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Tongariro Alpine Crossing in Neuseeland – Wir wandern zum Schicksalsberg aus Herr der Ringe
Da Tobi und ich oft und auf allen Kontinenten fleißig unterwegs sind, werden wir regelmäßig, nach unseren Reise- und Wanderhighlights gefragt. Eine Wandererfahrung, die ich dann immer nenne, ist unser langer Tagesmarsch auf der neuseeländischen Nordhalbinsel, mit dem wohl klingenden Namen Tongariro Crossing.
Im besten Abenteurer-Sinne unseres Outdoor Partners SportScheck sagen wir bevor wir die Wanderschuhe zum Tongariro Crossing mit euch schnüren: #EsBeginnt mit Information. Zum Glück habe ich mit Tobi einen stets top informierten Privatwanderführer am Start, der mir wie ein wandelndes Büchlein den Wanderweg in buntesten Farben erklären kann.
Auch das schönste Gebiet der Welt wird für euch doppelt so spannend, bereichernd und begeisternd, wenn ihr euch vorher darüber gehörig informiert und deswegen die Feinheiten entdeckt, statt sie zu verpassen.
Auf den Spuren des Vulkans: Tongariro Alpine Crossing in Neuseeland
Tongariro ist der Name eines Vulkan-Massiv auf der Nordinsel Neuseelands. Es ist Teil des so genannten Ruahin Range, einem Vukanischen Plateau, das Wanderer aus aller Welt anzieht.
Das Vulkanmassiv ist ein klassischer schlafender Riese, der jedoch so manches mal aus dem Tiefschlaf aufwacht und dann seine Umgebung ordentlich wachrüttelt. Die letzte Eruption des Tongariro fand 2012 statt – was tatsächlich noch gar nicht so lange her ist.
Den Tongariro Nationalpark, durch den sich unser geliebter Tongariro Crossing Wanderweg zieht, gibt es schon seit 1894. Damit ist er der älteste Nationalpark in ganz Neuseeland! Seit 1993 ist der Park übrigens auch UNESCO-Weltnaturerbe – kein Wunder, bei der atemberaubenden Landschaft!
Unser neuseeländischer Lieblingstrekkingpfad ist mit seiner Länge von 19,4 Kilometern gut an einem einzigen Tag schaffbar. Es ist auch keine Übernachtung auf der Strecke vorgesehen, von daher heißt es, motiviert ans Werk zu schreiten.
Bis zu 700 Touristen folgen dem Trail in der Hauptsaison, denn er ist ein echter Film-Star unter den Wanderwegen: Hier findet ihr die wahrhaftige Kulisse des Schicksalsberges aus Herr der Ringe!
Natürlich wandert ihr dem mächtigen Sauron nicht direkt ins Feuerchen, wenn ihr auf dem Tongariro unterwegs seid – für den Film wurde am Mount Ngauruhoe, der als Kulisse für den Schicksalsberg diente, nämlich nochmal gehörig digital herumgeschraubt. Aber klar zu erkennen ist er definitiv!
Gut vorbereitet zum Tongariro – Los geht es am frühen Morgen
Wir selbst haben die Tagestour Mitte Februar, bei bestem Wetter und mit einem Haufen guter Laune und Lembas Brote im Gepäck absolviert. Wenn ihr mit dieser Tour liebäugelt, empfehlen wir euch, am Vorabend der Wanderung im zugehörigen Camp, auf dem wunderschön gelegenen Zeltplatz einzuchecken, reichlich Kohlenhydrate zu spachteln, ein paar Wegbrote vorzubereiten und euch möglichst frühzeitig aufs Ohr zu hauen.
Wir kamen selbst natürlich erst spät an, weil wir nicht satt wurden, auch den vorangegangenen Tag ausführlich auszukosten. Dadurch waren wir dann die Letzten in der Küche und huschelten noch ewig umher, bis wir unsere Rucksäcke für den kommenden Morgen gepackt hatten. Trotzdem waren wir mit dem ersten Fiepen des Weckers munter, sprangen aus unseren Schlafsäcken und schlüpften wie mechanisch in die bereit gelegten Wandersachen.
