Zeckenvorsorge – oder nennen wir es besser den richtigen Umgang mit Zecken, darum soll es in diesem Beitrag gehen. Ihr erfahrt, warum es wichtig ist, euch mit dem Thema Zecken und Zeckenvorsorge zu befassen. Egal ob ihr Gartenfreunde, Outdoor Fans, Picknickliebhaber, Urlauber oder Bewohner risikogefährdeter Regionen seid: Am Thema Zecken führt kein Weg vorbei. Mir ist es wichtig, mit den vielen Mythen rund um die Plagegeister Zecken aufzuräumen und euch zu erklären, warum ein Zeckenstich nicht nur eklig ist, sondern auch gesundheitlich gefährlich werden kann. Habt ihr schon mal von Lyme-Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, gehört? Nicht, na dann sollten wir das ändern. Und wenn doch, um so besser, dann erahnt ihr schon, wie wichtig dieses Thema ist! Als Sahnehäubchen erfahrt ihr, wie ihr eine Zecke fachgerecht entfernen solltet und vieles mehr!
Das Thema Zeckenvorsorge schlummerte schon lange in meinem Hinterkopf. Und jeden Sommer, wenn ich die Schuhe abstreife und unter meinen nackten Füßen das Gras spüre, klopft es ganz leise und unaufdringlich an. Meistens bereitet mir schon der Gedanke an eine Zecke Unbehagen und es kribbelt mich überall, deshalb habe ich das Thema Zeckenschutz bisher einfach stur von mir weggeschoben. Und wer hätte es gedacht, Zeckenvorsorge ist nicht nur ein Sommer- sondern ganz besonders auch eine Herbstthema! Doch dazu später mehr!
Ich mag es einfach durch Wald und Wiesen zu stromern. Im Gras zu liegen und zu spüren, wie die Halme mich kitzeln. Oder in bunte Blätterhaufen zu springen. Doch wenn jetzt, in diesen Momenten die Sonne auf meiner Haut kribbelt… bekomme ich auch ein ungutes Gefühl. Bin ich ausreichend mit Zeckenabwehrmittelchen eingesprüht? Habe ich unsere Zeckenkarte dabei? Ihhh – sitzt vielleicht schon so ein kleines Biest auf mir drauf?! Ein furchtbarer Gedanke!
Wieso ist Zeckenvorsorge für jeden so wichtig?
Und damit absolut höchste Eisenbahn sich mal gründlich mit den Themen Zeckenvorsorge und Zeckenentfernung zu befassen. Denn wenn man sich mit jemanden über diese Dinge unterhält, merkt man sehr schnell, dass rund um die Zecke, die verschiedensten Gerüchte und Mythen im Umlauf sind. Und deren Wahrheitsgehalt ist manchmal mehr als fraglich.
Deshalb räumen wir hier und jetzt in diesem Blogbeitrag mal gehörig auf mit den aberwitzigen Geschichten rund um diese „kleinen“ Plagegeister. Ich werde euch die wichtigsten Informationen zu Zecken mit an die Hand geben. Dann wisst ihr, was es zu beachten gilt, damit der Naturaufenthalt für euch nicht zum Zecken-Alptraum wird. Denn leider kann der Stich einer Zecke auch langfristige, gesundheitliche Konsequenzen für uns haben.
Um mich ausführlich zu informieren, war ich auf einer Veranstaltung mit dem Thema: „Da ist was im Busch – Stichhaltige Fakten zu Zecken und FSME“, organisiert und durchgeführt von Pfizer. Auf diesem Event hatte ich die Möglichkeit, echte „Zecken-Experten“ zu treffen, mich mit ihnen auszutauschen, einem Vortrag zu lauschen und alle meine Fragen loszuwerden. Danach schwirrte mir der Kopf und überall kribbelte es, aber ich habe viel Wichtiges gelernt und euch mitgebracht.
Prof. (a.D.) Dr. Jochen Süss ist wirklich ein begeisterter Zecken-Experte und hat alle Anwesenden ausführlich und auf seine Art sehr liebevoll über FSME und weitere durch Zecken übertragbare Krankheitserreger sowie Vorsorgemaßnahmen informiert.
Es blieb jedoch nicht nur beim Zuhören, sondern ging auch raus auf die Wiese, wo wir mit eigenen Augen sehen konnten, wie nah wir den Zecken selbst in der Stadt in Parks und Grünanlagen sind. Mir ist schlagartig klar geworden, dass ich die Allgegenwärtigkeit von Zecken in unserer ganz normalen Umgebung unterschätzt habe.
