Wir kamen Mitte Oktober nach Meran, um unseren Ausflug auf den Höhenweg zu starten und verliebten uns spontan in die schöne Stadt, von der wir leider viel zu wenig gesehen haben. In diesem Beitrag verraten wir euch, was sich hier unternehmen lässt, wenn man nur einen Tag Zeit hat und wieso uns das Hotel Ottmanngut so sehr begeisterte.
Meran – Mehr als der Ausgangspunkt für den Höhenweg
Die mediterrane südtiroler Stadt Meran ist heute vor allem für zwei Dinge bekannt: Ihre herrlichen Spazier- & Wanderwege im Umland und die große Therme. Wir haben einen Spaziergang entlang des Flusses Passer in der Stadt unternommen, während die Sonne schon langsam von Himmel verschwand. Da wir gerade mal einen Tag Zeit hatten und wir 4 Stunden davon schon in den herrlichen Gärten von Schloss Trauttmannsdorff verbrachten, war für die berühmte Therme einfach kein Zeitfenster mehr übrig. Aber einmal ist ja keinmal und beim nächsten Trip nach Meran werden wir das nachholen!
Als Kurstadt war Meran schon zu Zeiten von Kaiserin Sissi in aller Munde. Mit ihrer Vorliebe sich hier an der guten Luft zu erholen, kamen auch andere Gäste. Was eine Kaiserin glücklich machte, stand nämlich auch beim Adel hoch im Reisekurs. 😉 Und so entwickelte die Stadt sich schon von dem Beginn des 20. Jahrhunderts immer mehr zum Touristenort und gilt als eine der ersten hochfrequentierten Tourismus-Städte des Habsburger Reiches.
Viele architektonische Zeitzeugnisse dieser Entwicklung kann man noch heute bestaunen, so wandelten wir auf Sissis Spuren durch die Wandelhalle entlang der Winterpromenade. Wer es etwas waldiger mag, der überquert die rauschende Passer über eine der vielen Brücken und spaziert auf der anderen Seite, die als Sommerpromenade bekannt wurde, weil an den heißen Tagen schützende Laubdächer hier Schatten spenden.
Wer Lokales für die Lieben daheim mitbringen und natürlich hier vor Ort verkosten möchte, sollte sich unbedingt Zeit für den Genussmarkt Pur Südtirol nehmen, der sich direkt hinter dem Kurhaus befindet. Zum Abendbrot haben wir uns für eine leckere Pizza in der über die Stadt hinaus bekannten Gourmet-Pizzeria 357 gegönnt.
Haus Ottmanngut – das wohl schönste Hotel von Meran
Nun, ganz sicher ist die Überschrift ein wenig hochgegriffen, weil wir natürlich nicht jedes Hotel von Meran getestet haben. 😉 Doch sie trägt unserer Begeisterung Rechenschaft. Das Haus Ottmanngut wird nicht ohne Grund als zu Hause, fern von zu Hause bezeichnet. Inhaber Martin Kirchlechner nimmt sich Zeit, mit den Gästen zu plaudern und beantwortet alle Fragen zur Geschichte seines Hauses, das im 13. Jahrhundert das erste Mal schriftlich Erwähnung fand.
Das ehemalige Weingut ging Mitte des 19. Jahrhunderts in den Besitz der Familie über. Erworben als Ort für die Sommerfrische, diente es der Erholung – leicht vorstellbar, bei der schönen Lage! Noch heute sieht man dem Garten an, dass hier viel Liebe zum mediterranen Bewuchs vorherrschte und sich bis heute gehalten hat. Da die Zölle für Zitrusfrüchte früher sehr hoch waren, war es üblich sein Gut mit einer Orangerie auszustatten um selbst Zitronen, Orangen und Limetten züchten zu können. Auch diese Tradition finden wir noch heute im Haus Ottmanngut.