Dass ihr mit vernünftiger Kleidung zum Tongariro Crossing anreist, ist wirklich eine wichtige Angelegenheit. Immerhin wollt ihr die 20 Kilometerchen fröhlich pfeifend mit gespitzten Hobbitöhrchen hinter euch bringen und nicht mit Blasen an den Füßen dem Ziel entgegen krabbeln. 😉
Während Tobi noch unser kleines Reisemobil klar machte, verschwand ich im Zeltplatz-Bad, versuchte meine Kontaktlinsen in die müden Augen hinein zu würgen und meine Hobbitöhrchen in Form zu rücken. Als waschechtes Herr der Ringe Fangirl, das ich durch und durch bin – so zu sagen, von der Haarspitze, bis zum Hobbitzeh – konnte ich es mir nicht nehmen lassen, ein bisschen Fanklub mit auf die Strecke zu tragen!
Stilecht schmückten mich meine Lord Of the Rings Legging sowie mein ganzer Stolz: Meine Superöhrchen, die mich für einige Tage unserer Reise als vollkommen legitime Bewohnerin des Auenlandes auswiesen. Mittelerde Freedi kommt!!!
Und gäbe es eine bessere Gelegenheit den eigenen kleinen Spleen zur Schau zu tragen, als bei einer Wanderung, entlang des echten Schicksalsberges?! Eben!!!
Ganz wichtig, bei all dem Spaß, darf aber nicht vergessen werden, dass es sich um eine sehr anstrengende und intensive Wanderung handelt. Gerade wenn man einige Kilo Kameraequipment mit sich schleppt, das Wasser für unterwegs, sowie warme Sachen, die Regenausrüstung und etwas Wegzehrung, dann kommen schnell einige Kilos zusammen.
Bevor ihr auf die Tour startet, sollte ihr daher unbedingt die Hinweistafeln lesen und euch vergewissern, dass ihr wirklich alle Tipps, beherzigt. Der Weg ist ein sehr steiniger, teilweise auch sehr steiler, an dem man sich an Seilen einige Stücke emporziehen muss. Außerdem verfügt er über genüssliche Steigungselemente und führt euch, nachdem ihr ein wunderschönes Hochplateau passiert habt, durch eine vulkanisch sehr aktive und teilweise auch sehr gefährliche Zone.
Deshalb informiert euch unbedingt im Vorfeld über die Bedingungen, welche an eurem großem Tag vorherrschen. Und auch wenn einige es mir, egal wie oft ich es schreibe, einfach nicht glauben wollen, aber Sneaker sind keine Wanderschuhe!
Tut euch und euren Füßen und Fesseln unbedingt den gefallen und achtet auf gut sitzendes, sicheres Schuhwerk. Denn es geht nicht nur darum den Treck irgendwie zu schaffen, sondern auch zu genießen!
Auf und Ab in Richtung Vulkan – Die wichtigen Facts zum Tongariro Crossing
Der Tongariro Nationalpark ist ein Ort, der schon so einiges an Geschichte hinter sich hat. Der Park bietet nicht nur den Vulkanen, also den heiligen Bergen der Maori, ein zu Hause sondern beherbergt auch viele Kultstätten der Ureinwohner Neuseelands. Im Jahre 1887 verschenkte der Oberhäuptling der Maori Te Heuheu Tukino IV den Kern des heutigen Nationalparks, an die Britische Krone um den Park vor der Ausbeutung der Briten zu beschützen. Die Schenkung erfolgte unter der Maßgabe, dass es sich fortan um eine Schutzzone handeln sollte.
