Viel zu oft schwärmen wir für all die Schönheit und Besonderheit der Natur in fremden Ländern und vergessen dabei wie artenreich, schützenswert und vielfältig unsere deutsche Natur sich zeigt. Genau hier hängt der Haken: Ein Engagement für die Natur in Deutschland wird dringend gebraucht um genau diese Artenvielfalt zu erhalten. Allein in den Heckengebieten, die wir im Erzgebirge kennen lernen durften, tummeln sich unglaublich viele verschiedene Tierarten und die spannendsten Pflänzchen!
Oft sind wir besser über vom Aussterben bedrohte Tierarten am anderen Ende der Welt informiert, als über jene, die in unserer Heimat ihr letztes Liedchen singen und schon bald nichts mehr sind als verblassende Fußspuren. Doch das wollen wir ändern, indem wir uns und euch informieren und aufklären – über das, was unsere Heimat an natürlichen Lebensräumen bietet.
Im Rahmen des ViOtope Projektes von ViO und EUROPARC Deutschland e.V. verbrachten wir einen Tag in den Heckengebieten des Erzgebirges. Wir haben für euch vor Ort die Lauscher gespitzt und herausgefunden, warum es so wichtig ist die Heckengebiete zu erhalten und wie diese Erhaltung von Statten geht.
In Hecken kann man sich verstecken,
In Hecken kann man was entdecken,
In Hecken lebt es wuselnd wild,
Hier wird mein’ Draußenlust gestillt.
Was hat es mit den Heckengebieten auf sich?
Die Heckengebiete sind historisch entstanden und haben sich auf Steinwällen zwischen den Feldern der Ortsansässigen Bauern gebildet. Steinwälle? Ganz genau! Diese sind nämlich entstanden, als die Felder für den Ackerbau vorbereitet wurden.
Die Entstehung der Hecken
So ein Acker bebaut und erntet sich schlecht, wenn überall Steine im Weg herumliegen und so entschieden die Bauern sich jene Steine einfach an den Rand ihrer Felder zu transportieren, wo sie eine Abgrenzung zum nächstgelegenen Feld schufen. Die Steine legten im wahrsten Sinne des Wortes den Grundstein für einen ganz neuen Lebensraum.
Das hatte zur Folge, dass der Kot der sich dort ansiedelnden oder vorbei zwitschernden samenfressenden Vögel unweigerlich auf den Steinchen landete. Dies ließ neue Pflanzen entstehen, wo zuvor nur eine Feldgrenze gewesen war. Einige dieser Hecken sind inzwischen zu kleinen Waldstrichen herangewachsen, denn genau das passiert, wenn man die Hecken nicht pflegt.
Diese Hecken, die wir heute eher als ein buntes Baumgewusel auf einer Linie wahrnehmen, haben seit dem 2. Weltkrieg keine Bekanntschaft mehr mit einer Heckenschere gemacht. Was wir hier als “der Natur ihren Lauf lassen” sehen könnten, ist tatsächlich für den Artenreichtum eine Gefährdung.
Artenreichtum in den Heckengebieten
Jene Tier und Pflanzenarten, die sich in den Hecken wohlfühlen, mögen den Wald nicht unbedingt genauso gern. Eine Hecke zeichnet sich durch verschiedene Höhen der Pflanzen aus, was ermöglicht, dass auch die unterste Ebene noch genug Licht bekommt. In einem Wald ist dies nicht mehr gegeben. All jene Eidechsen, Käfer und alle anderen, die es sonnig mögen und sich bei Gefahr gern ins Gebüsch zurück ziehen, fühlen sich am düsteren Waldboden nicht wohl.
In den Heckengebieten herrscht eine große Artenvielfalt – hier leben diverse Insekten, der Milan kreist über den umgebenden Feldern und hofft vielleicht eine Haselmaus zu erhaschen. Auch Igel und Hase küssen sich in den Heckengebieten zur guten Nacht und verschwunden geglaubte Pflanzen, wie zum Beispiel der Kreuzdorn sind hier wieder auf dem Wege der Artenerholung. Dies alles ist jenen zu verdanken, die sich um die Erhaltung, Pflege und den Schutz der Heckengebiete kümmern: Dem Landschaftspflegeverband Mittleres Erzgebirge e.V.
