Gemeinsam mit Volvic entdeckten wir das Naturschutzgebiet in Südost Rügen und rannten mit nackten Füßen durch den Sand von Binz – doch nach so viel körperlicher Aktivität hatten die lieben Volvic-Mädels sich etwas ganz besonderes überlegt: Ein Handlettering-Kurs mit Expertin Frau Hölle. Handlettering? Bei den weniger Kunstbegabten – wie mir – leuchtet da schonmal ein völlig verständliches Fragezeichen.
Was ist Handlettering?
Handlettering oder auch auf Deutsch „Handlettern“ ist ein langer Begriff für eine bestimmte Kunstform: Das hübsche Gestalten von Schrift. Es kommt von der Wortkombination „Hand“ + „Lettern“ also dem Buchstaben-Schreiben mit der Hand.
Früher wurden auf diese Art und Weise Zeitungsbuchstaben, Kinoplakate, Titelseiten von Drucken und vieles mehr gestaltet. Noch heute ist Handlettering für Buchcover eine beliebte Methode um einen schönen harmonischen Umschlag zu gestalten. Auch im Bereich von Glückwunschkarten, selbstgestalteten Postern und liebevoll bemalten Tafeln hat sich Handlettering als Methode durchgesetzt.
Wer ist Frau Hölle?
Unsere Dozentin „Frau Hölle“ heißt eigentlich Tanja Cappell. Sie beschäftigt sich hauptberuflich mit dem hübschen gestalten von Schrift, Grafiken und allem was rund herum dazu gehört. Der Name „Frau Hölle“ entstand, weil sie sich eigentlich für ihren Internetauftritt Frau Holle nennen wollte – wie die Märchenfigur. Das jedoch klappte nicht so richtig und sie setzte einfach zwei Striche aufs o.
Auf Instagram und ihrem Blog hat sie inzwischen viele Handlettering-Fans versammelt, die sich über Tipps und Tricks freuen. Ihr eigenes Lern-Material hat sie auch entwickelt und wir durften es testen. Gerade erst hat sie ihr erstes eigenes Buch zum Thema Handlettering veröffentlicht. Es heißt [amazon_textlink asin=’3863557689′ text=’Handlettering Alphabete.‘ template=’ProductLink‘ store=’freiseindesig-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’9efcebd0-876d-11e7-aacb-27fc6658b19b‘]
Kunst abgewählt und trotzdem erfolgreich – Mein erster Handlettering-Kurs
Versteht mich nicht falsch – ich bin wahrlich kein Kunstbanause. Ich gehe gern in Galerien, schaue mir begeistert an, was andere erschaffen und lerne auch neugierig Neues im Bereich Kunst dazu. Doch selbst Pinsel, Stifte & Co. schwingen, das war noch nie meins.
Seit der ersten Klasse fieberte ich auf den Tag hin, an dem ich Kunst endlich abwählen durfte. Ich erkannte rechtzeitig den Trick, das Bild zum „zu Hause zu Ende malen“ mitnehmen zu dürfen um dann Oma oder Mutti helfen zu lassen, oder einfach etwas abzupausen. Gestaltung in jeder Form hat mich zwar schon immer interessiert, jedoch habe ich mich hier nach etlichen Fehlversuchen irgendwann einfach selbst als Beobachterin eingestuft und fortan die Finger von Mischpalette gelassen.
An die hübschen Schriften des Handlettering traute ich mich schon einmal daheim, doch hielt die Begeisterung gerade einmal wenige Tage. Das Problem war nicht nur der wachsende Frust, der mit jeder Minute Buchstaben-Malen durch meine Adern kroch, sondern auch die feste Überzeugung: „Ich kann das nicht.“
Wenn man sehr fest glaubt, dass man etwas nicht kann, dann wird das auch nichts. Diese Methode der Selbstuntergrabung funktionierte bestens bei Mathe, Eierausblasen, Kuchenbacken, Seidentuchmalerei und allen anderen Tätigkeiten, die ich schon als Kind nicht sonderlich gut beherrschte und deswegen irgendwann als „ich-kann-das-nicht“ einstufte.