Ob beim Spazieren, Joggen oder Radfahren, die Zecken sind da – wo wir sind. Wenn wir draußen aktiv sind! Aber lasst uns gemeinsam von vorne beginnen und uns anschauen, wer diese „Zecken“ eigentlich sind. Woher sie kommen – und welche Ziele sie eigentlich verfolgen. Ich möchte euch das Thema Zeckenvorsorge wirklich sehr ans Herz legen, denn es ist für jeden wichtig. Wenn ihr genauso gerne Zeit draußen in der Natur verbringt wie Tobi und ich, dann spitzt jetzt die Öhrchen.
Was sind eigentlich Zecken & Wie sehen sie aus?
Biologisch zählen Zecken zur Klasse der Spinnentiere. Das sieht man genauer unter der Lupe. Denn dort offenbart sich, dass eine erwachsene Zecke über acht Beine verfügt. Außerdem ist die Zecke ein hochspezialisiertes Tier, welches sich durch ihren Körperbau und ihr Verhalten hervorragend an sämtliche Umweltprozesse anzupassen vermag – leider. Weshalb sie zu den wahren Überlebenskünstlern zählt! Das macht uns die Zeckenvorsorge natürlich nicht leichter.
Die Zecke ist ein Parasit. Das bedeutet, die Zecke benötigt das Blut anderer Lebewesen, um sich zu nähren – ähnlich wie eine Stechmücke. Die kennen und mögen wir auch nicht, stimmt’s?
Zecken sind weltweit verbreitete Parasiten. Sie durchlaufen verschiedene Stadien ihrer Entwicklung. Für diese Prozesse, sowie für die Eiablage der Weibchen, benötigen sie eine Blutmahlzeit. Es klingt eklig, ist aber das Fachwort! Hat die Zecke sich zum Speisen niedergelassen, saugt sie das Blut des Wirts ohne Umwege in ihren Darm. Dadurch steigt ihr Eigengewicht um ein Vielfaches. Wichtig zu wissen ist: Der Darm einer Zecke besteht aus vielen Anhängen. Er ist unglaublich dehnbar. Deshalb kann eine vollgesogene Zecke bis zu 200-mal so viel wiegen, wie die noch hungrige. Stellt euch nur mal vor!!! Mit einer einzigen Blutmahlzeit kann eine Zecke mehrere Jahre überleben!
Im Labor wurden unter Testbedingungen zehn Jahre lang Messungen diesbezüglich durchgeführt. Das Ergebnis: Der hiesige Gemeine Holzbock kommt im Durchschnitt auf drei bis fünf Jahre Lebenserwartung. Das ist für Spinnentiere eine unfassbar lange Zeit und macht sie zu äußerst geduldigen Tieren.
Eine Zecke entwickelt sich in drei Stadien vom Ei bis zum ausgewachsenen Tier. Dafür benötigt sie circa zwei bis drei Jahre. Für jeden dieser Entwicklungsschritte braucht sie eine Blutmahlzeit.
Good to know: Die männlichen Zecken erwartet ein etwas anderes Schicksal als die Weibchen. Ihre Lebenserwartung ist geringer, denn nach der Begattung der Weibchen sterben sie. Noch mehr ausführliche Informationen rund um die Zecke erhaltet ihr auf zecken.de.
Die drei Entwicklungsstadien der Zecke
-Die Zeckenlarve: Diese ist weiß und kommt auf eine Größe von bis zu 0,5 mm. Im Gegensatz zu den ausgewachsenen Zecken haben die Zeckenlarven in diesem Entwicklungsstadium nur 3 Beinpaare. Das vierte bekommen sie nach der ersten Blutmahlzeit.
-Die Nymphe: Sie ist in etwa 1-2 mm groß.
-Die erwachsenen Zecken: Die Weibchen benötigen nach dem Durchlaufen aller Stadien noch eine weitere Blutmahlzeit für die Eiablage. Vollgesogen kommen sie auf circa 1 cm Größe und nicht-vollgesogen auf 2-4 mm.
Die Weibchen legen ungefähr 2000-2500 Eier ab. Sie tun dies am liebsten, in der feuchten Laubstreu, denn dort können sie auch kalte Wochen zum Beispiel im Herbst und warmen Wintern gemütlichst eingekuschelt überleben.
