Manchmal, wenn ich eine Dienstleistung in Anspruch nehme, ein Produkt in den Händen halte, einen Cocktail schnabuliere oder ganz selbstverständlich in einem Verkehrsmittel sitze, dann frage ich mich: Was machen die Menschen eigentlich, die daran arbeiten, dass ich das gerade tun kann? Was steckt dahinter? Als ich während einer Veranstaltung eine geöffnete und gefüllte Kokosnuss vom leckeren Catering-Stand von Laura Iriondo nahm, stellte ich mir wieder diese Frage. Und dieses Mal beschloss ich, sie auch wirklich zu beantworten.
Wer also ist dieser Mensch hinter dem Stand? Wer ist Laura Iriondo?
Und was genau treibt sie eigentlich den ganzen Tag in ihrer Catering Küche?
Ein Tag in der Küche mit Laura Iriondo Catering
Wie viele andere Menschen auch, kam Laura auf Umwegen zu ihrem heutigen Job. Um ihre Ausbildung zur Ergotherapeutin zu finanzieren, nahm sie einen Nebenjob in der Gastronomie an. Irgendwann tauschte sie das Tablett gegen den Herd und bis heute fühlt sie sich wohl, wenn die Töpfe klappern und der Duft von allerlei Leckereien in ihre Nase strömt.
Auf dem Papier ist Laura Iriondo zwar tatsächlich Ergotherapeuthin geworden, aber ihr Herz blieb in der Küche. Als Köchin und Cateringliebhaberin verzaubert sie Hochzeitspaare, füllt die leeren Mägen auf Bloggerevents mit ihren fotogenen Leckerchen und sorgt dafür, dass all ihre Kunden sich satt und zufrieden die Bäuche reiben können.
Ich durfte Laura ein paar Stunden über die Schulter schauen und meiner Kamera in ihrer Küche freien Lauf lassen. Laura hat mir von ihrem Weg erzählt, das Laura Iriondo Catering aufzubauen. Eine Geschichte, die mir besonders in Erinnerung blieb ist diese:
Bei der Premiere vom Film Soulkitchen – toller Film übrigens, falls ihr ihn nicht kennt! – durfte sie sich kreativ austoben. Nach vielen Stunden Arbeit und Vorbereitung hatte Laura alles geschafft und sie wurde belohnt: Regisseur Fatih Akin und die anderen Gäste der Veranstaltung waren begeistert von ihrem Essen.
Ein weiterer Fakt des Catering-Lebens? Sie selbst konnte an der Filmpremiere nicht teilnehmen, denn die Küche ruft für eine ständige Vorbereitung des nächsten Events. Aber Laura macht das gar nichts aus, denn sie liebt das in der Küche stehen und das Schöne ist: Man merkt es ihr einfach sofort an.
Sie managed nicht nur ihr Unternehmen, das inzwischen 5 Leute zählt, sondern auch ihre kleine Familie mit zwei Kindern. Ich durfte ihrer kleinen Tochter die Wange streicheln und ihren lieben Partner Martin kennen lernen. Auch in ihrer Küche habe ich mich sehr willkommen gefühlt. Es gab keinerlei Geheimniskrämerei und Probieren war ausdrücklich erlaubt. Ganz besonders lecker fand ich Lauras Reissalat!
