Bei dem Stichwort „grün“ denke ich an Spinatsmoothies, Smaragd, Lauchzwiebeln, die Pflanzen in meiner Wohnung, ich denke an den Frühling und die Natur, denke an meine Spotify App, Schnappi und Kiwis. Mit „grün“ assoziiert man Hoffnung, Grünes scheint gesund, in meinem Kopf summt es jetzt „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen…“ und ich sehe Audrey Hepburn vor mir, während ich all die schönen Grüntöne meiner leeren Weinflaschen aka Kerzenständer bewundere. Seit März 2016 hat sich eine weitere prägnante grün-Assoziation in meinem Kopf eingenistet und nennt sich St. Patrick’s Day.
Warum das grüne Fest?
Was den Rheinländern und Venezianern der Karneval ist den Iren St. Patrick’s Day, etwas weniger bunt, dafür mindestens ebenso multikulti und umso grüner. Hätte das Glück eine Farbe wäre es meiner Meinung nach grün und das passt in diesem Fall wie das Kleeblatt zur Dreifaltigkeit. Der Heilige Patrick, ist irischer Nationalheld und Schutzpatron. Er wird am 17. März dafür gefeiert, dass er als erster christlicher Missionar nach Irland kam und dem hiesigen Volk anhand eines dreiblättrigen Kleeblatts die Trinitas (Gott Vater, Jesus Christus und Heiliger Geist) näherbrachte.
Das Kleeblatt, in Irland Shamrock genannt, ist auch einer der Gründe für die Festtagsfarbwahl und so wie es bei uns (in vierblättriger Version) für ein bisschen Glück steht, steht das inoffizielle irische Nationalsymbol auch für die Glückseligkeit der Festtagsbesucher.
Ein anderer Grund für das Fest in grün sind die typischen, satt vorherrschenden Töne aus Irlands Natur, welche mitunter fast künstlich wirken oder als habe man einen Filter auf den Augen.
Ein dritter Punkt ist die irische Flagge. Sie weht grün, orange und weiß. Grün steht hierbei für die Katholiken, orange für die Protestanten und weiß für die Freundschaft zwischen beiden.
Der St. Patrick’s Day in Dublin – Mittendrin statt nur dabei!
Ich durfte letztes Jahr das irische Hochfest in Dublin miterleben und war und bin unfassbar begeistert von der Stimmung, die dort herrschte. Egal ob Ire oder nicht, hier wird gemeinsam gefeiert, gesungen, gelacht und getrunken.
Lutz van Dijk schreibt in seinem Buch Township Blues „Ich bin was ich bin durch dich“ und an jenem Freudentag war ich was und wie ich bin durch das Lachen und das Strahlen der anderen. Ich sah tolle Kostüme, jubeln, blickte in glänzende Augen, wurde ganz euphorisch und zugleich ehrfürchtig, wie ein staunendes Kind. Da verschwammen Grenzen, Grenzen an denen Sicherheit und Gefahr oft so dicht beieinander liegen, dass sie mir zunehmend paradox erscheinen, da wurde Willkommenskultur, wenn auch nur für einen Tag, gelebt und es entstand eine ungeordnete Masse, ein bunter, lebendiger Haufen, chaotisch, cosmopolitisch, kreativ und vor allem voller Momente des Lebensglücks.
Paddy’s Day macht Spaß und wird an den verschiedensten Orten auf der Welt gefeiert. Große Umzüge finden unter anderem in München, New York, Boston, New Orleans, Chicago, Manchester und Savannah statt.
In Dublin nehmen am alljährlichen, drei Kilometer langen Festtagsumzug etwa 500.000 Menschen teil: Jung und alt, Komiker, Tänzer, Bands, 2016 aus 14 verschiedenen Ländern, zudem werden Workshops angeboten und Filme gezeigt. Anschließend geht man essen oder trinkt gemeinsam im vollen Pub Guinnes, irischen Whisky oder Irish Coffee, während Dudelsackmusik und irische Folksongs live gespielt werden.
Ich fühlte mich damals, mit meiner Pinte (das sind 0,5683 Liter) in der Hand in der sehr zu empfehlenden East Side Tavern (104-105 Leeson Street Lower, Dublin 2) stehend und der Musik lauschend ein bisschen wie unter Deck der Titanic.
Auch unabhängig vom Nationalfeiertag ist Dublin einen Besuch wert. Als Heimat von James Joyce, George Bernhard Shaw und Oscar Wilde sprüht die Stadt vor Kreativität. Iren lieben das musizieren und sind unfassbar höflich. Ein bisschen à la alte Schule wird Frauen gerne der Vortritt gelassen und man ist dankbar für Touristen und ein Schwätzchen am Tresen mit ihnen. Besonders haben mir die georgianischen Häuser mit ihren bunten Türen gefallen. Die ehemalige Vikingersidlung besitzt zudem den größten Stadtpark Europas, Phoenix Park.
Irische Worte werden gerne als Eigenname für alle möglichen Dinge wie beispielsweise die Tram verwendet. Anbei ein paar hilfreiche Wendungen:
Fáilte = Willkommen
Slán! = Auf Wiedersehen!
Dia Dhuit = Hallo
Sláinte! = Prost!
Wer also noch nicht genug von der Faschingszeit hat und Lust auf ein bisschen geteilte Euphorie, der schnappt sich am besten einen lieben Menschen und macht einen spontanen Kurztrip nach Dublin. Dieses Jahr findet das viertägige Festival wieder vom 16. bis 19. März statt und hat seinen Höhepunkt mit der Parade am 17. März.
Mit einem Buch von Oscar Wilde als Mitbringsel für all jene, denen ein spontaner Trip verweht bleibt, macht man bestimmt nichts falsch. Sharing ist schließlich caring.
Wir #LoveDublin und enden mit der den Worten von G.B. Shaw:
You see things; and you say „Why?“ But I dream things that never were; and I say
„Why not?“