Doch Zecke ist nicht gleich Zecke!
Weltweit gibt es rund 900 verschiedene Zeckenarten, hierzulande in Deutschland ist besonders der Holzbock bekannt. Es gibt auch nach Regionen definierte einzelne Zeckenarten.
Problematisch wird es, wenn es außerdem zu sogenannten Zeckenwanderungen kommt. Diese werden beispielsweise durch Zugvögel ermöglicht. Neben Menschen und Nagetieren ist der Vogel ein Wirt der Zecke und so wird das Spinnentier von der Reise gen Süden einfach mitgebracht. Dadurch kommt es zu einer Durchmischung der Arten und es werden neue Zeckengattungen wie zuletzt die Hyalomma-Zecke eingeschleppt, die sich aufgrund der tropischen Temperaturen in Deutschland heimisch fühlt.
Grundsätzlich ist es wichtig zu wissen, dass nahezu alle Zeckenarten milde Winter überleben. Besonders die Zeckenarten, die bei uns schon heimisch sind wie der gemeine Holzbock und die Auwaldzecke. Zeckenvorsorge ist folglich ein Thema, dass wir das ganze Jahr über im Auge behalten sollten, sobald wir in der Natur unterwegs sind.
Zecken lieben Feuchtigkeit und bevorzugen daher Ausflüge an romantisch regnerischen Sommer- und Herbsttagen. Sie werden bei Temperaturen über sieben Grad Celsius aktiv. Deshalb können Zecken unabhängig von der Jahreszeit zustechen. Sie brauchen es einfach nur ein bisschen warm und schon kanns losgehen mit der Ausschau nach einem Wirt.
Es scheint unnötig, aber ich sage es noch mal ganz deutlich: Besonders unsere aktuell sehr milden Herbsttage und Winter sind der Zeckenpopulation zuträglich geworden. Daher ist das Thema Zeckenvorsorge wichtiger denn je!
Wie stechen Zecken?
Auch wenn wir umgangssprachlich immer vom „Zeckenbiss“ sprechen ist dies nicht richtig. Zecken beißen nicht, sie stechen und wie das funktioniert erfahrt ihr jetzt.
Vom Körperbau ist die Zecke super an ihre Umwelt angepasst und mit allem ausgestattet, was es für ein langes Dasein braucht. Ihr sogenanntes Haller’sches Organ nutzen sie zum Orten ihrer Beute. Es reicht 10 bis 15 Meter weit. Mit diesem Organ nehmen Zecken Gerüche wie Ammoniak, Buttersäure und Kohlenmonoxid wahr, die auf einen potentiellen Wirt hindeuten und sowohl von Menschen als auch von Tieren abgegeben werden.
Hat die Zecke ihre Beute lokalisiert und ist auf ihr gelandet, kommt ihr ausgeklügelter Stechapparat zum Einsatz. Dieser besteht aus einem Stechrüssel (Hypostom) und Mundwerkzeug (Cheliceren) und dient dem Blutsaugen.
Hier können wir direkt mit einem weiteren Mythos aufräumen: Zecken besitzen keinen Kopf!
Dafür aber einen Stechapparat mit messerscharfen Kanten. Das ist ihr Schneidewerkzeug zum Einritzen der Haut. Ist ein Schnitt erfolgt, wird der Stechapparat versenkt und gleichzeitig verankert. Dies ermöglicht der sogenannte „Zeckenzement“. Durch ihn wird es möglich, dass sich die Zecke in aller Ruhe im Stichkanal verankern und nicht ausversehen rausfallen kann. Na, herzlichen Glückwunsch. Wie ihr seht, der Angriff der Zecke ist also kein Biss, sondern ein Stich!
Wichtig ist anzumerken, dass die Zecken in ihrem Speichel ein ganzes Arsenal an Substanzen besitzen, die ihren Stich „tarnen“. So sind zum Beispiel zeckeneigene Blutgerinnungs- und auch Schmerzmittel, dafür verantwortlich, dass wir erstmal gar nichts von dem Stich der Zecke mitbekommen. Dies erfüllt für die Zecke den Zweck, möglichst lange und ausgiebig Blut saugen zu können. Wir merken also den Zeckenstich per se zunächst gar nicht.
