„Ist das nicht so ’ne Retorteninsel???“
Als mein Liebster den Vorschlag unterbreitete im Camper à la HANGGTIME Teneriffa zu erkunden, schrie meine Abenteuerlust sofort auf. Ich liebe Outdoor-Urlaub: Zelten, Gitarrespielen am Lagerfeuer, stundenlange Schach-Sessions und mit Fetakäse prall gefüllte Champignonköpfe grillen – genau mein Ding! Barfuß über den heißen Sandstrand eilen, Surfen gehen und anschließend mit der Zungenspitze über die Haut, weil die so schön salzig ist. In meiner Lieblingsjahreszeit könnte ich mir nichts Aufregenderes vorstellen. Sofort dachte ich an den Wahnsinns-Roadtrip in Australien damals: Wilde Strände, einsame Buchten, dramatische Sonnenuntergänge, die einem riesigen Feuerball gleichen, ein Natur-Spektakel, von dem ich nie genug bekam.
Also, Roadtrip auf jeden Fall ja, aber ausgerechnet Teneriffa? Hmmmm…
Obwohl ich noch nie zuvor auf den Kanaren war, dachte ich einen Augenblick lang an eine typische Ferieninsel, mit nicht enden wollenden Touristenströmen ne Freedi, die mit Urlaubsfliegern tagein, tagaus angekarrt werden, an kilometerlange Retortenpromenaden, Mega-Hotels, die aus dem Boden gestampft die ursprünglich schönsten Plätzen am Meer belagern. „Sowas wie Ballermann auf Malle, nee, lieber nicht“, dachte ich mir.
Auch klimatisch schien es mir nicht gerade so, als würde auf der Insel meine Wohlfühltemperatur erreicht werden. Die Klimatabelle sprach von 22 Grad im Durchschnitt und kühlen 16 Grad nachts. Dabei bin ich doch der größte Fan von tropisch heißen Nächten, Morgenläufen und Yoga am Strand, gut und gerne bei 30 Grad Hitze. Auch schreckte mich der Gedanke an pechschwarze Sandstrände ab. Schließlich ist Teneriffa vor etwa zwölf Millionen Jahren durch vulkanische Aktivität entstanden. Inmitten der Insel ragt, bekleidet mit einer dichten Wolkendecke, der höchste Berg Spaniens, der 3718 Meter hohe Vulkan PICO DEL TEIDE empor, auf dessen Spitze zu jeder Jahreszeit etwas Schnee liegen bleibt. Die Spuren seiner Lava charakterisieren die Insel bis heute in hohem Maße.
Und dennoch: Je mehr ich vor allem über Tenriffas Geschichte, Natur, Flora und Fauna laß, desto weniger dachte ich an Massentourismus und schrecklich überfüllte Strände. Die Vorstellung im VW Bus mit dem Liebsten die Steilküsten zu erkunden, gefährliche meterhohe Serpentinen zu befahren, wildes Campen am Meer, zum Rhythmus des Wellenrauschens einschlafen, die Einsamkeit suchen und finden – schien genau das Richtige und wir sollten nicht enttäuscht werden.
Berlin war kühl und nass als wir ein paar Tage später Richtung Sonne flogen, gut ausgestattet und bepackt mit Touristenführer und riesiger Straßen-Faltkarte, die so groß war, dass sie gut als Bettlaken funktioniert hätte. Verfahren ging jetzt nicht mehr – Verlaufen schon, wie sich wenig später herausstellte.
Weil wir schon Anfang Mai unterwegs waren, was noch außerhalb der Urlaubssaison lag, fand man mich wenig später in Strickjacke eingemummelt über drei Flugzeugsitze ausgestreckt in engelhaftem Tiefschlaf. Und da der Flug preiswert war und es deshalb auch keine Mahlzeiten inklusive serviert wurden, gab es sowieso nichts zu verpassen.
Die hochstehende Sonne brannte auf unserer winterblassen Haut als wir in Teneriffa Süd fünf Stunden später das Flugzeug verließen. Rayco von HANGGTIME, der liebste Local ever, erwartete uns schon und wir machten uns voller Vorfreude auf den Weg Richtung Parkplatz. Mein Herz schlug immer schneller, denn von der Ferne aus erspähte ich es bereits: Unser Haus auf Rädern, welches für die nächsten 10 Tage unser fahrbares Domizil sein sollte – lasst mich sagen: Ein Traum von einem VW-Bus, mit allem ausgestattet, was wir brauchten.
Ruckzuck saßen wir dann auch schon in El Médano an der Strandkneipe, die sich Tage später als Pizzeria mit köstlichen handgemachten Tortellini herausstellte. Rayco , der auf der Insel geboren und aufgewachsen war, verriet uns die besten Insidertipps. Auf einer kleinen Landkarte kennzeichnete er die schönsten Plätze Teneriffas. Zum Sehen, zum Pennen am Strand und vielen geheimen Örtchen, die ich hier eigentlich nicht erwähnen sollte – aber wohl kaum drum herum komme!
Fakt ist, dass die Insel gleich nach der Ankunft mein Herz im Sturm eroberte und ich mich Hals über Kopf verliebt habe. Und weil uns der Roadtrip so viele Abenteuer bescherte und wir fernab des Massentourismus unzählige unverhofft schöne Fleckchen entdecken durften, gibt es viel zu berichten. Teneriffa eine Retorteninsel? Jaein – doch die Naturschönheiten merzen jedweden Gedanken an künstlich hergestellte Plastikwelten aus.
Schon während des Schreibens dieses Textes stieg mir der salzige Meergeruch in die Nase und ich erlebte die ersten Stunden unserer Ankunft in Gedanken noch einmal – ein so wundervolles Geschenk, dass ich es unbedingt mit Euch teilen möchte.
Also freut Euch jetzt schon auf das Teneriffa-Abenteuer mit uns im Bully 🙂