Europäische Seeluft nur 100 Kilometer entfernt von der Sahara? Das gibt es nur auf den Kanaren! Ich habe die Insel La Gomera zu einem ganz besonderen Ereignis besucht: Jedes Jahr startet hier nämlich die Talisker Whisky Atlantic Challenge, bei der Sportler aus aller Welt sich treffen um ein 3000 Meilen langes Ruderrennen bis in die Karibik zu starten. Als ich im Dezember dort war, kletterte das Thermometer fleißig zwischen 18 und 22 Grad umher. Unterschätzen sollte man dabei aber auf keinen Fall, wie stark die Sonne werden kann, denn gerade auf dem Wasser holt man sich schnell eine rote Nase. 😉
Früher bekannt als Aussteigerparadies und Hippieinsel, heute kanarisches Reiseziel für alle, die es etwas ruhiger mögen, als es auf Teneriffa zugeht: La Gomera ist auf jeden Fall eine Reise wert. Hier dominieren kleinere Hotels und Apartements. Riesige Vergnügungsparks sucht man vergeblich und für Wanderfüßige gibt es vom Regenwald über felsige Berge, rote Sanderde und steinige Strände vieles zu entdecken. Die Insel bietet ganzjährig ein angenehmes Klima und kann wegen ihrer überschaubaren Größe innerhalb von einer Woche wirklich gründlich unter die Lupe genommen werden.
Der Tourismus ist auf der 10 Millionen Jahre alten Insel noch relativ neu. Erst vor 50 Jahren ist die erste große Strasse der Insel fertig gestellt worden. Zu Beginn waren die Touristen Schutzsuchende, Weglaufende und Aussteiger. Wer nicht in den Vietnamkrieg eingezogen werden wollte, kam aus Amerika her. Auch Hippies aus aller Welt reisten an und bevölkerten die Strände. Immer noch kann man in einigen Gegenden La Gomeras ihren abendlichen Trommelzeremonien zuhören. Heute sind es eher Ruhesuchende, Naturliebhaber und Wanderbegeisterte, die auf die zweitkleinste Kanareninsel pilgern.
Die Insel der vielen Gesichter – eine Rundfahrt auf La Gomera
Die Insel lässt sich in kurzer Zeit wunderbar entdecken. In jedem Valley der Insel kann das Wetter anders sein. Deswegen lohnt es sich definitiv, auch bei schlechtem Wetterchen loszuziehen. Ich hatte das Glück, bei unserer Inseltour von strahlendem Sonnenschein und ein paar fluffigen Wolken begleitet zu werden, die Aussicht auf den berühmten Vulkan Teide auf Teneriffa war wunderbar klar!
Ein Auto zu mieten lohnt sich hier definitiv, allerdings solltet ihr es nur dann tun, wenn euch Serpentinen und enge Kurven keine Angst bereiten. Die Einheimischen haben zuweilen ein knackiges Tempo drauf und es passiert an engen stellen schonmal, dass ihr rückwärts die Serpentine wieder hoch oder runter müsst, damit der Verkehr weiter fließen kann. Für alle, die nicht selbst fahren wollen: Auf La Gomera gibt es auch Busse, oder ihr könnt für etwas mehr Geld einen Fahrer oder ein Taxi anheuern um die Insel zu erkunden.
Der kanarische Cloud Forest & Regenwald-Momente
Von den 400 km² der Insel sind 40 km² Nationalpark. Das meiste davon ist Urwald, wie er in einer früheren Welt existierte. Der Regenwald auf der kanarischen Insel ist in seiner ursprünglichen Form noch heute zu sehen, wie es ihn zu Zeiten der Dinosaurier auch in spanischen Breitengraden gab. Da hat man schon ab und an das leise Gefühl, beim nächsten Rascheln könnte ein Dino neben einem hervortreten. 😉 Mystisch wölbt sich dicker Nebel über grüne Bäume und überall wächst Moos.
Ihr solltet unbedingt einem der Regenwald Wanderwege folgen, die teilweise mit nur 10 Minuten Laufstrecke bis zur nächsten Toilette auch als Spaziergänge machbar sind. Eine längere Tour macht natürlich auch Spaß, denn hier ist die Luft wirklich perfekt um die Wanderlunge zu füllen und so einige Vogelarten wollen erhört und beobachtet werden. Auf La Gomera sind die Wanderwege hervorragend ausgeschildert, damit ihr euch nicht verlaufen könnt, so wie es unserer Gastautorin Kat auf Teneriffa passiert ist.
Der Regenwald in der Mitte der Insel im Nationalpark Garajonay ist der allerletzte richtige Urwald Europas und besteht vornehmlich aus Lorbeerbäumen, die komplett mit Moos bewachsen sind.