Nun fragt man sich natürlich: „aber wie atmet die Zecke denn, wenn sie keinen Kopf hat?“, auch hier hat sich die Natur für die Zecke eine ausgeklügelte Lösung überlegt: Die Zecke atmet dank Stigmen am Zeckenhinterteil. Das ist für sie sogar so entspannt, dass sie gleichzeitig Blut saugen und atmen kann! Im Extremfall kann eine Zecke daher mehrere Tage an ihrem Wirt (Tier und Mensch) hängen und dessen Blut trinken.
Wohin stechen Zecken am liebsten?
Wenn wir uns mit den Gedanken rund um Zeckenvorsorge befassen, ist es gut und wichtig zu wissen, welche unserer Körperregionen für die Spinnentiere ganz besonders lecker erscheinen. Beliebt sind Körperstellen mit warmer, dünner Haut, so zum Beispiel Kniekehlen, Armbeugen, Achselhöhlen, Schambereich aber auch der Bauchbereich. Frauen sollten unbedingt auch unter ihrer Brust nachsehen! Bei kleinen Kindern sind insbesondere der Hals-, Nacken- und Kopfbereich aufgrund ihrer Körpergröße gefährdet.
Das bringt uns zu einem weiteren Punkt, der oft falsch weitergegeben wird. Zecken fallen nicht von Bäumen. Die Tiere halten sich in Bodennähe bis zu einer Höhe von circa 1,5 m bevorzugt in Wiesen, Gräsern und Büschen auf. Sie lauern also nicht oben in den Baumkronen, um sich wild schreiend auf uns zu stürzen, sondern gehen es viel schlauer an. Sie befinden sich eben auf der Höhe, in der auch mögliche tierische Wirte ihren Weg kreuzen können.
Deshalb zählen Orte wie Stadtparks, Wälder, Biergärten, Fußballplätze und der heimische Garten zu den absoluten Lieblingsplätzen von Menschen und Zecken! Wenn ihr mehr darüber lesen wollt, werft am besten mal einen Blick in die hier verlinkte Biergartenerhebung. Deshalb ist ebenfalls Vorsicht bei Freizeitaktivitäten in der stadtnahen Natur geboten.
Warum können Zecken für den Menschen so gefährlich sein?
Was Zecken für uns so gefährlich macht sind die Krankheitserreger, die sie übertragen können – allen voran Frühsommer-Meningoenzephalitis-Viren (FSME-Viren) und Borreliose-Bakterien.
So kann auch in Deutschland ein an sich harmloser Stich für den Menschen sehr gefährlich werden. Lasst es mich erklären: Durch den Stich geraten Erreger aus den Speicheldrüsen oder dem Darm der Zecke, über den Stechapparat in den Körper des Blutwirts. Es gibt kein Zeckengift! Sondern die Gefahr geht von den Krankheitserregern aus. Diese können von verschiedenen, in Deutschland und Europa lebenden Zeckenarten übertragen werden.
Wo sind Zecken in Deutschland beheimatet?
In Deutschland treffen wir vor allem den „Gemeinen Holzbock“, da er hier am häufigsten verbreitet ist. Er kann gefährliche Krankheitserreger wie FSME-Viren (Frühsommer-Meningoenzephalitis-Viren) und Borreliose-Bakterien übertragen. Außerdem gab es in 2018 ermehrt Funde der Tropenzecke „Hyalomma“. Diese Zeckengattung kommt vorwiegend in Asien, Nordafrika und im Mittelmeerraum vor und ist bedingt durch den Klimawandel durch Zugvögel nach Deutschland eingeflogen.
Wie beschrieben erreichen Zecken durch diese Wirtsgruppe Gebiete, die normalerweise für sie nicht erreichbar sind. So kam zum Beispiel auch die Braune Hundezecke zu uns, die ursprünglich nur in Südeuropa beheimatet war. Unser Zecken-Experte Prof. (a.D.) Dr. Jochen Süss hat uns erläutert, dass sich mittlerweile nicht nur neue Zeckenarten in Deutschland heimisch fühlen, sondern sich diese Parasiten auch insgesamt weiter ausbreiten. Letztes Jahr sprach er aufgrund der besonders hohen Zahl an Zecken bereits von einem „Zecken-Rekordjahr“.
Die Menge an Tieren im Nymphen-Stadium – einer Vorstufe zur erwachsenen Zecke – lässt eine neuerliche Plage erwarten. Eine umfassende Zeckenvorsorge ist unbedingt notwendig – Prof. (a.D.) Dr. Jochen Süss.
