Packrafting – die spannende Art des Wasserwanderns! Als International Wilderness Guide ist Johannes Kormann unser Experte für die Wildnis – klar, dass es beim Wandern in der ungezähmten Natur auch mal einen Fluss zu überqueren gilt. Genau dafür hat Johannes auf großer Wanderschaft fast immer sein Gummifloß dabei um nasse Hürden zu überwinden.
PACKRAFTING! Entschuldigt, dass ich so schreie. Ich bin aufgeregt. Packrafting. Darüber schreibe ich gern! Es gibt zwei Sachen die meine Draußen-Tour-Plan-was-kann-man-da-alles-machen-Fantasie sehr anregen. Das eine sind schöne topographische Karten. Am liebsten mit möglichst wenigen Wander-, Radwegen und Straßen darauf. Nur Landschaft, Natur, Berge, Höhenlinien, Wasser, Flüsse, Wälder. Die Landschaft gibt den Weg vor und die Fantasie läuft hinterher. Und wenn die Fantasie dann plötzlich vor einem großen, blauen „Hindernis“ steht, dann denkt sie an das Packraft. Das Hindernis ist dabei eigentlich gar nicht in Anführungszeichen zu setzen, da es vielmehr eine Chance auf ein noch spannenderes Abenteuer ist. Die beiden vertragen sich nämlich sehr gut, also die Fantasie und das Packraft, weil es ziemlich viele Grenzen, denen man sonst bei der Tourenplanung begegnet, einreist.
Aber warum?
Was ist ein Packraft & wie wandere ich damit?
Das Packraft ist ein Boot, ein aufblasbares Paddelboot, ein Raft. Und da es nur ca. 3kg leicht ist und man es klein zusammenpacken kann, passt es einfach in einen Rucksack. Ungefähr wie ein großer Schlafsack oder ein kleineres Zelt. Damit hat man ein wildwassertaugliches Raft, dass man auf dem Rücken tragen kann. Dazu kommt ein vierteiliges Paddel, auch passend in den Rucksack, eine Schwimmweste und dann je nach Tour und Bedingungen noch Spritzdecke und Wildwasserequipment, wie Helm oder auch einen Trockenanzug.
Die Herangehensweisen ans Packrafting können sehr unterschiedlich sein. Für die einen reicht einfach nur ein leichtes, kleines Boot, das vielleicht nur 1600g wiegt, um damit schnell und einfach Flüsse und Seen überqueren zu können. Für andere eröffnen die speziellen Wildwasser-Packrafts ganz neue Möglichkeiten. Schwer zugängliche Flüsse die man vorher mit dem Kanu, Kayak oder Faltboot paddeln wollte, verhießen elende Schlepperei oder einen nicht sehr umweltbewussten Flug mit dem Helikopter. Jetzt hat man ein leichtes, kleines Boot, dazu die nötige Wildwasserausrüstung und auf einmal ganz neue Abfahrten auf der Landkarte. Und zwischen diesen beiden Ansätzen gibt es unzählige andere Möglichkeiten: Das Packraft passt in den Zug, in den Bus, ins Auto, aufs Rad und andersrum passt das Rad aufs Boot und zum Beispiel auch die Skier.
Packrafting in der Wildnis von Schwedish Lappland
Hier in Lappland gibt es unzählige Flüsse die in den Bergen, zwei Tagesmärsche von der nächsten Straße beginnen und anschließend ihre ersten Kilometer in absoluter Wildnis zurücklegen. Beispielsweise der Laisälven. Der ist für mich gleich „um die Ecke“ und entspringt im Nasafjäll, an der norwegisch-schwedischen Grenze. Im Internet sind zwar viele Einträge über den unteren Verlauf des Laisälven, doch oberhalb von Adolfström bis zur norwegischen Grenze wird der Fluß sehr selten bepaddelt. Der beste Weg wäre wohl von der norwegischen Seite hoch, 10km das Kanu oder Kayak den Berg hochschleppen und dann abfahren, oder auch nicht. Der Laisälven kann je nach Jahreszeit und Niederschlag besonders im oberen Bereich sehr wenig Wasser führen oder der Wind bläst so die Berge hoch, dass man flussaufwärts getrieben wird.
