Am Montag habe ich dieses Bild bei Instagram gepostet und euch berichtet, wie seltsam und gleichzeitig befreiend es sich für mich angefühlt hat, zu einem an sich, für mich sehr verlockenden sportiven Kooperation nein zu sagen. Seither habe ich einige Kommentare, Mails und Nachrichten erhalten, in denen ihr mir eure ganz persönlichen Geschichten zu diesem Thema mitgeteilt habt. Dafür möchte ich mich einfach bedanken, denn genau das ist es worum es geht, sich auszutauschen und gegenseitig zu inspirieren und Mut zu machen.
Seither habe ich über das kleine Wörtchen nein und seine große Bedeutung in unserem Alltag nachgedacht. Es stimmt schon, wenn ich von mir ausgehe verwende ich es viel zu selten laut. Zwar denke ich oft innerlich: „Nein, das darf doch jetzt nicht…“ oder „nein, so geht es..“ aber dann packe ich die Gegebenheit doch beim Schopf und versuche das Beste draus zu machen, egal wie ich mich dabei fühle.
Nein zu jemandem oder zu etwas zu sagen kann sehr erleichternd und befreiend sein, aber leider implizieren wir selbst oft Ablehnung und Zurückweisung damit. Das muss aber nicht sein. Denn wenn man auf dem vorgeschlagenen Weg zu keiner Einigung oder Lösung kommt, ist das ja nicht etwa das Ende einer Geschichte, sondern auch ein nein, kann ein wunderbarer Anfang sein. Das habe ich selbst gemerkt.
Ich habe mich so sehr auf das Treffen mit dem Trainer am Montag gefreut, dass mich mein eigener Bauch in dieser Situation ganz schön vor den Kopf gestoßen hat. Nach einer langen Krankheitsphase wieder in den Sport einzusteigen, das fällt mir schwer. Ich hab so deutlich vor Augen wie fit ich noch vor 3 Monaten war, wie gut ich mich gefühlt habe, wie stark ich war und natürlich auch, wie schön ich mich fand. Doch das Leben ist nun einmal wie es ist. Und dank eines krankheitsbedingt verrückt spielenden Hormonhaushaltes und anderer Schmerzen, habe ich nach und nach meine sportlichen Aktivitäten einstellen müssen. Ohne den Sport fehlte mir auch die Disziplin bei der Ernährung und als ob mein Körper den ersten Schokokeks als Einladung zum Niedergang empfunden hätte, folgten mit zunehmender Ruhe auch eine Mittelohrentzündung und irgendwann der komplette Stimmenverlust. Scheinbar hörte ich einfach nicht, was ich selbst mir zu sagen hatte.
Mein Körper hat ganz laut und eindeutig nein gesagt. Nein zu mir und zuviel Stress und Belastung. Habe ich hingehört, nein. Hat mich das weiter gebracht. Nein. Erst jetzt, wo ich mich ausgeruht und auskuriert habe, wo ich mich im Spiegel ansehe und denke: „Naja, du musst aber mal wieder…“ wird mir klar, dass ich keinem anderen als mir selbst zuhören sollte. Ok, vielleicht auch Tobi. Dem ist es im Gegensatz zu mir nämlich völlig schnurz was meine Wage sagt und bei jedem Foto was wir machen guckt er mich trotzdem ganz verschossen an. Und ich, doofe Kuh, sehe oft nur was nicht passt und muss erst wieder lernen, mich so zu akzeptieren, wie ich nun einmal bin. Das ist gar nicht so leicht, aber definitiv auch kein Grund für Drama, Tränen oder Weltuntergangsstimmung. Deshalb habe ich mich auch umgesehen, auf welchen sportiven Weg ich mich begeben könnte. Gelandet bin ich bei einem Programm, dass 3-4 mal die Woche eine Stunde Sport vorschreibt und fordert: Sport ist für die kommenden 12 Monate deine oberste Priorität.
Was habe ich gedacht als ich das gehört hab? Richtig. Nein. Denn ich möchte meine Freude am Sport wiederentdecken, möchte dabei in mich hinein hören und merken was mir gut tut. Vielleicht dauert es auf diese Art länger und vielleicht werde ich am Ende auch kein Sixpack vorweisen können und keinen Ultra rennen, aber das ist dann auch ok so. Denn auch jetzt muckt mein Knie beim Laufen und der innere Schweinehund ist auch noch stärker als ich. Aber, ich bin auf dem Weg. Ich habe wieder angefangen meine Ernährung umzustellen, aber ich erlaube mir Ausnahmen.
Wenn ich Lust auf Kaffee und ein schokosüßes Schweineröhrchen habe, sage ich mir nicht direkt: „Nein, du darfst nicht…“ Sondern frage mich noch mal, ob ich das jetzt wirklich will. Und wenn dem so ist, dann geht das auch ohne schlechtes Gewissen und ganz entspannt klar. Klingt einfach, ist es für mich aber nicht.
Für mich ist es definitiv etwas anderes, ob man ganz neu mit dem Sport und einer Ernährungsumstellung anfängt, oder versucht wieder einzusteigen. Als Neuling begibt man sich auf eine abenteuerliche Reise, mit offenem Ende. Als Wiedergänger habe ich selbst oft vor Augen was ich alles nicht mehr so gut kann, dass diese oder jene Hose schon mal lockerer saß und und und… Das ist ätzend und deprimierend und ich habe lange gebraucht das so für mich zu akzeptieren.
Aber ganz ehrlich, solche Gedanken bringen einen nicht weiter. Kein einziges Stückchen! Und all eure Kommentare zu meinem Instagram Post haben mir bestätigt, dass dies ein ganz normaler Prozess ist, der zu den meisten sportlichen Lebensläufen dazu gehört. Wenn es uns und unseren Lieben gut geht, haben wir die Muße und die Kraft unsere Energie in uns selbst und die Dinge, die uns Freude bereiten, zu investieren. Wenn aber Krankheit und Stress den Alltag beherrschen, dann zwacke ich zuerst beim Sport ein bisschen Zeit ab…
Dass es gerade die Bewegung ist, die in solchen Situationen helfen kann, scheint einem in diesem Momenten völlig egal, die Zeit und die Kraftreserven werden für anderswo benötigt und das ist auch völlig normal. Wichtig ist, ab und zu zu reflektieren, zu reden und sich selbst nicht aufzugeben. Wir sind nicht dazu da irgendwelche Schönheits- und Fitnessideale zu erfüllen. Wir sind auf der Welt um unseren Teil zu leisten, um Freude zu geben und zu empfangen, um etwas Gutes zu hinterlassen und manchmal kann ein nein dafür auch ein guter Ausgangspunkt sein, um endlich wieder Ja fühlen zu können!