Man kann über Patrick Mohr ja denken, was man mag. Wie man auf sich aufmerksam macht, weiß der Mann jedenfalls. Seit 2008 arbeitet der Designer am eigenen Label und präsentiert sich regelmäßig als schwarzes Schaf der Berliner FASHION WEEK. Unklar ist es, ob es ihm dabei tatsächlich darum geht, politische Statements zu setzten oder um Effekthascherei. Vor drei Jahren schickte er Obdachlose über den Laufsteg und plädierte dafür, dass sich jeder eine PATRICK MOHR Jeans leisten können sollte. Wie genau das nun passieren soll, weiß ich auch noch nicht aber der gute Wille zählt ja bekanntlich…oder?
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Der Titel der diesjährigen Kollektion lautet HUMAN und erneut geht Patrick Mohr ein Thema an, das sich für den gewöhnlichen Modedesigner bisher nicht schickte – Gleichberechtigung.
Sie wird gleichermaßen von Topmodels wie Franzi Müller präsentiert, wie auch von sozialen Randgruppen, darunter Nina Wortmann, die im Rollstuhl sitzt, Bobby Brederlow, Schauspieler mit Down-Syndrom und Balian Buschbaum, ehemals Stabhochspringerin Yvonne Buschbaum.
Gleichzeitig hängen Fotos aus, die der Berghain-Türsteher Sven Marquardt von der HUMAN Kollektion geschossen hat. Manchen mag dies an mittelalterliche Zurschaustellung von „Freaks“ erinnern, doch die Models wissen um ihre Position, wollen bewusst über 1 ½ Stunden lang angestarrt werden, um teil der Message zu sein: Wir sind alle gleich! Passend zu dieser Attitüde tragen sie Mohrs Mode, die sehr kontrastreich daherkommt und in vielen Fällen nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden kann. In der Vergangenheit als Streetwear Avantgarde bezeichnet, lässt er dieses Mal luxoriösere Elemente einfließen. Modisch gesehen ist der Großteil der Arbeit weniger Überraschung als logische Konsequenz aus seinem bisherigen Schaffens.
Schlussendlich bleibt die ganze Sache ein Mysterium. Man kann Patrick Mohr durchaus perfekt inszeniertes Ringen um Aufmerksamkeit vorwerfen, aber wie will man ihm das schon beweisen und muss man das überhaupt?
Entschließt sich ein Designer dazu, durch seine Arbeit auf soziale Missstände hinzuweisen, wie genau sollte er seine Werke dann präsentieren? Gibt es einen Weg auf etwas aufmerksam zu machen, ohne extreme Stilmittel zu verwenden und sollte dann Kommerz vorgeworfen werden? Gerade in der Mode ist dies sicherlich schwer, da es einfach nicht der Regel entspricht, dass Designer bisher zu solchen Themen Stellung bezogen.