Länge der Wanderung: 19,4 km
Eure Wander-Etappen:
- Parkplatz Mangatepopo bis Soda Springs – 1½ h
- Soda Springs bis South Crater – 1 h
- South Crater bis Red Crater – 1 h
- Red Crater bis Emerald Lakes – 20 min
- Emerald Lakes bis Ketetahi Hut – 1½ h
- Ketetahi Hut bis Ketetahi Parkplatz – 1½ h
Höhenmeter: 780 Höhenmeter (ohne die extra Gipfelbesteigungen)
Besonderheiten entlang des Weges:
Mt. Ngauruhoe (2287 m): Ihr könnt den markierten Wanderweg verlassen und den Berg erklimmen. Beachtet aber dabei bitte unbedingt eure eigenen Fähigkeiten und lasst die Natur so zurück, wie ihr sie vorgefunden habt. Plant für den Mt. Ngauruhoe mindestens 2 Stunden ein.
Mt. Tongariro (1967 m): Folgt dem markierten Weg vom Red Crater aus bis zum Gipfel. Plant weitere 2 Stunden extra für diesen Ausflug ein.
Wasser: Das Wasser der Seen an denen ihr vorbei kommt ist aufgrund des hohen Mineralgehaltes nicht zum Trinken geeignet. In den Hütten gibt es nur Regenwasser. Das kocht ihr am besten ab oder ihr nutzt einen Wasserfilter und Entkeimer wie den MSR Guardian. Oder aber, ihr macht es wie wir und bringt euren eigenen Vorrat wohl dosiert mit euch.
Witterung: Das Wetter kann sich am Tongariro schlagartig ändern – die Wetterverhältnisse auf dem Parkplatz unterscheiden sich teils erheblich von denen auf dem Wanderweg. Bitte informiert euch vor eurer Wanderung über die Wetterlage sowie Schutzmöglichkeiten entlang der Strecke. Wenn euch das Wetter nicht geheuer vorkommt, geht unbedingt zur nächsten sicheren Stelle wie zum Beispiel zu einer der Hütten auf dem Weg.
Orientierung: Bitte folgt gerade bei schlechter Sicht immer den Schildern auf denen ‚Tongariro Alpine Crossing‘ steht. Kurze Zeit hinter der Ketetahi Hütte passiert ihr auf eurem Wanderweg privates Land. Bleibt hier bitte unbedingt auf dem Weg und genießt die Ketetahi Springs aus der Ferne.
Zur weiteren Vorbereitung auf eure Wanderung könnt ihr euch die Wanderhinweise des Neuseeländischen Department of Conservation durchlesen.
Auf dem Weg zum Schicksalsberg – Unser persönliches Tongariro Erlebnis
Nachdem wir uns also in aller Herrgottsfrühe bereit gemacht hatten, aßen und tranken wir eine Kleinigkeit, schulterten unsere Rucksäcke und fuhren mit unserem Camper zum Ketetahi Car Park. Dieser Parking Slot bildet allerdings nicht den Anfang der Tour, sondern das Ende. Von hier aus fahren in den Morgenstunden Shuttlebusse ab, die die Wanderwilligen an den Anfang des Trails bringen. Wer möchte kann auch direkt auf dem Zeltplatz in den Bus hüpfen, da wir am Abend allerdings direkt weiter düsen wollten, nutzten wir die Chance und checkten gegen eine Gebühr direkt am Ziel ein.
Da saßen wir dann, mit Herzklopfen und kribbelnden Füßen, müde und gleichzeitig aufgeregt, voller großer Erwartungen an den vor uns liegenden Trip.
Im Gegensatz zu Tobi, bin ich ja der Part von uns beiden, der immer alles auf sich zukommen lässt und dann schaut, was draus zu machen ist, während Tobi im Vorfeld recherchiert, sich informiert und mich dann zwischendrin über alle Besonderheiten unseres Vorhabens informiert. Und so wusste ich zwar, dass uns etwa 20 Kilometer voller Wanderspaß erwarten würden, hatte aber nicht wirklich eine Ahnung, wie diese in der Realität aussehen würden. Zum Glück, denn so wurde ich von jeder Kurve und jeder Steigung zwar überrascht, freute mich aber auch wie ein hobbitsches Honigkuchenpferdchen über jeden Winkel des Weges, den wir erkundeten.
