Anfang Oktober reiste ich ins Atlas Gebirge. Mit der Kasbah du Toubkal fand ich ein ganz besonderes Green Pearls Hotel als Ausgangspunkt für meine Wanderungen, das sich nicht nur sozial bei Education for All für Frauenbildung in der Region engagiert, sondern auch unter den Unique Lodges of the World von National Geographic gelistet wird.
Kasbah du Toubkal – „Hier wird niemals eine Straße hinführen.“
Als Mike McHugo entschied seinen Traum von der Kasbah du Toubkal zu verwirklichen, startete er im wahrsten Sinne des Wortes bei null. Nach 5 Jahre langem Scheitern an Papierkram mit der Marrokanischen Regierung konnte die Kasbah endlich realisiert werden und schwang sich bis heute zu einem weltbekannten Hotel auf.
17 Zimmer warten hier auf 1800 Metern Höhe in den Bergen des Hohen Atlas auf Besucher, die sich entspannen, die umliegenden Berberdörfer besuchen oder den über 4000 Meter hohen Jbel Toubkal besteigen wollen. Jedes Zimmer wurde liebevoll im Berber-Stil eingerichtet, Der gesamte Bau der Kasbah du Toubkal und ihr Hotelbetrieb sowie die Organisation von Ausflügen standen für McHugo von Beginn an unter dem Ziel der lokalen Bevölkerung wirtschaftlichen Aufschwung zu verschaffen.
Alle angestellten der Kasbah sind Berber und es gibt vornehmlich Berbertypische-Gerichte zu essen. Zum Frühstück bediente ich mich an der großen Auswahl leckerer Trockenfrüchte und schmauste dazu einen marokkanischen Eierkuchen mit Marmelade.
In der Kasbah selbst fühlt man sich schnell heimisch. Typisch marokkanische Hausschuhe stehen bereit, um gemütlich über das Gelände spazieren zu können. Wer Durst hat füllt sich seinen Wasserkrug an der Wasserstation auf: Draußen gibt es einen Hahn für alle, aus dem man sich Tag und Nacht so viel gefiltertes Trinkwasser abfüllen kann, wie man möchte.
Wer zur Kasbah du Toubkal anreist, sollte festes Schuhwerk und ein paar Oberschenkelmuskeln im Gepäck haben, denn der zur Unternehmensgründung geprägte Satz „Hier wird niemals eine Straße hinführen.“ ist ernst gemeint. Anreisende fahren zumeist mit dem Auto oder einem Taxi bis nach Imlil und werden dort mit dem Maultier abgeholt. Der Mercedes der Berber, wie man die Mulis hier auch nennt, hilft beim Taschentransport hinauf zur Kasbah. Etwa 20 Minuten Weg bergauf zum Hotel sollte man schon einplanen und wer im Dunklen anreist tut gut daran, sich eine Taschenlampe mitzunehmen, denn der Weg ist tatsächlich stockduster – ein kleines Abenteuer schon zu Beginn der Reise.
Sobald man im Innenhof der Kasbah du Toubkal steht, schnuppert man bereits den krautigen Duft der Rosmarinhecken. Der nächste Schritt um gut anzukommen ist die klassische Begrüßung mit Datteln und Milch. Die Datteln dippt man in die Milch ein und lutscht sie danach genüsslich. Lecker und süß! Dazu gibt es einen heißen Tee – Minze und Grüntee – den man mit viel Zucker trinkt und hier oben auch als Berberwhisky bezeichnet. Na dann, Prost! Gepaart mit dem wunderschönen Ausblick auf die umliegenden Berge, kann ich mir kaum eine schönere Hotelankunft vorstellen.
Übrigens findet das außergewöhnliche Hotel nicht nur bei mir so großen Anklang. Auch in Promi-Kreisen ist die Kasbah du Toubkal beliebt und lockte schon Gäste wie Daniel Craig, Paul McCartney, Jude Law oder Steve Jobs in die marokkanischen Berge.
Engagement für die Frauenbildung
Neben der Beschäftigung von Berbern im Hotelbetrieb und dem Einkauf lokaler Waren und Dienstleistungen und dem Umweltschutz engagiert sich die Kasbah du Toubkal auch im Bereich Bildung. Jeweils 5% der Einnahmen des Hotels fließen direkt in lokale Projekte, wie Education for All. Das Projekt unterstützt Familien dabei, Mädchen eine ausführliche Schulbildung zu finanzieren. Die Mädchen kommen hierfür in so genannten Houses unter, die wie ein sehr familiäres Internat funktionieren.
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Das ist ein wichtiger Ansatz, denn hier oben den Bergen kann bisher nur jede 10. erwachsene Frau lesen und schreiben. Das soll in der neuen Generation anders werden. Das Problem ist übrigens nicht, dass Mädchen an sich keinen Zugang zur Schule hätten, sondern dass die Schulbildung sehr teuer ist. Das Geld wird oft eher für Jungen ausgegeben, da diese eine sichere Geldanlage für die Familie sind und nach abgeschlossener Ausbildung dauerhaft für den Unterhalt der Familie aufkommen können, während Frauen durch Schwangerschaften regelmäßig ausfallen.
Ein weiteres Problem ist häufig die Entfernung zu den höheren Schulen von Marokko. Die Wege sind viel zu weit um täglich zur Schule fahren zu können, deswegen ist es so wichtig, dass die Houses von den Dörfern aus gut erreichbar sind. Das Projekt startete 2007 in Asni mit dem ersten Haus und in 2013 beendeten bereits die ersten Mädchen ihre lokale Schulbildung und gingen weiter zur Universität.
Unterwegs im Umland – die Kasbah du Toubkal als idealer Ausgangspunkt zum Wandern
Viele Gäste der Kasbah du Toubkal kommen her um von hier aus zu wandern. Wenn es ans Wandern geht bin ich natürlich sofort dabei und habe einen Trek zum extra errichteten Außenstandort der Kasbah unternommen. Die Azzadeen Trekking Lodge wurde im Azzadeen Valley errichtet um ein Wanderziel zu haben, in dem die Gäste mit fast der gleichen Qualität wie in der Kasbah Toubkal übernachten können.
Von hier aus lässt sich nicht nur nachts die Milchstraße sehen, sondern auch das Dach von Nordafrika – wie man den Hohen Atlas auch nennt – erwandern. Na, denkt ihr es euch schon? Ich habe zum Wandern im Atlasgebirge natürlich längst was getippt und zwar hier. Insgesamt gesehen finde ich, dass es sich bei einem Besuch der Kasbah Toubkal absolut lohnt, auch eine Wanderung zur Azzadeen Trekking Lodge einzuplanen, denn die Wanderung dorthin (unbedingt die lange mitmachen) ist einfach wunderschön und führt sowohl durch Berberdörfer, als entlang karger und plötzlich wieder knallgrüner lebendiger Natur.
Ach, war das schön! Wem hier langweilig wird, der hat das Wandern nicht verstanden – und wer mit einem Partner reist, der/ die nicht mitwandern will: Die Kasbah du Toubkal hat auch ein Hamam. 😉