Laura Iriondo im Interview
Freiseindesign: „Du hast deinen Nebenjob zum Traumberuf gemacht, wie kam es dazu? Gab es ein Schlüsselerlebnis für dich?“
Laura Iriondo: „Ich glaube die Liebe zum Essen begleitet mich seit Kindheitstagen, so habe ich meine Freundinnen in der Schulzeit nach den Kochkünsten der Eltern ausgesucht. Die Mutter meiner damals besten Freundin war ein großes kulinarisches Vorbild, ich war schwer fasziniert wie sie es schaffte Bratkartoffeln so knusprig zu braten, ohne die Zwiebeln zu verbrennen. Auch damals noch seltene Gemüse wie Schwarzwurzel wurden mir dort das erste Mal aufgetischt. Es gab wenig, was mir nicht schmeckte, meine Neugierde war unermesslich.“
Freiseindesign: „Über deine Küchenzeile hängt ein großes Bild, das sofort ins Auge fällt. Warum hast du dich für dieses Bild entschieden und was bedeutet es für dich?“
Laura Iriondo: „Dieses Bild ist von meiner gleichnamigen Freundin Laura Silleras, eine meiner ersten Freundschaften, die ich schloss, als ich vor 7 Jahren nach Berlin kam. Ich liebe und bewundere Sie sehr für ihre starke Ausstrahlung und den zarten und sensiblen Kern. Ihre Bilder berühren mich auf die gleiche Weise. Oft sind diese sehr hart und provokant und erlauben den Betrachter dann doch den ein oder anderen zarten und sensiblen Einblick.“
Freiseindesign: „Dein Partner Martin hilft dir in der Küche, zusätzlich hast du noch ein paar andere Mitstreiter. Genau wie Freiseindesign seid ihr ein kleines Familienunternehmen. Wie ist es für dich, mit seinem Partner zusammen zu arbeitet, hast du Tipps, wie man sich so organisiert, dass es sowohl beruflich, als auch privat läuft?“
Laura Iriondo: „Mein Partner hilft mir nicht nur, er ist meine bessere Hälfte 😉 Er stärkt und motiviert mich wenn ich erschöpft bin, er inspiriert mich, aber ist auch mein größter Kritiker. Ich hoffe natürlich, dass ich ihn in genau der gleichen Art und Weise antreiben kann. Ich muss gestehen, es kostete mich etwas Mut diesen Schritt zu wagen, Partnerschaft und Beruf zu teilen, aber ich bereue ihn keinesfalls. Kommunikation ist wahrscheinlich das A und O in dieser Doppelbeziehung. Aktuell möchten wir gerne uns mehr kreative Auszeiten gönnen um Kraft und Ideen für neue Projekte zu schöpfen.“
Freiseindesign: „Verrätst du uns dein Lieblingsessen für einen Abend an dem du abschalten willst?“
Laura Iriondo: „Auf keinen Fall selbst gekocht! Ich liebe es gut essen zu gehen, an das Horvárt in Kreuzberg habe ich mein Herz verloren. Sonst kann man mich auch mit frischem Sauerteig Brot und Fassbutter sehr sehr glücklich machen.“
Freiseindesign: „Du machst Catering für Hochzeiten, Firmenveranstaltungen und vieles mehr. Erzähl uns von deinen schönsten, lustigsten und herausforderndsten Erlebnissen bisher.“
Laura Iriondo: „Hochzeiten lieben wir sehr, diese benötigen zwar immer etwas extra Betreuung, man möchte ja nur einmal Heiraten, allerdings bereitet es uns auch immer große Freude die Paare von der Planung bis zum Fest zu begleiten und mit dem ein oder anderen Ratschlag zu unterstützen. Da ist dann auch schon oft eine richtige Freundschaft dabei entstanden.
