einzigen Teilnehmer der Grottenfühung durch den Kullaberg Nationalpark. Gut für uns, denn so konnten wir nach Herzenslust knipsen und euch viele wunderschöne Eindrücke mitbringen. Außerdem hatten wir Dennis ganz für uns und konnten dadurch nicht nur jede Menge Fragen stellen, sondern auch das Tempo für unser Vorankommen selbst bestimmen.
Die schroffen Klippen wechseln sich mit grünen Wiesen, moosbewachsenen Felsen und knarzenden Bäumen ab und alles erinnert mich irgendwie an eine wild-urige Filmkulisse. Gerade noch klammere ich mich am Felsen fest, betrachte das wogende Meer und glaube fast James Bond müsste schon ganz nah sein, mit einem Fallschirm direkt neben mir zu landen um weiter zur nächsten Mission zu stürmen, dann plötzlich ändert sich die Szenerie: Grüne Halme wiegen sich in den Böen, freie Luft weht um meine Nase und ich komme mir fast vor als stünde ich mitten im Film Highlander. Die Landschaft hat etwas magisches, altes, unverändertes und ich beuge mich dem aufkommenden Wind und lasse ihn in meine Nase strömen. Atme das Meer ein und fahre mit Blicken die harten Steinkanten entlang, die sich ins Meer stürzen. Der Kullaberg ist besonders, das hatte ich schon gehört. Aber jetzt, jetzt kann ich es fühlen. – Gedanken zum Kullaberg Nationalpark


Wissenswertes über den Kullaberg Nationalpark
Der Kullaberg Nationalpark ist nicht nur Schauplatz des Gänsetreffens in der Geschichte von Nils Holgersson, sondern repräsentiert auf seiner Fläche von rund 75 Quadratkilometern auch rund 70% aller Tier- und Pflanzenarten, die man in Schweden antreffen kann. Vom Kleinen Tümmler, über den Seevogel, bis hin zum Fuchs und dem Rotwild kann man als geübter Beobachter im Kullaberg so einige tierische Freunde munter ihre Pfade ziehen sehen.
Wir fanden es sehr spannend von Dennis zu erfahren, dass die Boote von denen aus man hier Whalewatching betreiben kann, schon seit 1996 unterwegs sind und sich sehr strikt an einen angemessenen Umgang mit den Tieren halten. Ich fragte Dennis, wie er das Whalewatching ganz persönlich sieht und ob es Probleme damit gäbe.
Er erklärte mir: „Die Wale hier kennen uns seit über 20 Jahren und sind sowohl die Motorengeräusche, als auch die Menschen an Bord mit ihren Kameras schon längst gewöhnt. Hier ist Naturschutzgebiet und wir nehmen das sehr ernst. Trotzdem gibt es manchmal Probleme mit Motorbooten, die nicht wissen, oder ignorieren, dass es sich um ein Naturschutzgebiet handelt und die hier viel zu schnell unterwegs sind.“
Früher war am höchsten Punkt des Kullaberg Nationalparks, ein Observatorium eingerichtet, von wo während des kalten Krieges die russischen Flottenbewegungen in die Nordsee und den Atlantik beobachtet wurden. Es existiert, gut sichtbar als kleines graues Häuschen neben dem Leuchturm noch heute.
Dicht daneben kann man den Leuchtturm Kullens Fyr bestaunen, der mit insgesamt drei Linsen zur Bündelung des Lichtes gerüstet ist, die jeweils Schwergewichte von zwei Tonnen sind! Das Beeindruckende ist jedoch nicht das Gewicht an sich, sondern der Fakt, dass eben jene Linsen einst mit Fischerbooten von der Herstellerfirma Barbier & Barnard über die raue See zum Kullaberg reisten und von Menschenhand den weiten Weg um 1900 bis zum Leuchtturm hinauf transportiert wurden. Der Leuchtturm ist mit 51 Kilometern sichtbarem Lichtsignal das stärkste Leuchtfeuer Skandinaviens.
Alle Fakten rund um die Grottenführung
Die Führung wird immer von einem professionellen Führer angeleitet. Alle Wege im Nationalpark sind zwar öffentlich begehbar, dennoch ist es nicht erwünscht, dass man ohne Führer den Weg entlang kraxelt. Dies hat einfach Sicherheitsgründe, denn an einigen Stellen ist es als unerfahrener Kletter durchaus ratsam, sich von einem Profi stützen und anleiten zu lassen. Da ich mich ganz persönlich schon total aktiv am Klettern fühle, wenn ich mich mal überhaupt richtig am Fels festhalten muss, würde ich sagen, ich bin die perfekte Zielgruppe für Hilfestellung.
Unserer Erfahrung nach macht es außerdem einfach jede Menge Spaß, jemandem wie Dennis dabei zuzuhören, wie er Geschichten aus dem Kullaberg Nationalpark erzählt und dabei auch mal das ein oder andere Grinsen hinter der nordischen Ruhe hervor blitzt, während er verrät, dass man zwar eigentlich in den Höhlen nicht übernachten dürfe, er das als Jugendlicher natürlich aber nicht ganz so ernst genommen habe… 😉
Die Geschichten der Trolle, Feen, Naturgewalten und weitere geheime kullabergische Jugendsünden werden wir euch jedoch hier nicht verraten, denn ein bisschen Raum für das eigene Entdecken der Stories in Schweden muss euch ja bleiben. Was wir euch hier liefern wollen sind die Facts nach denen ihr hoffentlich direkt aus der Tür stürmt und ruft: „Ich bin dann mal weg und auf in Richtung Kullaberg!“
Wie lange dauert die Grottenführung?
