Das diesjährige MELT Festival ist vielleicht schon einige Tage alt, aber es gibt da noch diese eine Geschichte, die ich euch nicht vorenthalten sollte.
Stellt euch vor, Friederike, schon absolut im Eimer nach einem Fotomarathonwochenende für die MIT VERGNÜGEN MELTFACES Aktion spurtet am Sonntag Abend schnurstracks in Richtung VIP Zeltplatz. Natürlich will man mich nicht hinein lassen und selbstverständlich lamentiere ich mich doch irgendwie durch, nicht ohne Bauchgrummeln, wartet doch der muskelbepackte RUMMELSNUFF (RS) auf mich, um mir Rede und Antwort zu stehen.
Doch wie ich sehr schnell feststellen sollte, bin ich nicht der Nabel der Welt und in der glühenden Sonne stand nur eines, das allerwerteste Stück eines nicht bekleideten Hühnen, der sich in der Rockerkarre meiner Verabredung räkelte. Ihm gegenüber in knappem Höschen RUMMELSNUFF, eine Kamera in der Hand. Beide – sagen wir mal – ähhmmm – hochkonzentriert.
Das war ein Punkt, an dem man einsehen könnte zu stören, oder absolut verwirrt über so viel Entgegenkommen, beschließt, sich einfach mal dazu zu gesellen. Und so posaune ich ein „Hallo, da bin ich!“ heraus und gesellte mich zu dem munteren Trüppchen. So cool wie ich jetzt tue, war ich nicht, ich bin aus Scham den Nackten zu bestarren, gegen eine riesige Hantel, die auf dem Boden lag, gelaufen und habe mir megamäßig den Zeh gestoßen und meinen Entschluss, anschließend auf ihr Platz zu nehmen ebenfalls bereut, da das Ding verdammt heiß war.
Nur nichts anmerken lassen. Während das Kind der 60er Jahre Roger Baptist, uns bekannt als Elektropunker, Model oder Einlasselfe RUMMELSNUFF mich eifrig begrüßte, piepste ich nur vor mich hin und war ein wenig überfordert mit der Situation. Aber noch ehe ich mich versah, hatte ich eine kühle Apfelschorle in den Fingern und leistete den beiden Gespielen Gesellschaft.
Bevor noch Missverständnisse aufkommen, erkläre ich, dass ich leider nichts so Freizügiges zum Anziehen dabei hatte, dafür aber einen Haufen Fragen. Ich selbst bin „RUMMELSNUFF NEULING“. Das gebe ich auch gleich zu. Das Konzert in der vergangenen Nacht auf der PHILIPS YOU NEED TO HEAR THIS STAGE auf dem MELT Festival hat mir auch deutlich gemacht, dass ich dies auch bleiben werden. Allerdings bin ich doch sehr gespannt, wer hier vor mit sitzt.
Während sich die Songs, (die ich ausgehalten habe) recht monoton und wiederkehrend einer Thematik in Form von kurzen Sätzen widmeten, hatte ich genügend Zeit, mich zu amüsieren und dann entschieden den Abmarsch anzutreten. Doch nun saß ich da, zutschelte an meinem mittelerweile lauwarmen Getränk und legte los die Kerls zu löchern – mehr oder weniger.
Zuerst plätscherte unser Gespräch entlang seines musikalischen Schaffens, von Album zu Album, flankierte Themen wie Ostalgie und unsere Erinnerungen an FKK Strände, (was meine Aufmerksamkeit wieder unweigerlich auf den mir gegenüber drapierten, den nun aber endlich spärlich bedeckten Körper lenkte) und schon stellten wir fest, dass sich hier zwei Küstenkinder zusammen gefunden hatten. Eingehüllt in dieses uns verbindende Gefühl und getragen von Sepiafarben brannte es mir unter den Nägeln, mehr zu erfahren und so zückte ich mein Diktiergerät:
FSD: Was wolltest du als Kind werden?
RS: Also da muss ich mal weiter ausholen. Meine Großmutter ist Klavierlehrerin. Schon der Vater war Bandleiter und hat Jazzmusik gemacht, um 1960. Und mein Onkel och. Und meine Mutter hat Geigenlehrerin studiert. Ich kenn gar nischt andres eigentlich. Ich bin och einer, der sich um Zukunft überhaupt kene Gedanken macht, sondern einfach macht, wonach ihm gerade ist… Ich hab nie gesagt ich werd mal Kosmonaut oder so!“
Mit dieser in der Wiege lagernden musikalischen Power startete der Gute dann auch durch. In verschiedenen Bands fand er sich zum „Gelderwerb“ ein und bereicherte mit elektronischen Spielzeugen und dem Fagott das Repertoire der Gruppen, bis er irgendwann die „Schnauze voll hatte“. Aus dieser Zeit stammen übrigens die Mukkis!
RS: Da hab ich gepumpt. nur gepumpt!
An dieser Stelle erspare ich euch unseren regen Austausch über die Vor- und Nachteile von Krafttraining, der an dieser Stelle begann und erinnere daran, dass ich auf dem Boden, neben einer glühend heißen, riesigen Hantel hockte. Diese kleinen Gerätschaften reisen übrigens immer mit, werden dann im umliegenden Areal verteilt und sorgen für die richtige Atmosphäre!
Ich kann einfach nicht an mich halten und frage ganz offen nach, wie es bei RUMMELSNUFF um das Thema Zukunft bestellt ist. Und auch wenn er versucht, mich mit seinen wackelnden Ohren abzulenken, wundere ich mich doch ein wenig, dass mir weder Urlaubspläne noch sonstige Wünsche aufgezählt werden. Ganz zufrieden mit allem, ginge es eher darum die nächste Tour zu organisieren, das Management selbst in die Hände zu nehmen und bei langen Autofahrten gute Unterhaltungen zu führen. Ein Vorliebe sei an dieser Stelle aus dem Nähkästchen geplaudert, der Mann liebt es sich während der Fahrt, vorlesen zu lassen. Dostojewski oder Helge Schneider gehörten zu den liebsten Begleitern auf Tour. Im Gegensatz zu Musik, dieses Gedudel sei zumeist großer Schrott!
Bei so viel romantischer Stimmung, die hier nun in der Luft zu liegen scheint, will ich doch wissen, was hier los ist und frage mal ganz unverblümt, wie es denn hier um das „Wer mit Wem“ bestellt sein.
RS: Wir sind ein paar gute Jungs. Und dieses Einteilen, das gibts bei mir nicht so…
Aus dem Hintergrund ertönt die verzückte Stimme des Nackten: „Das ist ein Rock ’n‘ Roll Bus!“ Und schallendes Gelächter umgibt mich. Ich denke mir, dies ist der Zeitpunkt meine Neugierde eindeutig zu bremsen und mich vom Acker zu machen. Aber natürlich nicht, bevor ich dem „stählernen Nackedei“ meine Kamera für ein Erinnerungsbild in die Hände gedrückt habe. Auf drei zerre ich mir den Arm und hiefe eines der kleineren Hantelmodelle mit ins Bild, während unter mir (ja ich vergaß, ich sitze mittlerweile auf seinem Schoß) RUMMELSNUFF mit einer gekonnten Pose nach der anderen die Linse bezirzt.
„Tschirio!“ tröte ich noch und dann mache ich mich auch schon grinsend vom Acker und frage mich, was mir das Universum jetzt schon wieder mit auf den Weg geben wollte.