In ganz Deutschland sind Zecken zu finden. Allerdings kommt das FSME-Virus vermehrt in sogenannten FSME-Risikogebieten vor. Diese liegen besonders in großen Teilen Bayerns, Baden-Württembergs sowie in vielen Teilen Südhessens, Sachsens und Thüringens. Aber auch in Mittelhessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland gibt es vereinzelt Risikogebiete.
VORSICHT! Leider werden häufig FSME-Risikogebiete mit Zeckengebieten gleichgesetzt! Das stimmt schlichtweg nicht, denn Zecken kann es in Deutschland überall geben. Wie wir oben gelernt haben erstreckt sich ihr Lebensraum dabei vor allem auf hohe Gräser, Büsche und Unterholz. Es gibt damit also keine offiziellen Risikogebiete für Zecken oder gar Zeckenkarten für Deutschland, sondern stattdessen gibt es die Karten mit den FSME-Risikogebieten.
Auch Aussagen darüber, wo gefährliche Zecken leben, kann man anhand einer Verbreitungskarte nicht geben. Eine Zecke ist per se nicht schädlich, denn ein Stich ist nicht viel schlimmer als ein Mückenstich. Da Zecken jedoch gefährliche Krankheitserreger übertragen können, sollte man geeignete Vorsichtsmaßnahmen gehen die Stiche unternehmen.
Welche Krankheitserreger übertragen Zecken?
Zecken können verschiedenste Erreger beherbergen und übertragen. Das Spektrum umfasst über 50 verschiedene Krankheitserreger und zusätzlich kann es auch zu Mischerkrankungen kommen, wenn verschiedene Erreger übertragen wurden. Daher sind Diagnose – und die richtige Behandlung, oft schwierig.
Zudem variiert, wann eine Zecke Krankheitserreger übertragen kann. Dies hängt unter anderem davon ab, wo im Zeckenkörper der Erreger angesiedelt ist. Es gibt Erreger, die direkt beim Einstich in den Wirtsorganismus übergeben werden können und wieder andere Erreger, die erst nach 12 bis 24 Stunden Blutsaugen übertragen werden.
Daher ist es wichtig eine Zecke immer so schnell wie möglich zu entfernen.
Krankheitserreger, die neben Borrelien und FSME-Viren übertragen werden können, sind zum Beispiel:
– Colorado-Zeckenfieber-Virus
– Krim-Kongo-Fieber-Virus
– Rocky-Mountain-Fleckfieber-Virus
– Kyasanur-Wald-Fieber-Virus
– Babesien
– Q-Fieber-Bakterium
– und vieles mehr
Es ist unbedingt notwendig, sich nach einem Zeckenstich beim Arzt untersuchen zu lassen. Auch wenn ihr die Zecke selbst entfernen konntet. Geht lieber auf Nummer sicher. Insbesondere dann, wenn nach dem Entfernen der Zecke Fieber oder sonstige Beschwerden auftreten!
Was ist Lyme-Borreliose?
In Deutschland sind Borrelien die am häufigsten durch Zecken übertragenen Krankheitserreger.
Im Unterschied zu FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) wird Lyme-Borreliose durch Bakterien übertragen. FSME hingen durch Viren. Das ist wichtig, denn Lyme-Borreliose kann man in der Regel durch die Gabe von Antibiotika behandeln.
Bei Lyme-Borreliose bilden sich oft ringförmige Rötungen um die Einstichstelle, wenn man sich infiziert hat. Diese können auch noch einige Zeit nach dem Einstich auftreten und ihr solltet daher umgehend den Arzt aufsuchen, wenn ihr solche Rötungen bei euch oder euren Kindern entdeckt.
Der Lyme-Borreliose-Erreger sitzt im Mitteldarm der Zecke und wird dadurch circa 12 bis 24 Stunden nach dem Stich übertragen. Es gibt derzeit keine Impfung gegen Borreliose. Jedoch kann die Erkrankung gerade im Frühstadium relativ gut mit Antibiotika behandelt werden.
Keine, oder auch eine nicht ausreichend behandelte Infektion, kann auch noch nach Monaten und gar Jahren zu Spätfolgen führen. Daher weist euren Arzt auf jeden Fall auch auf einen Zeckenstich hin, selbst wenn er ohne bisher sichtliche Folgen schon Monate zurück liegt.
Was ist FSME & wie äußern sich die Folgen der Erkrankung?