So ging es mir letzten September. Es war ein regnerischer Sommer in Lappland, der Wasserstand war vielversprechend und nach 2,5 Tagen Wanderung von Vuoggatjålme aus bei schönstem Wetter, war ich endlich am Laisälven angelangt. Als ich jedoch am nächsten Morgen das Boot aufgeblasen hatte, das geht innerhalb von 2-3min mit einem Blassack, die ganze Ausrüstung verstaut hatte und flussabwärts paddeln wollte, wehte so ein heftiger Wind, das ich rückwärts getrieben wurde. Also hieß es Boot einpacken, wieder an den Rucksack schnallen und laufen bis der Fluss in den Wald hinab fiel und der Wind so gebremst wurde.
Die nächsten zwei Tage paddelte ich dann zwar bei Dauerregen, doch die Landschaft war unglaublich schön und beeindruckend. Größere Stromschnellen konnte ich mit dem leichten Boot schnell umtragen. Das war für mich so die perfekte Packraftingtour.
Packrafting in Deutschland – Kurze Tour im Thüringer Wald
Aber das Abenteuer liegt nicht nur irgendwo in den einsamen Bergen Lapplands. Letzten Oktober habe ich seit 3 Jahren mal wieder meinen sehr, sehr, sehr guten Freund getroffen, der seit 10 Jahren in den USA lebt. Wir waren beide in unserem Heimatort im Thüringer Wald und ich hatte zufällig die Packrafts im Gepäck. Also sind wir den Fluss, meiner thüringischen Heimat, die Apfelstädt runter gepaddelt. Nur ein paar Kilometer, bei strahlender Herbstsonne. Keiner von uns hatte den Fluss je von dieser Perspektive gesehen, immer nur vom Land aus. Das war ein sehr schönes Erlebnis und dazu brauchten wir nicht weit reisen.
Das ist es was das Paddeln für mich so besonders macht. Man bewegt sich fast lautlos, gleitet durch die Natur und sieht Landschaften und Orte von einer ganz neuen Perspektive. Das kann man zwar auch mit anderen Booten, aber der Vorteil beim Packraft ist einfach, dass man sich keinen Kopf machen muss wie man hin und zurück kommt. Entweder man plant eine Wanderung mit ein oder man nutzt einfach die öffentlichen Verkehrsmittel.
Safety first! Was es beim Packrafting zu beachten gilt!
Was man beim Packrafting jedoch trotzdem nicht unterschätzen sollte, sind die Gefahren die auf dem Wasser lauern. Stromschnellen, Kälte, Nässe, Wehre, Pegel. Mit all diesen Sachen sollte man sich beschäftigen bevor man in das Boot steigt. Dafür gibt es Kanu- und Kayakführer, online und als Buch, die auf Gefahrstellen hinweisen und auch verraten wo man die Pegelstände für den jeweiligen Fluss abfragen kann. Die Schwimmweste gehört generell immer dazu und je nach Wildwasserlevel auch Helm, Wurfsack, Messer, Pfeife und Trocken- oder Neoprenanzug. Gerade dadurch, dass die Packrafts so leicht zu transportieren und auch zu manövrieren sind, landen immer Menschen auf und im Wasser und gehen zu schnell zu viel Risiko ein.
Meine Buchempfehlungen für deine erste Packrafting Tour
Packrafting oder Wasserwandern ist natürlich viel zu umfangreich, als dass ich an dieser Stelle das Thema gänzlich behandeln könnte. Falls du jetzt aber so wie ich mit Feuer und Flamme für das Packrafting brennst, kann ich dir die folgenden Bücher empfehlen.
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