Gelegen an den Kanälen des Spreewaldes im beschaulichen Dorf Schlepzig findet sich eine moderne Destillerie, die mit dem ersten 100% Roggenwhisky aus Deutschland den Markt erobert. Außerdem gibt’s Butterbird Rum, leckere Liköre und eine angenehme Atmosphäre. Wir waren zum Probieren bei den Spreewood Distillers in Brandenburg vor Ort und haben den Stork Whisky gekostet und Fragen zur Geschichte des Hofes gestellt. Was wir erfahren und geschmeckt haben, erfahrt ihr jetzt!
Drei Gründer & viel Liebe zu guten Drinks – Wie die Spreewood Distillers ihren Traum in Schlepzig wahrmachten
Erfahrungen im Alkohol-Business bringen die drei Spreewood Distillers Gründer zur Genüge mit: Der ehemalige Bartender Steffen Lohr, kennt sich mit Drinks aus aller Welt aus und hat viele Jahre als Markenbotschafter für Bacardi seine Expertise geteilt. Sebastian Brack ist der Kopf hinter der beliebten Marke Thomas Henry und Mitgründer von Belsazar. Das Trio wird komplettiert von Bastian Heuser, der ebenfalls auf eine erfolgreiche Bartender Karriere zurückblickt und sich mit der Gründung der Messe Bar Convent Berlin einen Namen in der Getränkeindustrie machte. Gemeinsam gründeten die drei ihre Agentur Small Big Brands und hielten seitdem die Augen offen für weitere gemeinsame Ziele. Die eigene Spirituosen-Manufaktur ist nun der nächste Schritt, die Genusswelt mit ihrer Leidenschaft zu bereichern – und davon, dass viel Leidenschaft da ist, konnten wir uns vor Ort persönlich überzeugen!
Mal eben eine Destillerie im brandenburgischen Land aufkaufen, die nichtmal über elektrisches Licht verfügte, dafür aber über jede Menge kunterbunt zusammen gewürfelte Fässer auf dem Lagerboden mit allerlei, scheinbar ohne Konzept, reifenden Spirituosen darin? Die drei Gründer haben es getan. Weil sie sich verliebt haben – in das Gelände und das, was sie darin sahen.
Der Weg war nicht immer leicht und angekommen sind sie noch lange nicht. Doch die drei sind sich einig: „Hätten wir gewusst was auf uns zukommt…wir hätten es trotzdem gemacht.“
So begann die brandenburgische Erfolgsgeschichte des Stork Club Whisky
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne – und zusätzlich eine Menge Arbeit. Die drei Jungs haben schnell zu spüren bekommen, dass zum Aufbau der brandenburgischen Distillery ihrer Träume ziemlich viel Durchhaltevermögen gehört: „Wenn man in einem kleinen Ort wie Schlepzig etwas neues aufziehen will, stößt man schnell auf Widerstand. Es dauert eben seine Zeit, bis die Leute sich damit anfreunden können, dass wir gekommen sind um zu bleiben und ganz viel Leidenschaft mitgebracht haben. Allein den Namen unseres Hofes von Spreewaldini auf SpreeWald Destillerie zu verändern war eine komplizierte Angelegenheit…“
Umso schöner, dass das Logo jetzt jedem Besucher entgegenstrahlt. Auch für den Tourismus in Schlepzig ist solch ein Ort wie die Spreewood Distillers ihn geschaffen haben Gold wert. Hier gibt es viel zu sehen, zu schmecken und vor allem auch eine einladende Anlegestelle bei der Paddler einen Zwischenstopp einlegen können.
Wer hinter die Kulissen gucken will, ist herzlich eingeladen eine Tour zu buchen, denn die drei haben eines verstanden: Das Interesse daran, mehr über den Lieblingswhisky zu wissen, als nur wie er mundet, das steigt immer mehr. Verstehen kann ich das absolut, denn es ist echt spannend zuzuschauen, was hier geschaffen wird und alle seine Fragen loswerden zu können, die die Jungs wirklich offen und unverblümt beantworten.