Ein besonders herausforderndes Ereignis hatte ich erst vor wenigen Wochen. Ein Sommerfest auf einem Schiff für 150 Personen wurde gebucht. Wir hatten exakt 30 Minuten um alles zum Anlegesteg zu liefern und dort aufzubauen ehe das Boot weiter fahren wollte. So weit so gut, wäre da nicht dieser unglaublich überfüllte Wochenmarkt auf dieser Straße gewesen, den wir einmal mit samt der Lieferung überqueren mussten. Meine Kollegin musste sich kurzerhand vor den bis oben bepackten Rollwagen stellen und freundlich aber gewissenhaft die Passanten mit den Armen auf die Seite schieben, damit ich von hinten zügig zum Steg kam.“
Freiseindesign: „Deine Küche war früher ein Co-Working Space. Wie kam es dazu, dass du jetzt deine Küche dort hast?“
Laura Iriondo: „Bevor meine Küche ein Co-Working Space wurde, war sie ein 50m2 großes Gewächshaus mitten in Neukölln. Um ehrlich zu sein bin ich ganz klassisch über den Immobilienmarkt auf diese Gewerbefläche gestoßen. Aber es war kein leichter weg dort hin. Viele Eigentümer hatten Sorge an mich zu mieten, junge Mutter ohne Kredit und großes Start Kapital war nicht besonders vertrauenswürdig. Das ist schade, denn Fähigkeiten wie Ehrgeizigkeit und Zielstrebigkeit habe ich erst mit der Geburt meines ersten Kindes entwickelt, immerhin habe ich nun die doppelte Verantwortung zu tragen.“
Freiseindesign: „Die Laura Iriondo Küche schaut nicht aus wie eine typische Catering-Küche. Es ist hell, und persönliche Dekorationselemente lockern den Raum auf. Wie kommt es, dass deine Küche so eine persönliche Handschrift trägt?“
Laura Iriondo: „Mir war klar, dass ich viel, viel Zeit dort verbringen werde und darum wollte ich mich dort auch wohl fühlen. Ich habe einfach zu viel Zeit in viel zu engen Restaurant Kombüsen verbracht.“
Freiseindesign: „Gibt es einen Film, ein Musikstück, Buch oder Zitat, das dich in Bezug auf deine Arbeit immer wieder berührt?“
Laura Iriondo: „Das klingt jetzt sicher sehr kitschig, aber meiner australischen Köchin habe ich letztens beim Arbeiten die Geschichte von Momo erzählt. Ich habe mich an den Straßenfeger Beppo erinnert, der sich nie die ganze Straße vor Augen hält, sondern immer nur Schritt für Schritt und Schub für Schub arbeitet und dabei feststellt, wie die Zeit rennt und die erst ewig wirkende Straße ganz schnell geschafft ist. So geht es mir auch oft. Wenn ich daran denke, was ich noch alles machen möchte und wo ich gerne ganz bald schon sein will, erscheint mir meine To-Do Liste unendlich. Wenn ich aber kurz inne halte und reflektiere, wohin ich mit meiner Firma in den vergangenen Jahren schon gekommen bin, kann ich es kaum fassen und bin dankbar für jeden Schritt.“
Freiseindesign: „Woher bekommst du deine Zutaten? Worauf achtest du, wenn du Zutaten bestellst?“
Laura Iriondo: „Ich denke Regionalität und Saison sollten in einer nachhaltigen und modernen Küche Standard sein. Ich möchte nicht mehr erwähnen müssen, dass die Eier Bioqualität haben. Ich möchte, dass dies selbstverständlich ist.“
Freiseindesign: „Wenn man ein Catering bei dir bestellen möchte, was sollte man dann vorher schon wissen und wie kann man dich am besten erreichen?“
Laura Iriondo: „Schreibt mir eine Mail und schildert mir euer Anliegen. Wenn alle nötigen Fakten geklärt sind freuen wir uns sehr euch ein persönliches Angebot zu erstellen. Bei Hochzeiten etc. fällt ein persönliches Kennen lernen und Probeessen natürlich nicht aus. 😉
Freiseindesign: „Hast du zum Schluss noch ein kleines Rezept für uns, das lecker schmeckt, die Gäste begeistert und günstig zu kochen ist?“
Laura Iriondo: „Der Herbst zieht langsam wieder ins Land, ich freue mich jetzt schon wie Bolle auf die Suppen- und Eintopfsaison. Ein Tipp für die nächste Kartoffelsuppe:
Tomaten sogen für Frische und etwas Säure (einfach nur halbieren). Eine Prise Chili heizt das ganze noch etwas auf und Kumin (gemahlener Kreuzkümmel) verleiht euer Suppe eine ganz neue Geschmacksfassette. Sonst natürlich alles in den Topf, was sich im Gemüsefach eures Kühlschrankes finden lässt.“
Freiseindesign: „Ich danke dir liebe Laura für diesen leckeren Einblick in deine Küche!“
Laura Iriondo: „Ich danke dir für die Zeit, die du dir genommen hast.“
Bei all ihrer Wärme und Herzlichkeit kann ich nur sagen: Laura, du hast mich beeindruckt und ich wünsche dir alles Glück der Welt mit deinem Unternehmen.