Ein halber Tag und eine Nacht in Marrakesh – kann man da überhaupt etwas Bleibendes erleben? Ich finde, man kann und weil mich so eine kurze Zeit vor Ort natürlich nicht gerade qualifiziert euch wirkliche Tipps zu geben, habe ich euch eine erzählerische Momentaufnahme meines Aufenthalts mitgebracht. Neben diesen Stadterlebnissen stelle ich euch das kleine Fair Fashion Label Sandmade Desert Design vor.
Momentaufnahme Marrakesh – ein halber Tag in der Pink City
Als unser Auto aus den Bergen des Atlas herausfährt und sich in Richtung Marrakesh bewegt, steigt die Temperatur merklich an. Ich beginne ziemlich in meinen Wanderklamotten zu schwitzen – nicht dass ich das nicht vorher schon getan hätte – und meine Spannung steigt. Palmen ziehen am Fenster vorbei und als wir zum frühen Nachmittag in der Medina ankommen, bin ich fasziniert von den kleinen Gassen mit den schönen Türen. Dass man sich hier leicht verlaufen kann, das glaube ich aufs Wort.
Angekommen in unserem Hotel Almaha Marrakech fühle ich mich verschwitzt und schmutzig irgendwie plötzlich fehl am Platz in dem wunderschönen, offenen und luxuriösen Innenraum. Schnell umgezogen und die Haare flink gewaschen, bin ich jedoch schon nach wenigen Minuten bereit die knappe Zeit vor Ort zu nutzen um etwas von der Stadt zu sehen. Weiter geht’s!
Draußen erwarten mich bunte Eindrücke von einer Stadt, die vor Menschen surrt. Touristen in knapper Kleidung sieht man hier genauso wie voll verschleierte Damen – eine typische Großstadt eben. Das Geldabheben gestaltet sich allerdings schwierig. Immer wieder stehe ich ratlos vor einem sich verweigernden Automaten, bis mir unser einheimischer Guide verrät, dass viele Automaten wohl besser funktionieren, wenn man die französische Sprache wählt. Die beherrsche ich zwar nicht, aber ich wusele mich durch und siehe da: Endlich habe ich Bares in der Geldbörse um Trinkgeld geben und mir einige Gewürze kaufen zu können.
Das Highlight für viele Touristen, der Gauklermarkt, ist ganz persönlich nicht wirklich mein Ding. Affen an Leinen, eine endlose Reihe von Pferdekutschen, die in der prallen Sonne warten, Schlangenbeschwörer und Verkäufer überall mischen sich auf dem Jemaa El Fna zu einem strudelnden Erlebnis der Überreizung, dem ich ganz persönlich nicht sehr viel abgewinnen kann. Ich habe allerdings gehört, dass das Markt nachts deutlich schöner sein soll – wart ihr schonmal da? Dann erzählt doch mal in den Kommentaren!
Am besten gefällt mir der Spaziergang durch die Medina mit unserem Guide. Er zeigt uns, wo früher Juden und Araber friedlich nebeneinander lebten. „Die Häuser der Juden sind leicht zu erkennen: Sie haben nämlich Balkone und man kann in die Fenster sehen. Die Häuser der arabischen Familien hingegen haben Fenster, die so gestaltet sind, dass man die von innen hinausschauenden Frauen von außen nicht sehen konnte.“ Wir stromern durch das Viertel und erfahren, dass heute viele der Häuser zwar noch in Familienbesitz sind, jedoch einige dauerhaft leer stehen.
Während der Guide erzählt, fühle ich mich wie bei einem Spaziergang durch die Vergangenheit und ich würde euch dringend empfehlen euch für das Viertel immer eine Begleitung mit viel Wissen über die Geschichte zu buchen oder vorher selbst zu recherchieren. So kommen die Häuserfronten zum Leben – die Geschichten machen den Spaziergang durch das Häuserlabyrinth zu einem wirklichen Erlebnis. Zum Abschluss erfahren wir: „Noch heute sprechen einige der ganz alten Araber hier übrigens Hebräisch, weil damals die Familien so eng und in friedvoller Nachbarschaft zusammen wohnten. Da war es selbstverständlich, dass man Sprache und Gepflogenheiten des anderen kennenlernte. Für die moderneren Generationen ist das oft völlig undenkbar.“
Wir besuchen bei unserm Tagesausflug in Marrakesh auch den Bahia Palast. Erbaut im Jahre 1867 wurde der Palast errichtet und im Verlaufe der Geschichte immer wieder erweitert und umgebaut. Heute hat der Palast ganze 160 Räume, von denen jedoch fast alle leer stehen. Kunstvolle Vergitterungen, Lampen und Fliesen laden dazu ein das Auge schweifen zu lassen und auch hier würde ich euch wieder unbedingt empfehlen euch vor dem Besuch schlau zu machen, was ihr da eigentlich seht, damit die Geschichte vor eurem inneren Auge lebendig wird.