FSME, auch Frühsommer-Meningoenzephalitis genannt, ist eine Viruserkrankung die häufig wie eine Grippe mit Fieber, Kopf und Gliederschmerzen beginnt. In der zweiten Erkrankungsphase kann es zu einer Entzündung der Hirnhaut, des Gehirns bis hin zum Rückenmark kommen.
Die Infektion kann bleibende Schäden wie Lähmungen, Sprachstörungen und dauerhafte Schmerzen nach sich ziehen oder auch tödlich enden. In erster Linie wird das Virus von der Zecke auf den Menschen übertragen. Es gibt allerdings auch Fälle, bei denen der Verzehr von Rohmilch (nicht pasteurisierter Milch) zur Infektion geführt hat. In diesem Fall waren Ziegen mit einem FSME-Virus infiziert.
In der Zecke befindet sich der Erreger in der Speicheldrüse und wird dadurch sofort nach dem Stich übertragen. FSME ist nicht mit Medikamenten heilbar, jedoch kann man sich durch Impfen schützen. Was uns wieder zum Thema Zeckenvorsorge bringt.
Bitte beachtet, dass der Name Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) trügerisch ist, denn die FSME-Viren können genauso im Herbst und Winter übertragen werden.
Woran erkenne ich FSME?
Da die Inkubationszeit mehrere Wochen betragen kann, ist gegebenenfalls auch das Auftreten der Symptome sehr unterschiedlich. Da die ersten Symptome von FSME meist grippeähnlich sind und die Verbindung zu einem Zeckenstich, der mehrere Wochen her sein kann, oft nicht gezogen wird, ist die Diagnose auch für Ärzte nicht einfach.
Symptome & Krankheitsverlauf
Typische Symptome einer Frühsommer-Meningoenzephalitis treten nach der Inkubationszeit auf, darunter unter anderem 39–39,5 Grad Fieber, Abgeschlagenheit, Muskel- und Gliederschmerzen. Oft mit starken „hämmernden“ Kopfschmerzen einhergehend.
Besonders trickreich ist, dass auch hier die Symptome oft nach ein paar Tagen abklingen. Nur 10 Prozent der Erkrankungsfälle gehen in die schwerere neurologische Erkrankungsphase über. Das führt zu einer hohen Dunkelziffer an Erkrankungsfällen von FSME.
Man spricht im Krankheitsverlauf von 2 Stadien:
Stadium I:
Die oben genannten typischen FSME-Symptome sind Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, ähnlich einer Sommergrippe. Damit ist die Erkrankung unter Umständen überstanden.
Stadium II:
Bei einem Teil der Infizierten befällt das FSME-Virus das zentrale Nervensystem und die mildeste Form ist in diesem Fall dann eine Hirnhautentzündung (Meningitis).
Symptome: Hohes Fieber, starke Kopfschmerzen und oft auch ein steifer Nacken.
Eine schwere Form der FSME ist jedoch die Gehirn- und Rückenmarkentzündung. Hier sind dann nicht nur die Hirnhäute, sondern dann auch das ganze Gehirn und die Nervenwurzeln von der Erkrankung betroffen.
Symptome: Neben den Symptomen einer Hirnhautentzündung kann es auch zu Bewusstseins-, Sprach- und Schluckstörungen kommen, zu psychischen Veränderungen und/oder auch bestimmten Lähmungen am Körper.
Die medizinische FSME-Behandlung
FSME ist nicht mit Medikamenten heilbar. Daher beschränkt sich die Behandlung dann auf die Linderung der Symptome. Leider muss der Körper am Ende selbst mit der Erkrankung fertig werden. Wer beim Thema FSME auf Nummer sicher gehen möchte, sollte vorbeugen. Neben der richtigen Kleidung, dem Einsprühen mit Repellents und dem gründlichen Absuchen der Haut nach Zecken, können Impfungen davor schützen, nach einem Zeckenstich an FSME zu erkranken.
Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt allen Bewohnern von Risikogebieten und Personen, die in ein solches Gebiet reisen und dort mit Zecken in Kontakt kommen, sich gegen FSME impfen zu lassen.
Impfung gegen FSME
Es gibt mindestens 3 FSME Subtypen gegen die der Impfstoff wirkt:
Zentraleuropäische Typ
Fernöstliche Typ
Sibirische Typ
Am besten, ihr lasst euch zwecks dieser Zeckenvorsorgemaßnahme von eurem Hausarzt beraten. Denn solltet ihr eine Impfung in Betracht ziehen, ist der zeitliche Rahmen der Behandlung zu bedenken. Für einen mehrjährigen Impfschutz werden drei Impfungen in einem fest gelegten Zeitraum über mehrere Monate benötigt. Danach erfolgt eine regelmäßige Auffrischung. Steht die Zeckensaison unmittelbar bevor, kann auch kurzfristig ein Impfschutz für die aktuelle Saison aufgebaut werden.