Botanisch gilt es hier definitiv die Augen aufzusperren und die Natur auf sich wirken zu lassen. In gesunden Zeiten gleicht der Cloud Forest einer dschungelig feuchten Regenwald Oase, doch im Jahr 2017 hatten die Wälder La Gomeras mit einer großen Dürre zu kämpfen, was man den Pflanzen deutlich ansieht. Auch die Flüsse, die sich hier normalerweise des Weges murmeln, suche ich vergeblich. Die Trockenzeit hat sie lahmgelegt.
Ganz besonders für Pflanzenfreunde ist hier die Baumheide, die bis zu 20 Meter Höhe erreichen kann, was sie sonst an keinem anderen Ort der Welt tut. Normalerweise ist die auf den Kanaren und in Afrika verbreitete Verwandte unseres Heidekrautes nämlich eine kleinere Busch- oder Baumpflanze.
Auf La Gomera gibt es etliche Vögel zu beobachten. Möwen bevölkern die Küstenabschnitte, Falken und Seeadler kreisen am Himmel und diverse Eidechsenarten und Wildkaninchen sind am Boden anzutreffen. Wer Angst vor Schlangen hat, ist mit diesem Reiseziel gut beraten: Es gibt nämlich keine. Allerdings könntet ihr auf eine kleine Echse mit sehr kurzen Füßen treffen, die manchmal versehentlich für eine Schlange gehalten wird. Die tut euch nichts, grüßt sie von mir und wandert weiter. Am liebsten hätte ich auch die Lagarto Gigante getroffen – eine Riesenechse, die es nur noch auf La Gomera gibt und die bis zu 60 Zentimeter messen kann!
Wer es am liebsten Grün mag, der sollte unbedingt in den Norden der Insel reisen, denn hier ist es stetig etwas kühler und feuchter. Dadurch hat sich eine dauergrüne Pflanzenwelt entwickelt, die dem naturliebenden Auge schmeichelt. Im sonnengeküssten Süden ist es hingegen deutlich trockener, aber auch wärmer.
Rote Erde und tolle Aussichten
Tief rote Erde überrascht mich rund um den wohl beliebtesten Aussichtspunkt der Insel in Richtung Teneriffa, dem Mirador de Agulo. Wer es lieber unbewegt mag, der kann hier mit dem Auto hinauf tuckern und im Café Mirador ein Päuschen mit Aussicht einlegen.
Ich selbst nahm, wie bei jeder Gelegenheit, lieber die Beine in die Hand und schaute mich in der rostroten Marsgegend um. Der Aussichtspunkt ist definitiv einen Besuch wert und ich würde euch empfehlen mehr Zeit mitzubringen, als ich vor Ort hatte, also mindestens ein Stündchen.
Bunte Häuser und Terrassen-Feldbau
Die Landwirtschaft der Insel ist seit jeher besonders: Auf traditionellen Terrassen wird hier das Feld bestellt, denn an steilen Hängen lassen sich Pflanzen nur schwer anbauen und bewirtschaften. Früher half die ganze Familie mit bis zu 12 Kindern auf dem Feld. Heutzutage sind viele dieser Terrassen verwaist, denn von der Landwirtschaft kann hier kaum noch jemand leben und die meisten Bewohner der Insel arbeiten stattdessen in der Tourismusbranche um ihr Einkommen zu sichern.
Typisch für La Gomera sind die Bananen- und Palmenplantagen. Hier wird der berühmte Palmhonig gewonnen, der mit seiner würzigen Süsse einer der spannendsten Geschmäcker der Insel ist. Ähnlich wie bei der Gewinnung von Ahornsirup wird hier die Palme angeschnitten, um den Sirup zu gewinnen.
Die Archtitektur der Inselstädtchen fällt vor allem durch ihre bunte Farben auf. Hier schmiegen sich Orangetöne an Rot, Lila und Türkis und hängen wie Farbtupfer in den Bergen. Ein schöner Anblick, vorallem weil viele Häuser im Norden noch einige der kleinen Terrassen bewirtschaften, die al knallgrüne Kleckse neben den bunten Fassaden zu sehen sind.
Blaues Wasser und Schroffe Felsen
Wenn ihr auf La Gomera verweilt solltet ihr euch definitiv Zeit nehmen, die Felslandschaft und das tiefblaue Meer auf euch wirken zu lassen. Einfach mal pausieren, Ruhe finden und den Wellen beim Rauschen zuhören ist absolutes Pflichtprogramm und fegt alle Gedanken aus rauchenden Köpfen hinfort.
Wer besonders felsiges Gestein liebt, der kann entweder vom Wasser aus tolle Blicke erhaschen oder wieder nach oben auf die Insel fahren. Von hier aus sehen nicht nur die sich hinfort schlängelnden kleinen Serpentinen-Straßen wunderschön aus, sondern auch die hervor ragenden nackten Gesteine der Vulkaninsel, deren Schlot vor vier Millionen Jahren das letzte Mal aktiv brodelte.