Am Anfang war es, aufgrund der Beliebtheit des Tracks, noch recht voll auf der Strecke, da alle vom Shuttle gebrachten natürlich gleichzeitig loslegten.
Schnell trennte sich hier aber die Spreu vom Weizen. Denn während es einigen um Geschwindigkeit ging, gab es andere, wie uns, die eher ein gleichmäßiges Wandertempo an den Start legten und die, die von Anfang an mit den Widrigkeiten des Weges und ihrer eigenen Ausrüstung zu kämpfen hatten.
Und so kam es, dass wir recht schnell nicht nur unser Tempo und unseren ganz eigenen Rhythmus, sondern auch unsere Einsamkeit und die Ruhe, die das Wandern so besonders macht, gefunden hatten.
Nachdem wir morgens mit Blick auf den Mt. Ngauruhoe gestartet sind, wand sich der Weg zuerst gemächlich dahin, bis er uns mit einigen doch intensiven und steilen Passagen gehörig einheizte. Hier legten wir auch eine herrliche Brotzeit ein, verspachtelten die extra mitgebrachtem Lembashäppchen von Elbenbrot mit Erdnussbutter, tranken Tee und ich kam nicht umhin, Tobi über die besondere Wirkung dieser Leckereien zu belehren. Als Herr der Ringe Fan samt Hobbitmagen, wurde ich auch nicht müde, während unserer gesamten Tour ab und an gekonnt ein paar Filmszenen nachzuspielen.
Lembas. Elbisches Wegbrot. Ein kleiner Bissen füllt den Magen eines ausgewachsenen Mannes. – Legolas
Als wir schließlich die Hochebene erreicht hatten war ich von dem sich mir bietenden Anblick überwältigt. Der wirkliche und echte, DER SCHICKSALSBERG lag in all seiner Pracht, Erhabenheit und Schönheit direkt vor uns. Und nun hatten wir die Wahl. Entweder, wir würden an ihm vorbei wandern, oder aber – wir kletterten hinauf.
Tobi betonte nicht gerade selten, dass diese zusätzliche Etappe circa 6 Kilometer und 650 Höhenmeter beinhalten würde und damit zum kräftezehrendsten Part der gesamten Wanderung ausufern könnte – und das am Anfang!
Ich war Feuer und Flamme. Den Berg vor Augen hörte ich meinem Liebsten fast gar nicht mehr zu, sondern lief wie gebannt einfach auf den Vulkan zu! 😀 Damit war unsere Exkursion beschlossene Sache. Und zum Glück, weiß man vorher – außer man ist Tobi – nie so ganz exakt, was einen erwartet und wie anstrengend Sachen tatsächlich werden können! Denn das was jetzt kam, war Hobbitfeeling pur!
Es führt nämlich kein befestigter Weg auf den Vulkan hinauf. Wanderwütige können einfach, dort wo sie meinen, die besten Stellen gefunden zu haben, ihr Glück in Sachen Tanz mit dem Vulkan versuchen.
Gedanklich lohnt es sich an dieser Stelle jetzt definitiv an den dritten Teil der Herr der Ringe Trilogie zu denken. Frodo und Sam haben schon fast ihre gesamte Reise hinter sich, um sie herum fliegt die Lava, sie klettern das Geröll hinauf und rutschen mindestens die Hälfte davon wieder hinunter. Frodo ist irgendwann so entkräftet und wird von der Macht des Ringes so hinab gezogen, dass er keinen Schritt mehr tun kann. Alles scheint verloren, bis der wackere Sam all seine Kräfte zusammen nimmt und Herrn Frodo den Berg hinauf trägt. Hier habe ich meistens beim Schauen schon Tränen in den Augen und ich gestehe, auf dem Berg, erging es mir nicht anders.
