Nach einem schon viel zu langen Tag im Zelt und vorm Rechner habe ich mich in den späten Abendstunden zum PATRICK MOHR MEETS REEBOCK CLASSIC Event aufgemacht um für MODABOT fleißig Bilder zu machen. Wie es so ist, wenn man zur Arbeit schreitet: ein wenig nervös, man ist zu früh. Aber nicht nur ein wenig. Nein, absolut zu früh. Tatsächlich jede Bahn ist gefahren, keine Komplikationen. Und da stand ich nun, in einem dunklen Berliner Hinterhof und gratulierte mir selbst.
Nachdem ich ein paar Minuten ungläubig so getan hatte, als gäbe es gar kein Problem und das müsste wohl so sein, wurde mir das zu doof und viel zu kalt. Also hab ich mich getraut. Rein in den dunklen Kellereingang, der mit einem kleinen Pfeil gekennzeichnet war. Man will ja als Fotografin lieber ein bisschen früher da sein als zu spät, um noch einen annehmbaren Platz zu erhaschen. Aber anstatt auf Gleichgesinnte zu treffen, begegnete ich erstmal auf niemanden.
Ich habe es tatsächlich geschafft drei unterschiedliche Wege vom Eingang zu jeweils anderen Ausgängen zu finden, ganz wie Indiana Jones zu seinen Hochzeiten bin ich unerschrocken vorangeeilt, natürlich stilecht mit Mütze auf dem Schädel und der Kamera im Anschlag. Bei meinem vierten Versuch in den dunklen Kellergewölben auf Leben zu stoßen hatte ich mehr Glück als Verstand … Auf dem Hof angekommen lief ich dem Designer selbst in die Arme, stellte mich kurz vor und verpasste dem ganzen auch gleich noch mein dringendes Anliegen Backstagebilder machen zu wollen. Kann man ja mal fragen, ne. Naja, wenn schon, denn schon. Man ist ja bekanntlich seines eigenen Glückes Schmied und so kam es, dass ich nach einem kurzen Gespräch, mir nichts dir nichts in der Ankleide der Models landete. Wenn ihr jetzt denkt, das Gruseln hätte damit ein Ende, dann muss ich euch enttäuschen, denn das fing gerade erst richtig an.
Drei Modelle, ein großes Kreativteam und viel weiße Farbe, spooky Kontaktlinsen und Aufmachungen die mir die Nackenhaare zu Berge stehen ließen.
Weiß angemalte Gestalten, mit kahlen Schädeln, unfähig zu sprechen mit Irokesenfrisuren, die dort ihren Anfang fanden wo sonst Nase und Mund schalten und walten. Ich war heilfroh zuerst hinter die Kulissen schauen zu dürfen, sonst hätte ich während der Performance ganz sicher vor Angst gequietscht und aufgrund argen Zitterns kein wackelfreies Bild zustande bekommen.
Es war kurz vor neun. Um drei hatte man die Prozeduren des Verwandelns begonnen. Wahnsinn. Da sage noch mal irgendeiner das Modeln kein knochenharter Job sei! Nicht sprechen, nicht richtig atmen, nicht wirklich sehen, frieren, nichts essen oder trinken …
Fern ab der Schillerwelt war das mein eigentliches Highlight der Fashion Week. Allein mit dem Stylingteam und den Models, ohne andere Fotografen verbrachten wir die letzten Minuten, bevor es losgehen sollte. Patrick Mohr selbst kam ab und an dazu, organisierte die letzten Handgriffe und betrachtete aus dem Fenster schauend die Massen, die sich draußen in einer schier endlosen Schlange aneinander drückten, um nicht zu sehr zu frieren. Gleich würde es losgehen.
Für mich war an diesem Zeitpunkt schon ein kleiner Traum wahr geworden und ich kann mit Fug und Recht sagen, dass diese Minuten zu meinen wirklich, unvergesslichen Erlebnissen der Fashion Week gehören. Nicht etwa wegen der Outfits oder dem skurrilen Make Up, nein ganz einfach weil es etwas Besonderes wahr Patrick Mohr und sein so herzlich unkompliziertes Team zu treffen und so selbstverständlich aufgenommen zu werden, ohne dass viel geredet oder gar abgeklärt werden musste.
Danke dafür!