Falls ihr euren Samstag mal nicht mit einem To-Go-Becher in der Hand und einer Shopping-Tüte unterm Arm verbringen wollt, empfehlen wir euch einen Spaziergang der ganz anderen Art, um die verlassene irakische Botschaft Berlin zu erkunden. In der Tschaikowskistraße 51 in 13156 Berlin ist die Zeit stehen geblieben, denn seit 1991 steht die Villa im Diplomatenviertel in Pankow leer.
Zugewachsen, demoliert, verschmiert, ruiniert.
Und trotzdem faszinierend. Die Türen des Hauses, dass mehr an einen zerbeulten Schuhkarton, als an ein prächtiges Prestigeobjekt erinnert, stehen zumeist offen. Wer mutig ist und sich über den knarzigen Boden wagt, wird erstaunt sein, was es dort zu finden und zu entdecken gibt.
Büromöbel, Aktenordner, Dokumente und alte Bilder liegen überall traurig und sinnlos umher. Der Garten und die Terrasse sind zugewuchert, ein Feuer hat den hinteren Teil des Hauses gefressen. So morbide wie das System selbst ist sein Überbleibsel uns erhalten. Die einstigen guten Beziehungen zwischen der DDR und dem Irak, die besonders durch wirtschaftliche Interessen namens Öl und Waffen gefestigt wurde, sind auf abstruse Weise noch zu spürbar. Offiziell leer steht das Gebäude seit 1991, als aufgrund des Golfkrieges alle irakischen Diplomaten zur Ausreise aufgefordert wurden. Man munkelt, dass die Eigentumsverhältnisse bis heute als ungeklärt gelten. Das Grundstück gehört der Bundesrepublik Deutschland, jedoch der Irak soll die Nutzungsrechte daran haben. Aber wirkliches Interesse an diesem eigentlich sehr schönen Fleckchen Stadtland scheint es nicht zu geben, denn die neue irakische Botschaft liegt an einem ganz anderen Ende der Stadt.
Deshalb stehen die drei Etagen, des in den 70ern entstandenen Baus, weiterhin leer und stumm da. Die letzten Gefährten der Plattenvilla sind wohl wir, die wir auf ganz unterschiedlichen Wegen versuchen, ihren Geheimnissen auf die Schliche zu kommen.