Im beschaulichen Sarntal in Südtirol gibt’s neben Schneespass im Winter auch im Herbst viel zu erleben. Wir haben während unserer Südtirol-Tour einen Zwischenstopp in Sarnthein eingelegt und uns lokales Handwerk, Essen & Wandererlebnisse zu Gemüte geführt.
Das Sarntal im Herbst erleben
Wir haben im Sarntal einen goldenen Oktober erlebt, wie er wohl kaum schöner sein könnte. Das Val Sarentino ist bei vielen eher als familienfreundliches Skigebiet bekannt. Aber ist das schon alles? Ganz sicher nicht! Das Jahr hat schließlich 4 Jahreszeiten. Deswegen haben wir uns bei einem Roadtrip-Stopp rund um Sarnthein angeschaut, was es hier in der schneefreien Zeit zu sehen – und zu schmecken – gibt.
Typisch Südtirol – Zu Besuch bei der Federkielstickerei Thaler
Wer in Südtirol unterwegs ist, sollte unbedingt das Handwerk der Federkielstickerei kennen lernen. Was auf den ersten flüchtigen Blick für den ahnungslosen Betrachter einfach wie eine klassische Stickerei aussieht, birgt eine Handwerkskunst von der wohl die meisten bei uns in Berlin noch nie gehört haben: Die Federkielstickerei arbeitet nicht mit Fäden, sondern mit Federkielen von Pfauenfedern.
Der Grundstoff für das über 250 Jahre alte Handwerk wird in mühsamer Handarbeit gewonnen. Von den Tieren abgeworfene Pfauenfedern werden gesammelt und in der Werkstatt aufgespalten. Mit dem Messer wird dabei der so genannte Federkiel freigeschnitten. Dieser ist sehr stabil und langlebig und sorgt so dafür, dass eine bestickte Geldbörse auch in vielen Jahren noch Freude macht. „Das ist vor alem für harte Arbeiter wichtig. Die fassen ihre Geldbörse eben nicht nur mit Samthandschuhen an, da muss die Stickerei auch Schmutz und Reibung gut überstehen – und Federkielstickerei tut das,“ erklärt uns Viktoria Ainhauser die mit Anfang 20 die jüngste Federkielstickerin des Sarntals ist. Schon mit 15 wusste sie, dass das Federkielsticken ihre Leidenschaft ist und begann eine Lehre im angesehenen Handwerksbetrieb Thaler, in dem sie noch heute arbeitet.
Die wichtigsten und kompliziertesten Stickereien sind jene für die traditionellen Sarner Trachten. Löwen, Adler, Hirsche, aufwändige Muster und natürlich die Initialen verzieren breite Bauchbinden und kosten wochenlange Arbeit. Doch nicht nur Neuanfertigungen beschäftigen das Team Thaler auch Restaurationsarbeiten an Erbstücken übernehmen sie häufig. Hier liegt die Kunst vor allem darin, sich an die Stickweise desjenigen anzupassen, der das Stück ursprünglich anfertigte und die neuen Federkiele mit Zwiebelsaft so einzufärben, dass sie neben den alten nicht auffallen.
Wer auch, so wie wir, mal bei Viktoria über die Schulter schauen will, der darf einfach vorbei kommen – am besten mit vorheriger Anmeldung. Mehr Infos zur Federkielstickerei findet ihr hier.
Entspannen & Schmausen im Hotel Bad Schörgau im Sarntal
Wer sich im Sarntal so richtig erholen und vor allem wirklich gut essen will, der wird sich im etwa 15 Autominuten von Bozen entfernten Hotel Bad Schörgau wohl fühlen. Das Hotel legt viel Wert auf natürliche, lokale Materialien und Essen, das zum größten Teil aus der Region oder aus naheliegenden Orten kommt.
Wer hier Gast ist sollte sich unbedingt Zeit für die Saunen und ausgiebiges Relaxen im Outdoor-Whirlpool nehmen. Vor allem wenn man direkt nach dem Wandern anreist, lohnt es sich, die Muskeln im warmen Wasser zu entspannen. Bevor es aufs Zimmer geht, wo ein gemütliches Bett schon auf müde Wanderer wartet, solltet ihr unbedingt im Haus essen – es ist wirklich lecker!
Sowohl das Frühstück, als auch das Mehrgangmenü zum Abend sind wirklich großartig. Hier fühlt man sich als Gast herzlich willkommen und wer nach einem geeigneten Wein sucht, der sollte sich vertrauensvoll beraten lassen, die Kellner finden das passende für jeden Gaumen.
Das Highlight war definitiv unser Abendessen am zweiten Tag: Am Chefs Table saßen wir direkt in der Küche und konnten dem bunten Treiben live zuschauen. Die hübsch angerichteten Mahlzeiten waren allesamt wirklich lecker und wurden uns bevor es an Löffel, Messer und Gabel ging auch immer nochmal ausführlich erklärt. Wer Fragen zum Essen hat, darf sie im Bad Schörgau gerne stellen. Um keine Zutat wird ein Geheimnis gemacht und das Personal nimmt sich wirklich Zeit. Ganz genau so, wie man es sich als Kulinarik-Liebhaber im Urlaub wünscht.
Wanderung zu den Stoanernen Mandln
Wir wären ja nicht wir, wenn wir nicht mindestens eine kleine Wanderung im Sarntal unternommen hätten, nicht wahr? 😉 Also haben wir uns mal umgehört und von den Locals den Tipp bekommen zur Hohen Reisch aufzusteigen, denn hier wartet ein echter Kraftplatz.
Für uns ging es also auf 2000 Meter hinauf hinauf zu den Stoanernen Mandln. Auch ohne Südtiroler zu sein, kriegt man schnell mit, dass die Bezeichnung „Steinerne Männchen“ bedeutet. Vor Ort wird uns dann schnell klar: Bei den Männchen handelt es sich um hunderte von Trolltürmen, die jedoch, statt nur aus einzelnen Steinen, wie richtige Türmchen mit einer großen Steinbasis in Richtung Himmel aufstreben! In solcher Menge habe ich sie bisher noch nie gesehen.
Einer Legende nach haben die Männchen etwas mit Hexenkult zu tun – doch in Wirklichkeit waren es wohl eher Wanderer und Bauern die hier einst mit einem Steinkunstwerk begannen, das bis heute von Besuchern dieses Ortes stetig erweitert wird. Vor knapp 500 Jahren sollen hier eifrig Hexentänze abgehalten worden sein, aber heute werdet ihr hier wohl eher Touristen treffen. 😉
Trotz einiger weniger anderer Besucher hier oben, konnten wir die herrliche Aussicht ganz für uns genießen und waren sehr froh, dass wir mit Mitte Oktober schon nach der Wander- aber noch vor der Wintersaison vor Ort waren. Ich glaube, das war der perfekte Zeitraum!
Viel Kraft braucht ihr nicht, um zu den Stoanernen Mandln zu wandern, eine normale gute Ausdauer ist völlig ausreichend. Weil wir recht wenig Zeit hatten, die Männchen zu besuchen, sind wir mit dem Auto bis zur Sarner Skihütte hinaufgefahren und von dort zum Auener Joch hinaufgewandert. Von dort könnt ihr die Mandln dann auch schon sehen und habt einen herrlichen Blick zu allen Seiten.
Übrigens gibt es hier auch flinke braune Eichhörnchen zu beobachten – bringt also auch ruhig ein Fernglas mit! Wer Hunger mitgebracht hat, dem empfehlen wir eine Einkehr in der Auener Alm. Das Mittag hier ist super lecker und fast alles wird mit lokalen Produkten und frischen Kräutern zubereitet.
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