Nun saß ich also in diesem Handlettering Workshop und nahm mir vor, es nochmal zu versuchen. Und was soll ich sagen? Genau wie bei Mathe ist es tatsächlich so, dass man einfach einige Regeln kennen lernen muss und schon hat auch der kunstfernste Stifteschwinger die Chance etwas Ansehnliches zu produzieren. Danke an Frau Hölle – ich wusste gar nicht, dass ich so schön „schreiben“ kann.
Einfache Regeln, die ich mitgenommen habe.
Natürlich steigt man in 2,5 Stunden Kurs nicht zum Profi auf. Aber trotzdem habe ich ein paar Erkenntnisse gewonnen, die es mir ermöglichen ab jetzt deutlich schönere Karten zu gestalten und das ein oder andere nette Wörtchen aufs Papier zu zaubern. Für alles weitere schaut ihr am Besten direkt bei Frau Hölle nach, denn ich bin ja ein absoluter Handletter-Neuling.
Grundregel:
Übung macht den Meister. Frau Hölle hat in ihren Lernmaterialien zum Handlettern extra viele Übungsblätter, bei denen man die Buchstaben immer und immer wieder schreibt, so wie in der Grundschule.
Regel Nummer 1:
Es sieht immer gut aus, wenn ihr jeden Strich eurer Schrift, den ihr nach unten durchgeführt habt, nochmal verstärkt. So sieht sogar eine eigentlich unspektakuläre Schrift plötzlich echt annehmbar aus – absoluter Geheimtrick und für mich ab jetzt der Retter jeder Geburtstagskarte.
Regel Nummer 2:
Für moderne und lustige Letterings sieht es echt cool aus, wenn ihr alle Buchenstaben ganz lang zieht und euch oben eine kleine Linie vorstellt, auf der die Buchstaben „das meiste Gewicht“ haben. Also zum Beispiel hätte das A eigentlich ein normales Aussehen zu Beginn (das umgedrehte V) – es wird dann aber ganz weit oben mit dem Mittelstrich zugemacht und wirkt dadurch sehr lang.
Regel Nummer 3:
Abgucken ist erlaubt – schaut bei andern, die es schon können an, wie sie Dinge malen. Beobachtet genau, in welcher Reihenfolge die Striche gesetzt werden und welche Linien vielleicht parallel verlaufen. So habe ich es zum Beispiel geschafft ein eigenes Banner zu malen. Das klingt für gute Zeichner vermutlich lachhaft, aber für mich ist das ein echter Erfolg und ich muss mich aus meiner „ich-kann-das-nicht“ Schublade wohl selbst wieder heraus holen.
Natürlich gibt es zu dem Thema unendlich viele Tipps, Tricks und Kniffe, aber die schaut ihr euch am besten bei Frau Hölle ganz persönlich an. Auf ihrem Blog gibt sie viele Einblicke und verrät auch das ein oder andere persönliche Geheimnis. Lesen lohnt sich – und üben auch, denn zum nächsten Weihnachtsfest werdet endlich mal IHR die mit den beeindruckenden selbstgestalteten Karten sein — ha!
Übrigens gibt es ganz zum Schluss von mir noch schlechte Nachrichten für alle, die ihre eigene Schreibe nicht mögen: Leider ändert Handlettering nichts an einer furchtbaren Handschrift. Technisch gesehen ist das Lettering nämlich eher mit dem Malen zu vergleichen, als mit dem Schreiben. Sauklaue bleibt Sauklaue, sagt Frau Hölle – und die muss es ja wissen. Aber eine schöne Geburtstagskarte – die kann jeder mit eigenem Stiftchen hinbekommen! 😉