So viel Ehrlichkeit und Mitteilungslust von Seiten der Gründer macht einfach Spaß und nebenbei erfährt man spannende Details. Wie zum Beispiel, dass es schon zweimal Probleme gab, weil beim Besuch des Fernsehens im Bericht gezeigt wurde, wie mit der Pipette Whisky aus dem Fass entnommen wurde. Kein Tröpfchen darf undokumentiert bleiben – selbst wenn es nur fürs stimmige Bild kurz aus dem Fass schlüpft – und so lernten die Jungs auf die harte Tour, dass man wirklich mit allem aufpassen muss. Heute lachen sie schon wieder darüber: „Learning bei Doing. Es ist eben so, dass man am Anfang gar nicht an all die vielen Dinge denken kann, da tut das Lernen auch schonmal weh. Wichtig ist aber, dass man seinen Spaß an der Sache behält und sich nicht unterkriegen lässt!“
Bei unserem Besuch lernten wir auch den Bauern kennen, von dem die Spreewood Destillers den wichtigsten Stoff für ihren Roggenwhisky aus Brandenburg beziehen: den Roggen selbst.„Wir bauen hier Roggen an, weil die Böden nicht ertragreich genug sind um zum Beispiel Weizen zu ziehen. Weil Roggen weniger Nährstoffe braucht, wächst er auch auf diesen Böden gut.“
Doch welche Rolle spielen eigentlich die Spreewood Distillers für den Bauern? „Wenn die Abnehmer unseres Roggens edle, also auch hochpreisige, Produkte wie Whisky produzieren und verkaufen, dann ist das auch für uns gut, denn so können wir unsere Preise halten um von dem Ertrag unserer Felder auch selbst gut wirtschaften zu können. In den heutigen Zeiten wo das meiste Getreide günstiger aus anderen Staaten kommt, ist das nämlich gar nicht leicht!“
Kunterbunt mit klarem Ziel – so wird aus einem Lager verschiedenster Fässer die einzige Roggenwhisky Produktion Deutschlands
Als die Spreewood Distillers mit dem Traum ihren Stork Club Whisky in Brandenburg herzustellen in das Gebäude einzogen, sah es hier noch ziemlich anders aus. Es fehlte neben elektrischem Licht auch an einem klaren Plan: „Die Destille hatte gar kein richtig klares Ziel. Der Vorbesitzer hat einfach alles destilliert, woraus er Lust hatte und so kommt es, dass wir hier noch verrückte Schnaps-Geschmacksrichtungen wie Steinpilz auf dem Dachboden gefunden haben.“ Auch diese Kuriositäten haben wir natürlich vor Ort probiert und ich muss sagen… obwohl ich sonst Steinpilze mag, war das nicht das beste Geschmackserlebnis… 😉
Auch diverse Rumfässer lagerten – und tun es immer noch – bei der Übernahme der Gebäude auf dem Dachboden. Da durch die verschiedenen Fässer jeder Rum völlig verschieden schmeckte, haben die Jungs sich rangesetzt und einen Blend, also eine Mischung aus den verschiedenen gereiften Inhalten der Fässer, erschaffen und für ein schickes Etikett gesorgt: „Wir wollten eine einheitliche Brand daraus machen, die einen wiedererkennbaren Geschmack hat und so entstand unser Butterbird Rum.“
Ein Rundgang über das Gelände der Spreewood Distillers
Wenn ihr, so wie wir, eine Tour bei den Spreewood Distillers mitmacht, denn wollt ihr natürlich auch hinter den Kulissen stöbern! Besonders angetan hat es mir der Dachboden (habt ihr sicher schon gemerkt, was? 😉 ). Hier kann man Probeschnuppern und auch die Ansammlung der verschiedenen Fässer bestaunen, die der Vorbesitzer des Hofes zusammengetragen hat.
Auch in die Produktion darf man hineinstöbern und bekommt alle Gerätschaften ausführlich erklärt. Da das nicht unser erster Destillerie-Besuch war, kannten wir vieles schon und dennoch ist man immer wieder erstaunt, wie viel neues man hinzulernt. So wusste ich beispielsweise nicht, dass eine Uhr permanent mitzählt, wie viele Liter Alkohol ganz exakt destilliert wurden und dass jedes 10tel von jedem einzelnen Liter automatisch in ein separates Gefäß für die Zollkontrolle überführt werden muss.
Gerade für solche Details finde ich es immer wieder spannend mit Gründern unterwegs zu sein und sich in die Welt des anderen mitnehmen zu lassen, denn als Konsument denkt man oft recht wenig über den Herstellungsprozess eines Getränks nach. Wenn man aber erstmal eine Menge darüber gelernt hat, lässt sich der Drink ganz anders wertschätzen und genießen. Außerdem bietet sich so einfach auch ein schönes Gesprächsthema und wir haben die Erfahrung gemacht, dass es deutlich mehr Freude macht, einen Whisky zu verschenken über den man selbst auch noch einiges zu erzählen hat.
