Wer den Norden Spaniens bereist und einen Roadtrip durch Navarra unternimmt, der sollte sich den Palast von Olite als Zwischenstopp unbedingt einplanen. Das Gebäude wurde zwischen 1402 und 1424 errichtet und verfügte tatsächlich schon im 15. Jahrhundert über warmes Wasser aus der Leitung! Ich habe mich im neuen Palast umgeschaut, den man bis zum Sonnenuntergang besichtigen durfte und neben vielen schönen Eindrücken auch ein paar spannende Geschichts-Fakten mitgebracht.
Von tödlichen Wasserleitungen und königlichen Kühlschränken
Erbaut wurde der Palast von Olite im Auftrage von Karl III., den man aufgrund seiner Liebe zum heimischen Palastleben und der Kunst und Kulturszene „den Edelmütigen“ nannte. Von Kriegsführung war er nicht wirklich zu begeistern, aber sein Schloss und dessen Einrichtung hatte es ihm angetan. Gülden ausgestattet sollen die Zimmer gewesen sein und von begeisternder Schönheit – leider ist von der Einrichtung aber nichts mehr erhalten. Alle brennbaren Elemente des Palastes fielen einer Brandstiftung während des Napoleonischen Krieges zum Opfer. 30 Jahre lang wurde der Palast von 1937 an restauriert um ihn in seinem heutigen Glanz als Andenken and die prunkvollen Zeiten des Königsgeschlechts zu erinnern.
Eine große Besonderheit des Palastes war das fließende Wasser, das der Königsfamilie aus Metallrohren fröhlich entgegen platschte und auch die Wände beheizte. Innovativ war dieses System auf jeden Fall, aber auch gefährlich. Die Rohre von damals, die man heute noch bei einer Führung besichtigen kann, hatten einen tödlichen Nebeneffekt: Ihre Zusammensetzung soll die Ursache für das Krebsleiden vieler Mitglieder der Familie gewesen sein.
Optisch fand ich den Eiskeller mit seinen aufbauten, also quasi den königlichen Kühlschrank ziemlich spannend. Wie Eier sehen sie aus, die Kühlvorrichtungen aus dickem Stein, in die man auch fieberkranke in der Sommerhitze setzte. Unter den sichtbaren Kühlschränken befindet sich ein acht Meter tiefer Eiskeller, der im Winter mit Schnee und Eis gefüllt wurde und bis in den Sommer kühlende Wirkung behielt. Das Eis in diesem Keller wurde zur Herstellung von Speiseeis, zur medizinischen Kühlung und zum Frischhalten von Lebensmitteln verwendet.
Im ersten Stock des Palastes findet sich eine Grünanlage, die auf dem darunter liegenden Bogensaal ruht. Ein Garten mitten im oben Stockwerk der Palastanlage. Ein Ort der Erholung für die Königin. Wunderschön anzusehen, aber dennoch eine Gefahr für das Gebäude: Das Problem an der Konstruktion? Überall sickerte Wasser durch, denn die Pflanzen dringen natürlich in den Stein ein und das Wasser sammelt sich bei Regen. Heutzutage wurde die Decke des Bogensaals abgedichtet und es finden regelmäßig sie Aufführungen vom Festival des klassischen Theaters in Olite statt.
Besonders spannend finde ich, dass der König als Symbol seiner Macht damals viele exotische Tiere im Palast hielt. Zu dieser Zeit war das durchaus üblich an Königshöfen, aber mir gefällt ganz besonders die Detailliebe im Palast von Olite: Die Vogelvoliere hat liebevoll in den Stein gemauerte Nester, die von den exotischen Federfreunden des Königs auch eifrig genutzt worden sein sollen. Auch der gesamte Innenhof im Erdgeschoss soll als Teil der Voliere mit Netzen überspannt gewesen sein. Manchmal würde ich mich ja zu gerne durch die Zeit beamen können, um mir alle Details live anzuschauen!
Tipps für den Besuch im Palacio Real – Dem Palast von Olite
Um den Palast von Olite auf eigene Faust zu erkunden, solltet ihr in etwa zwei Stunden einplanen – das hängt natürlich auch ganz davon ab, wie interessiert ihr seid und wie viele Fotos ihr gerne machen wollt. Es gibt ab und an auch künstlerische Vorstellungen hier vor Ort, wie zum Beispiel Theaterstücke oder Musik.
Es gibt Führungen mit einem Guide, Audioguide oder natürlich auch einfach eine freie Besichtigung, bei der ihr nach Herzenslust und in eurer eigenen Zeit stromern und fotografieren könnt. Da der Palast wirklich eine spannende Geschichte hat, würde ich euch empfehlen einen Audioguide mitzunehmen oder bei einer Führung dabei zu sein – allerdings warne ich euch gleich mal vor, es könnte voll werden, denn der Palast ist sehr beliebt!
Der Strom von Besuchern tut der Schönheit des Palacio Real allerdings keinen Abbruch und ganz besonders das Abendlicht lässt den Ausblick über Olite wie eine kleine verzauberte Märchenwelt erscheinen. Mein Tipp: Kommt so rechtzeitig zum Palast, dass ihr schon alles gesehen habt, wenn der Sonnenuntergang beginnt und lasst euch dann völlig in die tolle Aussicht und das rosegoldene Licht fallen.
Der Alte Palast ist heute zu einem Hotel geworden, in das wir leider nicht hinein schnuppern konnten – wer weiß, vielleicht weckt es königliche Gefühle, wenn man dort residiert? 😉 Immerhin kann man sich gleich nebenan im Neuen Palast, den ich besichtigt habe, ganz königlich im Wandeln durch die Gänge üben. Gute Aussicht inklusive!
Beim Anblick der majestätischen Silhouette und der eleganten Wehrtürme fällt es nicht schwer, sich in das Mittelalter zurückzuversetzen und sich das höfische Leben in einem derart reich geschmückten Palast mit exotischen Gärten und sogar einem Zoo vorzustellen. Hier fanden Turniere und Ritterwettkämpfe, Pelotespiele und sogar Stierkämpfe statt. Mit seinem mittelalterlichen Fest gedenkt Olite jener Vergangenheit, in der hier Könige wie Karl III., der Edle, Hof hielten. – Turismo de Navarra
Danke an Turismo de Navarra für den tollen Roadtrip und das Palast-Erlebnis mit Sonnenuntergang!