Artenvielfalt durch Strukturvielfalt – Unterwegs mit dem Landschaftspflegeverband Mittleres Erzgebirge e.V.
Der Verband hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Hecken wieder zu jenem artenreichen Gebiet heranwachsen zu lassen, dass sie einst waren. Dabei haben sie es mit zwei großen Hauptaufgaben zu tun: Der Pflege bestehender Hecken und der Wiederanpflanzung verlorener Hecken.
Ein neues Heim für Haselmaus & Co. – Wiederanpflanzung der Hecken
Zu DDR-Zeiten wurden – um die Felder zu vergrößern – viele der Hecken einfach mit schwerem Gerät weggeräumt. Mit ihrem Verschwinden verloren auch die tierischen Bewohner dieser Gebiete ihr zu Hause.
In der Bemühung diese verlorenen Lebensräume zurückzuholen leistet der Landschaftspflegeverband Mittleres Erzgebirge e.V. einen wahren organisatorischen Drahtseilakt, denn die Neuanpflanzung der Hecken erfolgt auf privatem Gelände.
Hier heißt es Aufklärungsarbeit leisten, überzeugen, begeistern, erklären und schlussendlich: Loslegen und Dranbleiben. Denn mit dem Setzen von ein paar Pflanzen ist so eine Hecke noch lange nicht fertig. Was sich zuvor über Jahrhunderte entwickelt hat, das kann man nicht in ein paar Monaten nachahmen und so geht es hier stets um einen Schritt nach dem anderen.
Eine Hecke muss geplant, gepflanzt, gesichert und gepflegt werden. Nur so siedeln sich die gewünschten Bewohner an und die Hecke wächst voll und gesund heran. Um der Haselmaus und diversen Vogelarten den Umzug in die neue Hecke schmackhaft zu machen, stellt man Wohnraum in Form kleiner Holzhäuschen bereit, die vor Ort mit der Hand aus recyceltem Holz gefertigt werden.
Die Arterhaltung durch die aufwändige Pflege der Heckengebiete trägt messbare Früchte. Immer mehr heimische Arten fühlen sich wohl und vermehren sich fröhlich in den bunt blühenden und fruchtreichen Hecken. So können sich gefährdete Bestände erholen und einige Arten, wie zum Beispiel der Neuntöter konnten inzwischen ihren Platz auf der Roten Liste der Arten verlassen. Auch die seltene Haselmaus wird wieder häufiger beobachtet und scheint sich in den Hecken pudelwohl zu fühlen.
Ein Naturpark ist die Summe seiner Lebensräume – Die Natur rund um die Heckengebiete
Eine Hecke allein macht noch keinen funktionierenden Naturraum, deswegen erstreckt sich die Arbeit des Landschaftspflegeverbandes noch auf viele weitere Aufgaben. Eine davon durften wir uns vor Ort näher anschauen, nämlich das Mähen der Wiesenhänge.
Die Pflege der Wiesen zwischen Wäldern und Hecken
Eine Wiese möchte gepflegt werden um Wiese belieben zu können, denn alle jene Gebiete, die der Mensch zwischen all seinen Felden und Straßen übrig gelassen hat, brauchen Hilfe um Vielfalt zu erhalten. Eine “natürliche” Natur ist das alles schon seit Jahrhunderten nicht mehr.
Auch jene Wälder, durch die wir spazieren sind oft eigentlich Forste, also vom Menschen angepflanzte Baumansammlungen, die dem Zwecke dienen mal die Bretter für unsere Regale zu werden. Auch so ein Forst ist zumeist eine Monokultur, angelegt und genutzt vom Menschen, nur eben oft deutlich älter und größer das beliebte Beispiel eines Maisfeldes.
Doch zurück zu der Wiese, die wir besucht haben. Sie bietet Vogelarten einen geschützten Brutplatz, hier tummeln sich diverse Insekten fleißig umher und auch seltene Pflanzenarten wie die Grünliche Waldhyazinthe konnten dank guter Wiesenpflege wieder angesiedelt werden.