Hier schmeckt’s – Unsere leckere Mittagspause mit den Distillers
Wie ich euch oben schon verraten habe, gibt es natürlich nicht nur leckere Drinks vor Ort, sondern auch die Möglichkeit eine echte Genießerpause einzulegen. Ganze 27.000 Kugeln Eis gingen an diesem Träumchen von brandenburgischem Erholungsort in 2017 über den Ladentisch und auch der hungrige Bauch findet hier seinen Frieden.
Wir wurden von den Jungs zum leckeren Schmaus mit Drinks eingeladen und haben uns beim Blick auf den Kanal pudelwohl gefühlt. Ich könnte mir gut vorstellen bei einer Paddeltour durch die Spreewaldkanäle hier einen gemütlichen Stopp einzulegen und die Pause in vollen Zügen zu genießen.
Der Lufthansa Cocktail – Was es mit dem Klassiker im Sortiment auf sich hat
Im Sortiment der Spreewood Destillers schlummert auch ein ganz besonderes Schätzchen, dass sofort unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat: Der Lufthansa Cocktail! Natürlich wollten wir gleich mal wissen, was es damit auf sich hat, denn ganz offensichtlich klaffte bei diesem Getränk eine flaschengroße Bildungslücke in unseren Köpfen!
Der Lufthansa Cocktail nahm seinen Ursprung tatsächlich an Bord der Lufthansa-Maschinen. Die Idee dahinter? Die Gäste mit den gewünschten Drinks bewirten zu können, ohne dass die Stewardessen & Stewards sich jedes Mal in der Luft zu richtigen Barkeepern aufschwingen mussten! Immerhin kostet das Mixen eines Drinks einiges an Zeit und ist bei wackeligen Flügen auch nicht unbedingt der größte Spaß. Also entwickelte man einen Cocktail aus hochwertigen Zutaten in der Flasche, der sich als Lufthansa Cocktail einen echt großen Namen machte und irgendwann auch in jeder gut sortierten Hausbar einen Platz fand. Doch nach und nach geriet das gute Tröpfchen in Vergessenheit, bis die drei Jungs der Spreewood Distillers sich dem Lufthansa-Cocktail annahmen und ihn in verschiedenen Varianten wieder aufleben ließen. Na dann, Prost und guten Flug! 😉
Leider gibt es den leckeren Cocktail allerdings nicht an Bord bei Lufthansa – ich wäre ja dafür, das wieder einzuführen damit der Lufthansa Cocktail wieder dort ausgeschenkt wird, wo alles anfing: Über den Wolken – und natürlich in Maßen genossen!
Omas Apfelkuchen und Gurkenbrand – hier gibt’s noch mehr Geschmacksexplosionen!
100 % Roggenwhisky aus Brandenburg, Butterbird-Rum und Lufthansa Cocktail kennen wir jetzt schon, da stellt sich natürlich die Frage: Welche Geschmackstricks zaubern die Gründer noch aus dem Ärmel? Und die Antwort ließ nicht lange auf sich warten!
„Ich war ja selbst nie so ein großer Fan von Likören, aber seit es unsere eigenen gibt, ist es irgendwie um mich geschehen. Besonders Omas Apfelkuchen ist so unschlagbar lecker, das kann ich selbst manchmal kaum glauben,“ verrät uns Steffen bei einem Gläschen. Doch nicht nur der hausgemachte Likör mit dem Apfelkuchengeschmack, der mit weihnachtliche Gefühle auf die Zunge zaubert ist ein echter Hinschmecker (oder wie man einen geschmacklichen Hingucken wohl sonst nennt?) geworden!
Auch Gurkenlikör und andere kreative Ideen gibt es von den Spreewood Distillers zu erschmecken. Aber vorsicht für alle empfindlichen Mägen: Der Gurkenlikör ist geschmacklich wirklich etwas ganz besonderes, am besten erstmal in Ruhe probieren & dran gewöhnen. 😉
Genießen, Übernachten & Mithelfen bei Spreewood – das ist für die Zukunft geplant
In der Zukunft wird zusätzlich zu einem Blick hinter die Kulissen man bei den Spreewood Distillers übernachten können, doch das dauert noch einiges an Zeit. Zwei festangestellte Handwerker sind nämlich gerade noch unermüdlich dabei das Gelände herzurichten und die Gebäude weiter auszubauen damit das Ziel der Gründer, die Produktion und dazu vor allem die Lagerkapazität kräftig zu erweitern, bald erreicht wird. Ich hab mich jedenfalls schonmal als Übernachtungsgast angemeldet, wenn es dann mal soweit sein sollte, denn diese Fässchen sind doch einfach urig!
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