Ob man sich impfen lassen möchte oder nicht, ist eine absolut persönliche und rein individuelle Entscheidung.
Die Impfung ist bei Kindern ab einem Jahr möglich. Mit dem Aufbau des Impfschutzes kann jederzeit begonnen werden.
Bewohner eines FSME-Risikogebiets oder Reisende, die planen Urlaub in einem solchen zu verbringen, haben eine gute Chance, auf die Übernahme der Kosten für die FSME-Impfung.
Zeckenvorsoge leicht gemacht: Wie kann ich mich draußen vor Zecken schützen?
– Tragt am besten lange, helle Kleidung 😀 Nicht, weil Zecken helle Farben nicht mögen, sondern weil ihr sie dadurch leichter entdecken könnt, wenn sie euch einen Besuch abstatten wollen.
– Wenn ihr in Wäldern oder hohen Gräsern unterwegs seid, dann zieht eure Socken über das Ende eurer Hosenbeine. Packt euch richtig gut ein.
– Sprüht euch beispielsweise mit einem Repellent ein. Wichtig ist auch das regelmäßige Nachsprühen. Und Achtung: Die wissenschaftliche Wirksamkeit von Hausmitteln wie Kokosöl, Schwarzkümmelöl oder ätherische Öle ist bisher nicht geklärt.
– Sucht euren Körper nach dem Aufenthalt in der Natur gründlich ab. Helft euch gegenseitig und schaut auch auf für euch selbst schwer zugängliche Stellen (Rücken und Genitalbereich). Anders als Singles, haben Paare den Vorteil, dass sie sich gegenseitig absuchen können. Also schnappt euch eure Freundin, einen Freund oder euren Mitbewohner und sucht euch gegenseitig nach Zecken ab!
– Wenn ihr Haustiere habt, die sich auch draußen aufhalten: Hier gelten die gleichen Vorsorgemaßnahmen, daher ist auch das Kuscheln zum Beispiel mit Hunden, die ihr nicht untersucht habt, eine mögliche Übertragungsquelle von Zecken.
– Da Zecken mehrere Tage auf dem Körper eines Wirts verweilen können, um nach einem geeigneten und wohligen Einstichsplätzchen zu suchen, kann man sie bei einer Untersuchung des Körpers oft entdecken, bevor sie zugestochen haben. Das sind doch gute Nachrichten!
– Außerdem ist zu erwähnen, dass Kinder eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit haben von Zecken gestochen zu werden, da sie nämlich gerne im Garten spielen, Baumhäuser bauen, eventuell in der Natur gelegene Spielplätze besuchen und auch gern durch Wiesen und Wälder streifen.
Wie entferne ich eine Zecke?
Am besten entfernt ihr eine Zecke in aller Ruhe und mit Bedacht! Nach dem Fund atmet ihr zuerst tief durch und setzt euch kurz. Mir hilft das. Dann schnappt ihr euch eure Zeckenkarte oder eine Pinzette. Ich verwahre meine in meinem Portemonnaie, denn das habe ich so gut wie immer bei mir. Oder wenn wir auf Reisen sind, steckt sie im Medipack. Wichtig ist, diese Karte mit Öffnungen für große und kleine Zecken immer griffbereit zu haben.
Merkt euch unbedingt: Zecken sind keine Schrauben. Das bedeutet, sie werden nicht herausgeschraubt oder gedreht!!! Sondern mit Hilfe der Hebelwirkung der Zeckenkarte langsam heraus gehebelt.
Dazu schiebt ihr die Karte unter die Zecke. Ihr verwendet auf gar keinen Fall weitere Hilfsmittel wie Öle oder Desinfektionsmittel, sondern wiegt die Karte ganz leicht von der einen auf die andere Seite. Dadurch lösen sich die Widerhaken der Zecke und ihr könnt sie somit heraus hebeln.
Sehr wichtig ist: Vermeidet unbedingt die Zecke zu zerquetschen.
