Slow Travel statt Turbo – Warum es so wichtig ist das Reisen nachhaltig zu genießen
Wenn einer eine Reise tut, dann hat er etwas zu erzählen – so heißt es. Das stimmt und nichts ist schöner, als von einem Abenteuer mit jeder Menge Geschichten und aufregenden Erlebnissen im Gepäck wiederzukehren. Doch manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass wir heutzutage all unsere Erwartungen und Ansprüche eines leistungsorientierten Daseins, was uns rund um die Uhr zu guter Arbeit, einem gesunden Lifestyle und sportlichen Erfolgen antreibt, auch auf unsere Art des Urlaubmachens und Reisens übertragen. Und das ist meiner Meinung nach gefährlich und fraglich.
Möglichst viel in kurzer Zeit zu sehen, das kann toll und spannend sein, ist aber nicht meine Auffassung vom Unterwegssein. Wenn ich, um die gefühlt ganze Welt fliege, um meinen Fuß anschließend auf australischen Boden zu setzen, dann ist das eine Chance, die sich einem vielleicht nicht all zu oft im Leben bietet. Ich finde, diese Möglichkeit sollte intensiver genutzt und gelebt werden.
Natürlich hat manch einer nur eine Woche Urlaub – oder zwei – und kann es gar nicht in Betracht ziehen, überhaupt 3 Monate seines Lebens einfach mal draußen zu sein um zu erkunden. Dann ist die Frage, wie ich meine Prioritäten setze, was mir im Leben wichtig ist und wofür ich stehe. Trotzdem begegnen mir auf unserer Reise und auch im Netz und auf meinen social Media Kanälen, vermehrt Menschen mit der Meinung, man müsste doch auf Reisen auch etwas schaffen. Das sehe ich nicht so.
Mein Ziel ist es nicht in drei Monaten, drei Länder oder gar Kontinente abzuklappern und überall nur halb gewesen zu sein. Dafür stehe ich nicht und das verstehe ich auch nicht.
Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, habe ich keine Ahnung wie sich australisches Lebensgefühl auch nur ansatzweise erfahren lässt, wenn ich mir nur einige Tage Zeit nehme, um in einer der Großstädte, vom Hotel aus auf Ausflugstouren zu gehen. Oder mich gar nicht aus meinem Resort heraus wage! Und es macht für mich auch keinen Sinn, von Land zu Land zu eilen, um irgendwelche Listen abzuhaken oder behaupten zu können ich wäre da gewesen. Vielleicht sogar auf Weltreise.
Die Welt zu bereisen, das bedeutet sie kennen zu lernen, hin zu sehen, hin zu hören, Menschen zu treffen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, neue Freunde zu finden und mich mit ihnen auszutauschen.
Reisen beinhalten für mich ein buntes Potpourri der Erfahrungen, dazu dürfen gute und manchmal eben auch schlechte gehören, denn aus denen lernt man schließlich auch. Wer sich einmal im roten australischen Sand festgefahren hat, weiß, wovon ich spreche. Reisen ist so viel mehr als eine Stippvisite, es ist Leben.
Das heißt riechen, schmecken und auch mal den heißesten Wind einzuatmen, der einem je entgegen geweht ist. Erfahrungen zu machen und diese zu teilen, das ist etwas, das bleibt. Das ist etwas, das Zeit braucht.
Und das ist etwas, dass ich mir eben nicht bei You Tube angucken kann, ich muss es selbst erleben. Dieses Forschen und das Herzklopfen. Das Erobern neuer, unbekannter Orte und das Ankommen und sich langsam heimisch fühlen.
Warum ich diesen Text schreibe, einfach weil ich euch und mich ermahnen möchte, bewusster, achtsamer und behutsamer mit uns und dem zu sein, was wir so treiben auf dieser Welt. Flugzeuge können uns innerhalb von Stunden und Tagen überall hin bringen, doch wirklich dort zu sein wo man gerade ist, dass ist machmal eine Kunst. Ganz besonders, wenn man zeitgleich mit dem Smartphone rund um die Welt sieht, wie cool es woanders ist, was andere Menschen, denen wir aus irgendwelchen Gründen folgen, gerade treiben. Dieses ständige Sehen und Erleben von Schnelllebigkeit ist nicht erstrebenswert, es stresst und es macht krank. Und so sollte unser Urlaub nicht sein. Das müssen wir uns bewusst machen.
Die Devise für ein gesundes Leben ist nicht höher, schneller, weiter und das Unermessliche erstreben, sondern die Qualität der Dinge, die uns wichtig sind, zu schätzen.