Es dauerte ewig, sich Stück für Stück den Lavariesen hinauf zu schleppen. Der Rucksack schien unendlich schwerer zu werden, um so höher wir kamen. Als sich plötzlich, kurz vor unserem Erreichen des Kraters, der Himmel drastisch zu verfinstern begann, dachte ich Mordor hätte uns entdeckt und unser letztes Stündlein hätte geschlagen. Mir liefen die Tränen vor Anstrengung und auch vor Ergriffenheit. Ich konnte all dieses Erleben ab diesem Punkt wirklich nicht mehr trennen. Ich war ein kleiner Hobbit, der versuchte diesen verdammten Vulkan zu bezwingen. Ich hatte ein Mission und ich fühlte mich inmitten der Wolken plötzlich unendlich müde, geschafft und klein.
Aber was wäre eure Froo(ee)di ohne ihren Tobi Gamdschie, der ihr den Rucksack abnahm und ihr half das nahende Unwetter zu verkraften und den Berg zu bezwingen! Diese Momente waren für mich so unvergesslich intensiv, dass mir auch jetzt, wo ich euch davon berichte, fast die Tränen wieder in die Augen steigen. Gemeinsam haben wir es geschafft und das hat uns beide mehr als stolz und glücklich gemacht!
Ich, immer noch Tränen in den Augen, hatte zuerst schon Angst, dass wir das alles ja auch wieder hinunter klettern müssten. Aber das Tolle an so wilden Vulkanen, nichts ist mit klettern, man kann sie tatsächlich, mit richtig guten Schuhen und einer großen Portion Wagemut einfach – auf – und mit ihrer Asche hinunter rutschen! Und so jauchzten und grölten wir vor Freude, als wir innerhalb von Minuten den Bergriesen hinab rutschten.
Aus meiner Erfahrung würde ich euch diese extra Wandertour wirklich unbedingt ans Herz legen, würde aber selbst nicht wieder meinen kompletten Rucksack mit hinauf und wieder mit hinunter schleppen. Vielleicht kann man diesen ja auch einfach unten, wohl deponiert an einem schmucken Stein auf sich warten lassen und nur die Regenkleidung und das Trinken mit hinauf nehmen.
Als sehr hilfreich empfand ich neben meinem auch für Geröll geeigneten Wanderschuhen, auch meine Handschuhe. Dadurch waren meine Hände vor den scharfen Kanten einiger Felskanten geschützt, ich konnte sie aber trotzdem super zum Festhalten und Sichern nutzten. Auch Tobi gab in seinen Bergstiefeln eine Top Figur ab und war im Nachhinein mehr als zufrieden, sich doch so penibel vorbereitet zu haben.
Außerdem waren wir beide auch sehr froh, unsere warmen Sachen und die Regenausrüstung mit hinauf genommen zu haben. Niemals hätte ich gedacht, dass aus dem Nichts eine solche Wolkenfront aufziehen könnte, aber die Berge belehren einen doch immer wieder eines Besseren. Deshalb, geht bitte auf Nummer sicher.
Als wir nach dieser aufregenden Mission wieder das Hochplateau erreichten, machten wir ein kleines Päuschen. Eure ab diesem Zeitpunkt auf Heimweg eingestellte Wanderfreedi sollte nun aber mit einem Aufhorchen feststellen, dass die Besteigung des Mount Ngauruhoe Berges keinesfalls den Höhepunkt der Wanderung markierte, sondern eher in ihr erstes Drittel zu rechnen ist.
