Zero Waste scheint einigen ein neuer Öko-Trend zu sein, der als Hashtag auf diversen Internetportalen perfekt inszenierte Bilder von hübsch angerichteten Küchen voll Holz und Metall ziert. Dabei ist es eigentlich der simple Weg zurück zu dem, was unsere Großeltern als Alltag kannten:
Ein Leben mit Produkten, die nicht stetig weggeworfen wurden. Nun könnte man sagen, wir sind einfach bequemer geworden und brauchen unser Plastik. Gerade im medizinischen Hygienebereich ist es unstrittig, dass Kunststoff & Co. ihre Funktion erfüllen – jedoch sollten wir dabei nicht vergessen, dass wir Menschen uns mit den Unmassen an anfallendem Müll auf der Welt schlicht verrechnet haben. Das wird nicht funktionieren. Und wer die Verschmutzung der Erde nur durch die Augen seiner eigenen sauberen Nachbarschaft sieht, der vergisst, in welch privilegiertem Ausschnitt der Welt wir hier leben.
Natürlich kann einer allein die Welt nicht retten. Dennoch halte ich den Gedankengang „ob ich nun einfach auch so viel Müll produziere wie der Nachbar, ist doch egal“ für gefährlich. Ich denke stattdessen lieber: „Kann ich vielleicht einen kleinen Beitrag leisten?“ und achte auf meine Müllproduktion.
Wie ich meinen müllreduzierten Kulturbeutel für die Reise packe, zeige ich euch heute einmal als Beispiel für einen kleinen Bereich meines Zero Waste Lifestyle – der trügerischerweise einen sehr extremen Namen trägt, denn es geht nicht wirklich um eine 0% Müll-Rechnung, sondern einfach um weniger Müll, als man vorher produzierte.
Alle Produkte in dem Kulturbeutel nutze auch zu Hause in meinem privaten Badezimmer. Da es sich um Verbrauchsprodukte handelt, hat Original Unverpackt aus Berlin mir zum Fotografieren unbenutzte Produkte zur Verfügung gestellt, so dass ihr nicht meine benutzte Zahnbürste auf den Bildern findet… 😉
Die Zahnbürste besteht aus Bambus mit Bambusviskose-Borsten. Wenn du mit der Benutzung fertig bist (wie eine normale Zahnbürste nach 3 Monaten) dann kannst du die Borsten auszupfen und entweder in die Biotonne oder ins Recycling geben. Hier ist wichtig: Frag bei deine Stadt nach, wie der Biomüll behandelt wird. Einige Städte können Bioplastik und Weiteres in ihren Anlagen kompostieren, andere Städte können dies nicht. Der Griff der Zahnbürste kann auf den normalen Kompost gebracht werden.
Die Zahnpastatabletten ersetzen die normale Zahnpasta. Wer in Berlin wohnt, kann sie auch einfach direkt im Unverpackt-Shop abfüllen und braucht nicht mal das Gläschen, in dem sie versendet werden. 🙂 Wer online bestellt, dem kann ich die kleinen Zahnpasta-Gläschen empfehlen um selbstgemachte Cremes oder Öle darin abzufüllen – ein tolles Geschenk für die Familie!
In der Bambushülle kann man die Zahnbürste transportieren. Wenn sie einmal abgenutzt sein sollte, kann sie einfach rückstandslos kompostiert werden. Damit die Flüssigkeit sich nicht in der Hülle sammeln kann, hat sie ein Lüftungsloch im Boden.
Diese Wattestäbchen für die Ohren sind komplett kompostierbar und sehen außerdem im Glas auch viel schöner aus, als ihre Kollegen aus Plastik! Wusstest du, dass viele Ohrenentzündungen und Juckreiz im Ohr entstehen, weil wir allergisch auf die Chemikalien in der gebleichten oder durch Kunstfastern ersetzten Baumwolle reagieren?
Trockenhaarshampoo gefällig? Ich benutze seit Jahren einfach reines Bentonit (rechts) und komme damit ganz wunderbar zurecht! In den anderen Gefäßen findet ihr: Links – reine Sheabutter, die ich zum Eincremen nutze (1 kg davon reicht bei uns ca. 2 Jahre und wir nutzen es zu zweit!) Mitte: In die kleine Metalldose habe ich Mundspülungstabletten hineingetan, die ich einmal als Probe von Lush erhalten habe – bisher habe ich sie aber noch nicht genutzt.
Wer von Herzen die Natur lieben kann, die ihm vor den Augen schwebt, der darf keine Spuren aus Müll hinterlassen. Das ist ein Satz der sich leicht sagt, denkt und gut finden lässt – doch umso schwerer ist die Umsetzung. Wir leben im Plastikzeitalter. Wir leben im Zeitalter von Bequemlichkeit und Konsum, von vielen schönen Dingen, an die wir uns gewöhnt haben.
Wir, das meint alle, die genug Geld und Platz zur Verfügung haben um es den Hamstern gleichtuend in unseren Höhlen mehr und mehr Konsumgüter anzusammeln. Wir sind die, bei denen das Wasser fließend warm oder kalt aus der Leitung kommt, die keine Angst haben müssen, dass es nichts zu Essen geben könnte. Wir, das sind aber auch die, die genug Geld und Platz in unserem Leben zur Verfügung haben, wieder zu hinterfragen. Und das sollten wir tun.
Wir leben in einer Welt, die bunt ist – von Werbespots und an Betonwände geklebten Plakaten, statt von Blumen und Schmetterlingen. Wir zählen die Produktflaschen am Badewannenrand und Joghurtverpackungen im Supermarktregal, können uns bei dem Überangebot oft kaum entscheiden. Dann lesen wir mal einen kritischen Artikel, lernen jemanden kennen, der, wegen zu viel Mikroplastik im Blut erkrankt, die Ärzte vor fragende Gesichter stellt – und plötzlich fangen wir an nachzudenken.
Zero Waste fängt bei den kleinen Dingen an und hört bei den großen Dingen auf und dreht sich in einem Kreis der uns hinterfragen lässt, ob wir noch retten können, was wir anfingen. Ich denke, es ist gut und richtig bei den kleinen Dingen anzufangen. Bei den kleinen Gedanken, wie dem, dass jede Plastikzahnbürste, die du in deinem ganzen Leben benutzt hast immer noch da ist, weil sie sich nicht recyclen lässt. Gefolgt von dem Gedanken, dass noch mehr Leute alle 3 Monate wieder eine Zahnbürste in den Müll geben – nicht nur du. Das ist nur einer von vielen kleinen Gedanken, die bei einigen Menschen – so wie mir – den Wunsch erzeugen, es wieder mehr zu machen, wie Oma es tat. Mit weniger Müll. Plastikfrei. Unverpackt. Zero Waste.
Und dann gehst du raus,
in die Welt hinaus,
und es bleiben nur Spuren,
von Füßen im Sand,
nur Wellen im Meer,
ziehn‘ hinter die her;
Und dann kehrst du heim,
Erlebtes ist dein.
Und keine Spuren verbleiben,
nach dir und verreiben,
das menschliche Eigen,
in roher Natur.
Wenn du gehst – bleibt’s pur.