Eine Grottenführung dauert planmäßig eine Stunde, wir sind aber fast 2 Stunden mit Dennis im wunderschönen Nationalpark herumgeklettert und auch danach noch mehrere Stunden selbstständig geblieben. Wir würden euch empfehlen unbedingt einen ganzen Tag Zeit für den Nationalpark an sich einzuplanen statt nur zur Führung mit dem Auto an- und wieder abzureisen. Diese Natur wirklich gebührend zu erkunden und zu bewandern lohnt sich sehr! Vertraut mir, ihr würdet wirklich so einiges verpassen.
Wie komme ich zur Grottenführung hin & wieder weg?
Von Mölle aus kann man entweder zum Startpunkt der Grottenführung im Kullaberg Nationalpark wandern (Dauer auf dem Wanderweg: etwa 2,5-3 gemütliche Stunden) mit einem ausgeliehenen Fahrrad fahren (etwa 30 Minuten auf normaler asphaltierter Autostraße), direkt mit dem Auto anreisen und auch dort parken oder den Bus nehmen.
Um zurück zu kommen bestehen natürlich die gleichen Möglichkeiten. Wir haben uns dafür entschieden, die Wanderung nach der Grottenführung aufzunehmen und sind vom Nationalpark aus zurück nach Mölle gewandert. Da wir wirklich in strömenden Regen gekommen sind und teilweise wegen rutschiger Böden ein wenig langsamer und vorsichtiger gewandert sind, haben wir um die 3,5 Stunden gebraucht.
Auf dem Wanderweg trifft man Kühe und Schafe, wir fanden die Tiere sehr friedlich, jedoch wollen wir es nicht ungesagt lassen, denn man wandert wirklich direkt durch das Weideland der Tiere und sollte demzufolge nicht unbedingt mit großer Angst vor ihnen losziehen.
Verpflegung und Kleidung
Da wir Mitte September unterwegs waren, wurde eine angemessen warme und regenfeste Kleidung besonders wichtig für uns. Generell würden wir aufgrund der Tatsache, dass ihr nicht mal eben fix zurück klettern könnt, immer empfehlen euch einen Rucksack mit Regenjacke & Hose sowie Stullenpaket und Trinkwasser mitzunehmen. Auch eine Mütze sowie ein Schal und eventuell sogar Handschuhe solltet ihr dabei haben.
Absolut unverhandelbar ist natürlich geeignetes Schuhwerk. Bitte kommt nicht auf die leichtfertige Idee mit einfachen Turnschuhen oder Straßensneakern in den Felsen herumzuklettern. Guter Halt und ein gut gestützter Fuß sind eure Versicherung für einen Wanderspaß, der sicher zum Ziel führt.
Anni’s Outfit
- Regenjacke: Fjällräven
- Wanderschuhe: Meindl
- Mütze: KABAK
- Wanderhose: Fjällräven
- Regenhose: Decathlon
- Schal aus Kaschmir – sehr sinnvoll bei Kälte & Regen!
Flo’s Outfit
- Regenjacke: Arcteryx
- Wanderschuhe: Hanwag
- Wanderhose: Fjällräven
- Regenhose: Decathlon
- Rucksack: Vaude
Für wen ist die Tour geeignet?
Für alle ab 6 Jahren, die einen sicheren Tritt mitbringen, keine Angst davor haben ein bisschen über raue Felsen zu kraxeln und Lust auf Natur haben. Die Führung findet auf Englisch statt, deswegen ist es als Familie oder Freundegruppe schon sinnvoll, dass jemand dabei ist, der Englisch beherrscht und die spannenden Geschichten übersetzen kann. Ich denke jedoch nicht, dass es zwangsweise nötig ist, dass alle gutes Englisch sprechen um die atemberaubende Natur zu genießen.
Kosten
Die Tour kostet umgerechnet 16 Euro für einen Erwachsenen und 10 Euro für ein Kind. Der Nationalpark selbst kostet keinen Eintritt und ihr könnt einfach hineinwandern oder bis zu einem bestimmten Punkt auch mit dem Auto fahren. Hier findet ihr dazu gute Informationen.
Generell könnte ich mir vorstellen, dass so ein Ausflug wie die Grottenwanderung ein tolles Erlebnis gemeinsam mit Freunden oder einfach für die ganze Familie wäre. Mich hat dieser kleine Ausflug in den Kullaberg Nationalpark jedenfalls nachhaltig begeistert und ich würde mich freuen, nochmal wieder zurück zu kehren und mir zum Beispiel noch den Nimis anzuschauen, von dem Freedi euch schon berichtet hat.
Der Kullaberg Nationalpark ist definitiv einen Ausflug wert und wir hoffen, dass auch ihr mal ein den Genuss kommt (oder schon gekommen seid?) euch dieses schöne Fleckchen Erde anzusehen.