Die Pflege so einer Wiese ist jedoch komplexer, als man annehmen könnte. Wer von euch hat denn schonmal eine so große wildbewachsene Wiese mit Steilhängen, morastigen Stellen und seltenen Arten gemäht? So einfach, wie “Rasenmähen” in unserer Vorstellung abläuft ist es vor Ort tatsächlich nicht.
Nachdem die Brutzeit beendet ist, bleiben noch ein paar Monate bevor Schnee fällt um alle Wiesen zu mähen. Zwei Mitarbeiter des Landschaftspflegeverbandes benötigen für das Mähen von etwa 3 Hektar Wiese um die 3 bis 4 Tage und nochmal 1 bis 2 Wochen um die Wiese von all dem Gemähten zu beräumen, denn all das ist Handarbeit.
Hier wird mit Harken zusammengerauft und mit dem fleißigen “Eisernen Pferd” – so heißt das kleine rote Raupenfahrzeug – wird alles abtransportiert. Das motorisierte Pferdchen zieht alte Trabbi-Dächer hinter sich her auf die dann das Grün mit der Hand aufgeladen und zum Container gefahren wird.
Hier muss alles mit der Hand abgeladen werden, bis der Container voll ist. Ein echter Knochenjob, der seine ganz eigenen Anekdoten mit sich bringt, wie ich lerne: “Jedes Jahr geht mindestens einer Baden! Auf den Wiesen gibt es meist morastige Gebiete und kleine Tümpelchen, mit denen schließt man dann schonmal Bekanntschaft…”
Was sind ViOtope?
In Rahmen des ViOtope Projekts kümmert sich ViO in Zusammenarbeit mit EUROPARC Deutschland e.V. um die Erhaltung der heimischen Natur und macht in der Zusammenarbeit mit Bloggern darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, unsere deutsche Naturvielfalt zu schützen.
Die Idee für ViO Naturschutzprojekte in Deutschland zu unterstützen liegt nahe, denn die Inhaltsstoffe der beliebten Brause kommen aus unserem Heimatland.
ViOtope – so nennen wir alle Naturschutzprojekte, die wir unterstützen. Das sind natürliche Lebensräume für Pflanzen und Tiere, bei denen schon jetzt die regionale Artenvielfalt gefördert wird. Doch trotz staatlichem Engagement, der tatkräftigen Hilfe von Umweltverbänden und den vielen ehrenamtlichen Helfern schreitet der Artenverlust in unserer heimischen Natur weiter voran. Immer weniger dieser Lebensräume stehen Pflanzen und Tieren zur Verfügung, weil es an Mitteln für ihre Pflege fehlt und das Wissen über die wertvollen Ökosysteme nicht ausreichend vermittelt wird. – ViO
So kannst du den Naturpark Erzgebirge & Vogtland unterstützen
Weil ViO sich für unsere und eure Stimme interessiert, gibt es die Möglichkeit online abzustimmen, welcher Naturpark es eurer Meinung nach ganz besonders verdient hat, unterstützt zu werden. Wenn ihr also, genau wie wir bei Freiseindesign, Lust habt euch für die Heckengebiete des Naturpark Erzgebirge & Vogtland einzusetzen, dann stimmt ab.
Und noch viel wichtiger als das: Fahrt doch mal hin, besucht die Region, informiert euch, wie ihr den Landschaftspflegeverband Mittleres Erzgebirge e.V. direkt und tatkräftig unterstützen könnt und lernt die Heckengebiete selbst kennen.
Ihr könnt den Heckenerlebnispfad “Hagebuttenweg” bewandern und die Heckengebiete des Naturpark Erzgebirge & Vogtland mit eigenen Augen entdecken. Vielleicht kommt euch ein seltenes Vögelchen unter? Vielleicht seht ihr eine bunt gezeichnete Spinne, einen schillernden Käfer oder ein Hase spitzt euch die Ohren entgegen?
Für Familien, einsame Wanderer und Natursuchende ist der Hagebuttenweg bestens geeignet um einen spannenden Teil des Erzgebirges kennen zu lernen. Rüstet euch mit Fernglas und Lust am Beobachten, denn die Hecken muss man wirklich selbst entdecken!