Und dazu zählt für mich eine schöne Reise. Ich möchte genau an dem Ort sein, an dem ich bin. Mit allen damit verbunden Risiken und Möglichkeiten. Ich möchte wissen wie es ist dort zu Fuß zu gehen, mit dem Rad zu fahren, zu wandern oder mich auf dem Wasser fort zu bewegen. Ich möchte Essen was die lokale Küche hergibt und das nicht nur in Restaurants, sondern auch mit frischen Zutaten von einheimischen Märkten. Ich mag es kennen zu lernen, wie ein Land oder eine Region erwacht. Es ist beispielsweise unglaublich, was für Konzerte die Vögel hier in Australien in den Morgenstunden geben. Und während im östlichen Teil des Landes gezwitschert und geträllert wird, hört man es beispielsweise im Norden viel mehr Zirpen, Summen und Surren.
Außerdem liebe ich es zu lernen. Dazu gehört das Stöbern im Reiseführer genauso, wie das Anhalten an Informationsständen oder Visitor Centern oder auch die Teilnahme an Touren. Lernen, sehen, verstehen und echtes Begreifen sind für mich unbedingte Bestandteile einer guten Reise.
Und auch das Träumen. Ja, ihr habt richtig gehört, aber wenn man mal weg von all dem ist, was uns sonst um- und antreibt, dann verändert sich auch das, was wir des Nachts verarbeiten, womit sich unser Geist befasst. Ich habe beispielsweise noch nie in meinem Leben von Krokodilen geträumt, sowie auf unserer letzten Australien Reise. Doch seit wir hier oben im Kakadu National Park unterwegs sind, im natürlichen Lebensraum dieser Tiere, tauchen sie auch nachts in unterschiedlichsten Formen in meinem Träumen auf. Das finde ich faszinierend.
Wenn ihr mich fragt, brauchen Erleben und Verarbeiten Zeit. Und genau diese sollten wir uns im Urlaub auch mal gewähren und uns schenken. Was nützt es uns in drei Monaten ganz Asien bereist zu haben, wenn man sich am Ende schon gar nicht mehr an den Anfang erinnern kann oder Eindrücke aufgrund der Schnelligkeit verschwimmen.
Ich finde ja meine Art des Reisens schon schnell! Manchmal zu schnell. Mit dem Auto auf einem Roadtrip unterwegs zu sein, bedeutet auch jede Nacht woanders zu schlafen, immer wieder anzukommen und das Dachzelt an immer wieder neuen Plätzen aufzuschlagen. Doch es macht für mich einen gehörigen Unterschied, ob ich mir dabei die Zeit nehme, zwischendurch anzuhalten und die Wanderschuhe zu schnüren oder eben nur auf der Überholspur unterwegs bin.
Letztendlich entscheidet jeder selbst was gut ist. Was sich richtig und wichtig anfühlt. Aber vielleicht hilft diese kleine Ermahnung ja jemandem von euch, die Lust an der Langsamkeit wieder zu entdecken und erinnert euch daran, es auch mal etwas ruhiger angehen zu lassen.
Derselbe Ort hat meist grandios viel zu bieten und fühlt sich ganz verschieden an, wenn ich denn offen dafür bin.
Ich werde oft gefragt, wo es für mich bisher am schönsten war, was mein tollstes Erlebnis ist oder wo ich unbedingt noch mal in meinem Leben hin möchte. Ich kann darauf nur immer wieder antworten, dass ich so nicht ticke oder denke. Ich vergleiche nicht, sondern freue mich viel eher an der Vielfalt der Dinge und Erlebnisse. Ich bin da eher eine Sammlerin, die sich an den kleinen und großen Schätzen des Reisen erfreuen kann. Und ich sehe Plätze, die ich besuche, auch nicht als neutrale Orte an, die ich nach bestimmten Kriterien bewerte, sondern erinnere mich hinterher viel mehr daran, wie gut es mir dort geschmeckt hat, ob mir Freudentränen in die Augen getreten sind, weil ein Moment so intensiv war oder ob es ein Problem gab, das geklärt oder ein Hindernis, das überwunden werden musste.
Ich liebe es Naturschauplätze zu erwandern! Wenn ich mich anstrengen muss, um dorthin zu kommen, genieße ich die Freude über das Dasein viel mehr, als wenn ich aus dem Flieger oder Auto falle. Ich mag es an meine Grenzen zu stoßen und diese auch immer wieder zu erweitern und an meinen Erfahrungen zu wachsen.
Wenn ihr mögt, folgt mir gerne auf Instagram und erhaltet einen Eindruck, wie ich das Reisen angehe, oder kommt doch einfach beim nächsten Berlin Travel Festival vorbei, dort werde ich über mein letztes großes Abenteuer nämlich einen Vortrag halten. Stellt mir gerne eure Fragen, gebt mir euer Feedback und teilt unbedingt eure Erfahrungen oder auch Vorstellungen vom Reisen mit mir. Denn es würde mich wirklich interessieren, was euch beim Wegsein am Wichtigsten ist und worauf es eurer Meinung nach ankommt.
Allerliebste Grüße
Eure Freedi
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