Und denkt bitte daran, bei der Anwendung von Alkohol oder sonstigen Hausmitteln merken die Zecken natürlich was ihnen blüht und geraten in Stress, so lange sie noch in eurer Haut steckt. Durch diesen Stress kann der Speichelfluss der Zecken angeregt werden, wodurch mehr FSME-Viren und Borrelien übertragen werden können und damit begünstig ihr im schlimmsten Falle eine Infektion.
Also denkt immer daran: Egal wie eklig ihr den Stich einer Zecke auch findet. In der Ruhe liegt die Kraft. Nachdem ihr die Zecke entfernt habt, säubert und desinfiziert ihr die Wunde und die umliegende betroffene Hautstelle. Sucht zur Nachsorge einen Arzt auf. Notiert euch selbst im Kalender oder auch auf einem Merkzettel im Impfpass das Datum des Zeckenstichs und die Hautpartie, die gestochen wurde. Behaltet den Stich ebenfalls selbst aufmerksam im Auge. Falls in den anschließenden Wochen Symptome einer Sommergrippe wie Schwindel und Fieber oder weitere unspezifische Symptome auftreten, konsultiert umgehend euren Hausarzt! Und berichtet von all euren Symptomen.
Nach der Entfernung sollte die Zecke getötet werden, indem man sie mit einem festen Gegenstand zerdrückt. Das ist nicht besonders tierfreundlich, aber der professionelle Tipp, den ich euch mitgebracht habe.
Tobi hat mich auch gefragt, ob ich ihm nicht auch irgendwas Schönes über Zecken berichten kann. Er fragte mich, ob die Tiere nicht einen wichtigen Nutzten erfüllen. Nun, Zecken haben tatsächlich einen Nutzen, indem sie beispielsweise für Vögel ein wichtiges Element in der Nahrungskette darstellen. Außerdem siedeln sich einige Pilzarten auf Zecken an und Fadenwürmer machen die Parasiten selbst zum Wirt und töten sie am Ende sogar. Die Natur verläuft eben immer wieder in Kreisläufen.
Ich konzentriere mich aber lieber darauf, unsere Heim- und Reiseapotheke in Schuss zu halten.
In deine Reiseapotheke solltest du folgendes packen:
– Zeckenkarte, Pinzette oder Zeckenzange
– Repellent
– Kopie deines Impfpasses
Wo kann ich noch weitere Informationen zu Zecken finden
Bitte sprich mit deinem Hausarzt und informiere dich auch persönlich zu dieser Thematik.
Weiter Quellen im Internet:
– zecken.de
– zeckenschule.de
– leideschaftnatur.de
– facebook.de/zecken.de
– instagram.com/heuteraus
Abschließend bleibt mir zu sagen, dass dieses Thema auf jeden Fall ein sehr persönliches für mich ist. Wie ihr wisst, liebe ich die Natur und möchte sie auch weiterhin so wunderschön und nah erleben können, wie bisher. Ohne Einschränkungen.
Aufklärung und Selbststudium finde ich in allen Belangen der Zeckenvorsorge unabdingbar, um sich so gut es geht eine eigene Meinung bilden zu können. Ich hoffe, ihr könnt aus diesem Artikel für euch etwas mitnehmen und damit die Natur auch weiterhin so genießen, mit allen Facetten, die sie zu bieten hat. Von urigen Wäldern, wundersamen Wiesen und all den Farben, wie sie nur die Natur wachsen lassen kann.
Ich für meinen Teil fühle mich jetzt sicherer und besser vorbereitet, für den Fall, dass ich mal wieder mit so einem Spinnentier in Kontakt komme. Ich weiß wie ich mich im Vorfeld vorbereiten kann, was ich beim Draußensein für Möglichkeiten habe, wie ich selbst Zeckenvorsorge betreiben kann und wie ich beim Zeckenstich vorgehe. Außerdem habe ich verstanden, wie wichtig es ist, einen Zeckenstich nicht einfach ab zu tun, auch nach der Entfernung des Tieres.
Es ist unabdingbar, sich selbst und seine Lieben gut im Auge zu behalten, sich das Stichdatum zu vermerken, oder alternativ die App ZeckTag verwenden, in welcher Notizen und Bilder im Stichtagebuch festgehalten werden können. Außerdem besteht die Möglichkeit mit dem Hausarzt über die eigenen Gedanken und Wünsche bezüglich der Zeckenvorsorge zu sprechen.
In diesem Sinne wünsche ich euch viel, viel Freude draußen und passt gut auf euch auf!
Eure Freedi