Menschen auf La Gomera – Die einzigartige Pfeifsprache
Seit dem Jahr 2009 ist die landestypische Pfeifsprache von La Gomera UNSESCO Weltkulturerbe. Es lohnt sich definitv vor Ort mal herumzufragen, wo man sich die Sprache anhören kann. Der ein oder andere lustige Geselle wird sie euch ganz sicher zeigen, denn auf der Insel wird das Pfeifen in der Schule unterrichtet, damit es nicht in Vergessenheit gerät. Mir haben die Kellner am Aussichtspunkt Mirador etwas in der Pfeifsprache erzählt. Nur was, das bleibt wohl ihr Geheimnis… 😉
Das Besondere an der Pfeifsprache ist, dass es sich nicht um Signale, sondern um ein gepfiffenes Modell echter Sprache inklusive Grammatik und Mehrsprachigkeit handelt. Hier kann also auf Spanisch und Englisch gepfiffen werden und das über echt weite Distanzen von bis zu vier Kilometern. Da La Gomera ziemlich bergig ist, diente die Sprache nämlich ursprünglich der Verständigung der Hirten, die sonst eine lange Wanderung hätten unternehmen müssen, um sich zu unterhalten.
Entspanntes Insel-Flair in San Sebastian
Wenn ihr in San Sebastian Quartier bezieht werdet nicht umhin kommen durch die Stadt zu stromern und Abends in das ein oder andere Restaurant einzukehren. Hier klappen zwar was die Geschäfte angeht relativ früh die Bürgersteige hoch, aber beim Essen und Trinken darf man auf La Gomera gern länger sitzen und das solltet ihr bei den milden Temperaturen auch unbedingt ausnutzen, denn das Flair ist wirklich entspannt und lustig.
Ganz besonders sind mir in der Stadt die vielen streunenden Katzen aufgefallen. Die meisten haben leuchtend blaue Augen aus denen sie mich forschend ansahen. Sie sind größtenteils sehr scheu, wunderschön und suchen in Menschennähe und im Müll nach Futter. Ich wage zu bezweifeln, dass sie auf der Insel sonderlich beliebt sind und gut behandelt werden, denn wenn man ihnen zu Nahe kommt laufen sie bis auf wenige Exemplare sofort panisch davon.
Auch am Hafen entlang zu spazieren lohnt sich sehr. Am Besten in Verbindung mit dem Warten auf die Fähre. Das Gute ist nämlich, dass ihr für einen schmalen Euro pro Schließfach eure Koffer schon wegschließen könnt und euch dann, bis es auf die Fähre geht, nochmal eure Beine vertreten könnt. Dicht an der Fähre sind der Strand Playa De La Cueva und das Monumento de la Antorcha Olímpica. Beides ist sehr sehenswert!
Günstig Erholen auf La Gomera – Tipps für die Insel
Auf La Gomera kann man verhältnismäßig günstig Urlaub machen. Die Insel ist aus diesem Grund, genau wie die anderen Kanaren, ein beliebtes Überwinterungsziel für Deutsche, Briten, Spanier und Co. Adapter und Reisepass könnt ihr zu Hause lassen, denn La Gomera ist Europa, auch wenn es 5 Flug-Stunden von Berlin entfernt liegt. Auch sprachlich merkt man schnell, wie oft hier Deutsche zu Gast sind – fast überall findet ihr deutsche Informationen und Speisekarten.
An- und Abreise für La Gomera
Die Anreise und Abreise nach La Gomera kann man bei einem guten Händchen für Buchungen für insgesamt 120-160 Euro auf die Beine stellen, wenn man statt nach La Gomera einfach nach Teneriffa Süd fliegt und anschließend mit der Fred Olsen Ferry übersetzt.
Hotels und Apartements auf La Gomera
Auf der Insel findet ihr diverse Apartements und Hotelzimmer, die preislich pro Nacht je nach Ausstattung zwischen 30-200 Euro liegen. Was ihr für eine Unterkunft sucht, ist natürlich komplett von euch selbst abhängig – diverse Anlaufstellen wie booking.com, airbnb und andere Anbieter lassen euch schnell fündig werden. Beachtet dabei unbedingt die verschiedenen Höhenlagen der Insel: Je weiter es euch in den Bergen nach oben zieht, desto frischer wird es euch um die Nase wehen.