Das familiengeführte Gästehaus wurde seit den 70er Jahren von der Oma von Martin Kirchlechner betrieben, die selbst auch im Haus wohnte. Ihre ehemalige Stube ist inzwischen zu einem Gästezimmer umgebaut worden – es heißt liebevoll „Bei Oma“. „Die alte Struktur des letzten Umbaus in den 50er Jahren war vielleicht funktional aber nicht schön und alles sah noch genauso aus, als ich das Ottmanngut übernommen habe,“ erzählt unser Gastgeber, „wir haben dann von der ersten Idee das Haus zu renovieren bis zum fertigen Ergebnis 1,5 Jahre mit Reparaturarbeiten verbracht. Elemente wie der originale Boden der Zimmer, der in den 50ern unter Linoleum begraben wurde, sind heute wieder sichtbar.“
Teilweise sind die Dielenböden mehrere hundert Jahre alt und auch die Möbel stammen größtenteils aus Familienbesitz. Einiges erwarb Martin Kirchlechners Vater, der eine Vorliebe für Antiquitäten hatte, anderes wurde schon lange in der Familie weitergegeben. So ein Erbstück ist beispielsweise der Flügel, der prominent aber passend im so genannten „Wohnzimmer“ steht, in dem wir morgens frühstückten. Das Instrument wurde von Johann Grissemann, dem ehemaligen Kapellmeister von Meran und seines Zeichens Ururgroßvater von Martin Kirchlechner für seine Tochter angeschafft. Damit der Flügel durch das Treppenhaus passte, war er übrigens ungewöhnlich kurz, was immer wieder einigen Gästen auffällt. Heute schmiegt er sich passend ins Ambiente des Ottmanngutes ein.
Doch nicht nur das Haus und die Möbel haben im Ottmanngut einiges an Jahrzehnten auf dem Buckel. Auch Gartenbewohner Max – eine Landschildkröte – zählt um die stolze hundert Jahre. Neben einer ausnehmenden Vorliebe dafür in Lederschuhe zu beißen, ist Max übrigens ein liebenswerter und freundlicher Zeitgenosse, der sich während der warmen Jahreszeit frei im Garten des Ottmanngutes bewegen darf.
Neben den schönen Zimmern und den netten Gesprächen hat das Haus Ottmanngut vor allem eines zu bieten: Leckeres Frühstück. Gemäß dem Prinzip des Slow-Food, das Martin Kirchlechner während seiner 5-jährigen Arbeit in einer Biokäserei schätzen lernte, gilt hier die Langsamkeit als wichtiger Teil des Vergnügens. Statt einem Buffet, wird die morgendliche Stärkung als Menü in mehreren Gängen serviert. Und zwar hochprofessionell und gleichzeitig herzenswarm. Von jedem Produkt erfährt man die (zumeist lokale) Herkunft und darf auch hier wieder alle Fragen stellen. Ganz ehrlich – ich kann mir kaum vorstellen, dass man im Ottmanngut nicht auf jedes einzelne Anliegen des Gastes eine passende Antwort oder Lösung findet. Ich glaube, ich habe mich selten in einem Hotel so respektiert, willkommen in der Familie und gleichzeitig zu Hause gefühlt, wie hier.
Tagesausflug Schloss Trauttmannsdorff
Merans beliebtestes Ausflugsziel sind die Gärten des Schloss Trauttmannsdorff. Klar, dass wir an einem herrlich goldenen Oktobertag entschieden haben, durch die ingesamt 80 Gartenlandschaften zu stromern. Ganze 4 Stunden waren wir vor Ort und haben vermutlich immer noch nicht alles gesehen.
Auch auf Schloss Trautmannsdorff wandelt man als Gast auf den Spuren der allseits beliebten Kaiserin Sissi. Früher ließ sie hier Wege im Wald um das Schloss anlegen, auf denen sie mit ihrer Tochter spazieren konnte. Einige dieser Wege wurden in der 12 Hektar großen modernen Gartenanlage aufgegriffen.
Waldgärten, Wassergärten, Sonnengärten, Landschaften Südtirols und die botanische Unterwelt warteten darauf von uns entdeckt zu werden und die Sonne tat ihr übriges dazu um den Tag besonders schön strahlen zu lassen. Bei über 100 Metern Höhenunterschied innerhalb der Anlage kommt man schon mal ins Schwitzen. Allerdings entschädigt die Aussicht absolut für alles!
Besonders schön fand ich die Mischung aus bunter, überquellender und lebendiger Natur mit Kunstwerken und interaktiven Wasserspielen. Auch für Kinder gab es jede Menge zu tun und Laufenten, Kaninchen, Schafe und ihre Freunde bieten jede Menge Beobachter-Spaß in großen Freigehegen. Meiner Meinung nach, ist Schloss Trauttmannsdorff mit seinen Gärten ein lohnenswerter Ausflug von Meran, für den man dringend einige Stunden einplanen sollte. Ob es auch euch gefallen könnte? Da würde ich nun zum Abschluss einfach mal die Bilder sprechen lassen! Viel Spaß bei eurem Ausflug nach Meran. 🙂