Ab hier lagen noch 13 Kilometer vor uns. Ohaaaa. Aus dem kleinen Verschnaufpäuschen wurde ein etwas längeres, um mich emotional umzurüsten und dann traten wir die Weiterreise an. Und das folgende Wegstück ließ sich hervorragend beim Wandern genießen, da der Weg über die Hochebene sehr gleichmäßig und Dank des weitreichenden Ausblickes auch wunderschön war. Ich konnte mich gar nicht sattsehen an Weite und Kargheit, an den intensiven Braun-, Rot- und Ockertönen, die uns umgaben. Ich fühlte mich glücklich, frei und unendlich stark.
Diese neu entdeckte Stärke sollte beim anschließenden sehr geröllreichen Aufstieg zum vulkanischen Grad noch einmal intensiv auf die Probe gestellt werden. In echter SportScheck Tradition könnte man jetzt sagen: #EsBeginnt immer wieder von vorn! 😉
Aber wisst ihr was, wer den Schicksalsberg mit Hobbitöhrchen erklettert hat und an genau demselben Ort, wo auch Frodo und Sam mit ihrem Schicksal gerungen haben, erfolgreich war, den schreckt kein Aufstieg mehr ab. Und so kletterten Tobi und ich munter und zielstrebig mit Hilfe der Steige und einiger Seile hinauf zum höchsten Punkt des Tongariro Crossing Alpine Wanderwegs.
Oben angekommen erwarteten uns atemberaubende Aussichten. Blau lag der Schicksalsberg hinter uns, türkis schillerten einige kleine Hochseen vor uns in der wieder aufgetauchten Sonne und intensiv umgaben uns Schwefelgerüche und aus der Erde aufsteigende Dämpfe. An diesem Tag war das Wanderrisiko als Medium einzuschätzen, was uns jedoch trotzdem nicht all zu lange verweilen ließ. Voll konzentriert marschierten wir hintereinander den schmalen Grad neben dem Vulkankrater entlang, halfen uns gegenseitig an schwierigen Stellen und konnten kaum glauben, wie überwältigend all diese unfassbare Natur war, die uns in diesem Augenblick umgab.
Wer von euch Probleme mit den Knien oder auch mit dem Gleichgewicht hat, dem empfehle ich zur Sicherung unbedingt die Verwendung von Wanderstöcken, die man auch Wanderpoles nennt. Gerade bei der letzten Etappe des Tracks, dem 11 Kilometer langen Abstieg, vermissten meine Beine die Wanderstöcke enorm.
Ewig schien sich der Weg zwischen dem vulkanischen Hochland hindurch zu schlängeln, bis irgendwann in der Ferne vor uns der Parkplatz auszumachen war. Doch bis dahin war es noch weit und der Abstieg hatte es nicht minder in sich. Nicht nur meine Knie, sondern auch die von Tobi meldeten sich protestierend, doch es gab kein Zurück.
Und so rezitierte ich während des langen Abstieges meine Lieblingsfilmszenen und philosophierte mit einigen anderen Herr der Ringe Fans, die wir unterwegs trafen, über die Schönheit der von J RR Tolkien geschaffenen Welt.
Am Ende des Tages spürten wir jeden einzelnen Muskel in unseren Körpern, waren stolz, verschwitzt und unendlich glücklich, diesen einzigartigen Wanderweg für uns so bravourös gemeistert zu haben. Ich weiß, wenn wir irgendwann noch einmal auf die neuseeländischen Nordinsel zurückkehren werden, möchte ich diesen Treck erneut laufen. Vielleicht zu einer anderen Jahreszeit, aber definitiv mit dem Besten Samweis Gamdschie an meiner Seite, den ich mir wünschen kann!
Was ihr für den Treck unbedingt einpacken solltet
- gute und berggeeignete Wanderschuhe
- Handschuhe und Mütze
- robuste Wanderhose und atmungsaktive Shirts
- Ausreichend Flüssigkeit & Wegzehrung
- Wanderstöcke
- eine Uhr zur zeitlichen Orientierung auf der Route
- eure Fotoausrüstung
- Regenausrüstung
- einen Herr der Ringe Fan 😀