Während meines Aufenthaltes auf La Gomera habe ich im Hotel El Parador gewohnt, das mit wunderschönen Zimmern, einer tollen Hotelanlage, Meerblick, Pool, Saune und Co. zu den luxuriöseren Schlafstätten der Insel gehört. Das Frühstück fand ich reichlich und lecker. Auch Dinge, die ich gern mag, aber nicht oft im Ausland in Hotels finde, wie Pfirsichsaft und Tomatensaft und gut schmeckende Erdbeermarmelade waren täglich am Buffet zu finden. Das Brot auf La Gomera im El Parador war sehr gut und hat mich an zu Hause erinnert, was mir persönlich immer kleine Begeisterungsstürme entlockt – zum Mittag würde ich jedoch woanders hingehen.
Essen und Trinken auf La Gomera
Ich persönlich habe La Gomera nicht unbedingt als Gourmetinsel empfunden. Wer Fisch und Muscheln mag, wird hier nicht enttäuscht werden, als Vegetarier oder Veganer wird es hingegen schwieriger. Nahezu überall gibt es für wenig Geld die lokaltypischen Schrumpf-Kartoffeln mit leckeren Saucen dazu. Achtung an dieser Stelle an alle Vegetarier: Kroketten bestehen auf La Gomera nicht wie bei uns nur aus Kartoffeln, sondern werden mit Fisch oder anderem Meeresgetier gemischt – fragt im Zweifelsfall lieber vorher nach. Ein spanisches Wörterbuch oder eine Übersetzungs-App können hierbei nicht schaden. 😉
Ein absolutes Muss sind die Bananen der Insel, der typische Palmhonig, gerne mit Ziegenkäse gereicht, die sonnengereiften Tomaten und vor allem die hervorragenden lokal angebauten Avocados. Mit einem Salat macht ihr wenig falsch, denn die Zutaten sind wirklich frisch! Ein unbedingtes Muss für einen schönen Abend ist das Restaurant La Forastera – hier hat mir einfach alles geschmeckt und ich würde jederzeit wieder kommen.
Das Flair in den Restaurants und Bars fand ich durchweg sehr entspannt und locker. Hier kann man gut sitzen, auch mal ein Spielchen mitbringen und sich unterhalten. Auch guten Wein – zumeist aus Spanien importiert – findet man auf La Gomera zur Genüge. Die Insel baut auch selbst Wein an, diesen jedoch nur in kleinen Mengen und ich kam nicht dazu ihn zu probieren.
Weil ich nur 4 Tage auf La Gomera war, konnte ich natürlich nicht alles Essen und Trinken, was ich gerne probiert hätte und würde mich daher sehr freuen, wenn ihr in den Kommentaren von eigenen Erfahrungen berichten würdet, wenn ihr schonmal euer Unwesen auf der Insel getrieben habt. 😉
Aktivitäten auf La Gomera
Auf La Gomera kann man jede Menge unternehmen – nur wer weiße Sandstrände erwartet, der ist auf der kanarischen Vulkaninsel falsch. In der Sonne brutzeln lässt es sich natürlich trotzdem ganz herrlich, auf der Liege im Hotel oder einem flauschig polsternden Handtuch am Steinstrand.
Wandern
Wandern gehen ist ein absolutes Muss – die Insel verfügt über ein Jahrhunderte altes Netz aus Wanderwegen, die inzwischen gut kartografiert sind. Mein Tipp: Unbedingt zu Beginn eurer Reise in einer der Tourismuszentralen der Insel vorbei schauen und euch die „Camina la Gomera“ Wanderkarte schnappen. Hier findet ihr neben den eingezeichneten Wanderwegen eine detaillierte Übersicht zu allen möglichen Routen der Insel, sortiert nach Wanderdauer, Höhenmetern und Schwierigkeitsgrad.
Wassersport
Ihr könnt neben einem gemütlichen Schwimm-Ausflug vom Strand auch Surfen, mit dem Kayak fahren, Tauchen und Segeln gehen. Wer Lust auf Wassersport auf La Gomera hat, der schaut am besten mal hier vorbei.
Radfahren & Mountainbiken
Natürlich müsst ihr nicht zu Fuß unterwegs sein. Viele Strecken auf La Gomera eigenen sich hervorragend um den Drahtesel zu schwingen. Da die Wege der Insel, die noch flach beginnen ziemlich schnell sehr steil ansteigen können, empfiehlt es sich hier aber ein bisschen Fitness mitzubringen. 😉
La Gomera – du hast mir gefallen!
Dieses Video vom Tourismusverband der kanarischen Inseln zeigt wunderbar, was man auf der Insel alles an Natur entdecken kann. Wenn ich nochmal wieder komme, dann muss ich definitiv mehr Zeit mitbringen um die tollen Wanderwege entlang zu kraxeln und all die schöne Natur mit eigenen Augen zu sehen.
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Mir hat La Gomera sehr gut gefallen und ich muss sagen, dass ich besonders erstaunt darüber war, wie viel verschiedene Natur hier auf so wenigen Quadratkilometern zusammen kommt. Wart ihr schon einmal da?