Neben der historischen Bedeutung ist der Palast auch eine berühmte Filmkulisse wie zum Beispiel für Lawrence von Arabien. Ähnlich, wie ich es auch schon in Indien erlebt habe, werden hier oft Umbauten oder neue Anstriche für Filme einfach stehen gelassen und bleiben dauerhaft in den Palast integriert.
Quer durch die Gassen von Marrakesh spazierten wir zurück zum Hotel. Es ging vorbei an der Koutoubia, der größten Moschee von Marrakesh, mit ihrem 77 Meter hohen Minarett. Die Moschee stammt aus dem 12. Jahrhundert – und hatte ursprünglich eine zweite zuvor errichtete Moschee direkt neben sich. Das Problem der ersten Moschee? Ein Baufehler. Die Gebetsnische war nicht nach Mekka gerichtet. Mit der heute erhaltenen zweiten Moschee korrigierte man dieses Problem.
Während des Rückweges ließ ich meinem Sammler-Herz freien Lauf und schlug mit meinem nun vorhanden Bargeld bei den tollen Gewürzen und Heilkräutern der Herboristerie Bab Agnaou kräftig zu. Mitbringsel, wie ich sie liebe! Zum Beispiel die Schwarzkümmel-Samen, von denen ich euch hier schon berichtet habe. Übrigens: Der Apotheker dort spricht fließend deutsch und nimmt sich Zeit für alle Fragen ohne dabei aufdringlich verkaufen zu wollen. Super angenehm, ich wäre da am liebsten stundenlang geblieben.
Nach Marokko nahm ich mir zwei Accessoires eines klitzekleinen charmanten Fair Fashion Labels mit auf die Reise, das es meiner Ansicht nach verdient hat vorgestellt zu werden. Sandmade Desert Design ist ein kleines Label aus Ägypten, das von der deutschen Unternehmerin Sabine Wessels geführt wird.
Sandmade Desert Design – Fair Fashion aus Ägypten
Sabine verliebte sich neben dem wunderschönen Ägypten auch in ihren Mann, der von dort stammt und lernte das Land über viele Jahre immer besser kennen. Was sie besonders begeisterte waren die bunten und liebevoll von Hand bestickten und genähten Taschen der Beduinen-Frauen. Das große Problem der fleißigen Näherinnen vor Ort? Seit der Revolution stockt der Tourismus in Ägypten gewaltig und der einst lukrative Handwerkszweig der Frauen bringt kaum noch Geld ein. Wo keine Gäste kommen, kauft eben auch keiner. Und wo kein Geld ist, können die Kinder nicht zur Schule gehen. Ein Teufelskreis.
Da muss man doch etwas tun können, entscheid Sabine also und legte kurzerhand selbst Hand an. In ihrem kleinen Webshop hilft sie den Produzentinnen beim Verkauf ihrer Handarbeit zu fairen und absolut leistbaren Preisen. Besonders praktisch finde ich die Bauchtasche, die ich auch in Indien schon gerne gehabt hätte, weil man sie bequem tragen kann, einiges hinein passt und man sich den schweren Rucksack oder eine rutschende Handtasche spart, was beides bei einem Stadtbummel meiner Meinung nach eher nervt. Da man die Bauchtasche nach vorne drehen kann, wenn man in großem Gewimmel unterwegs ist, finde ich sie auch deutlich sicherer für meine Wertsachen, als einen Rucksack.
Tausendundeine Nacht in Marrakech -Eindrücke aus dem Hotel Almaha Marrakech
Ach, was wäre ich gerne noch eine zweite Nacht in unserem Hotel geblieben. Arabische Düfte surrten hier durch die Luft, ein warmer Pool wartete darauf beschwommen zu werden und die Aussicht auf die umliegenden Dächer und weit entfernten Wetterlagen hätte ich gerne noch länger genossen.
Frühstück und Abendbrot gab es auf der Dachterrasse und neben singenden Vögelchen begrüßten mich hier auch schöne und wohlig riechende Blüten zum Tagesbeginn. In dieser einen Nacht schlief ich tief in meinem kuscheligen Bett und träume von den Wanderungen durchs Atlasgebirge, bevor der Uhrzeiger auf Abfahrt rückte und ich Marrakesh so schnell auf Wiedersehen sagen musste, wie ich gekommen war.
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