Wenn mir einer vorher gesagt hätte, was für ein nerviger Stress das mit dem Heiraten ist, ich hätte es nicht geglaubt. Obwohl – was heißt hier „hätte“, wenn ich schon am meckern bin, dann muss ich zugeben, ich hab es ja vielleicht irgendwo ganz tief in mir drinnen schon geahnt, aber mich natürlich davor gescheut mir meinen hübschen, vollen Kopf auch noch darüber zu zerbrechen. Und deshalb erwischte es mich anschließend auch richtig. Volle Breitseite! Ich nenne es nicht „Böses Erwachen“, aber mein momentaner Zustand was das Thema „ewige Liebe“ angeht mutiert irgendwo zischen leichtem genervt sein und dem Kopf in den Sand stecken vor sich hin! Und dabei soll das mit dem „Ja sagen“ doch was Schönes sein.
Ich hatte mir auch fest vorgenommen, euch mit diesem Thema nicht zu sehr auf den Zeiger zu gehen. Irgendwie wird ja gerade auch an jeder Ecke geheiratet und da ist es ab und an auch recht schicklich, ein wenig Abstand zu bewahren. Aber da es mich momentan wirklich sehr beschäftig, müssen ein paar dieser Gedanken einfach mal raus aus meinem Kopf, denn ständig sind große Augen auf einen gerichtet und immer kommen die Frage: „Wie sieht es denn aus?“ „Was macht die Hochzeit?“ „Wie gehts der Braut denn heute?“ (Wir sind doch hier nicht beim Arzt! Schlimm genug, dass da so mit einem gesprochen wir!) In solchen Momenten frage ich mich innerlich: „Wollt ihr es wirklich wissen, denn der Braut geht es mal schön scheiße! Wirklich! Weil das alles nervt!“ An sich hab ich schon gar keine Lust mehr, bis auf die Tatsache, dass man nicht vergessen darf, dass da dieser eine Mensch ist, zu dem ich von ganzem und vollen Herzen JAAAA sagen möchte, um mein Leben mit ihm zu teilen. Um diesen Bund zu besiegeln. Darum geht es doch in Wirklichkeit!
Es ist total ätzend, sich in diesem Dschungel aus Tüll, Schleifen und verklärten, doofen und kitschigen Mädchenträumen, die überall über einen einstürzen irgendwie rational und ruhigen Gewissens zurecht zu finden. Und dann, hat Frau da ja auch noch einen Liebsten, den das Thema auch betrifft. Nur – wie um Himmels Willen gehen normale Menschen solch wichtige Entscheidungen an? Ich weiß es nicht! Und ich finde es gelinde gesagt auch irgendwie schade, wenn auch erleichternd, dass ich nach einem Dreiviertel Jahr als zukünftige Braut, immernoch wie der Ochs vorm Tor stehe. Ich rede jetzt einfach mal von mir und lasse Tobi da raus, aber seid euch sicher, er tickt da nicht viel anders!
Gerade wenn man sich vornimmt, es alles ganz entspannt angehen zu wollen, ist das prinzipiell irgendwie in den Köpfen der meisten Menschen nicht möglich! Und ja, ich habe bei PINTEREST geguckt und mir ein geheimes Wedding Board erstellt, schön für mich. Ich hab auch schon Bildchen ausgeschnitten und ich hab meinen Körper auch schon versucht in diverse Monster von Kleidern zu quetschen! ABER – um so mehr ich mich bemüht hab locker flockig an das Alles heran zu gehen, um so schlimmer wurde es! ARG!!! Ich will nicht mehr! Ich möchte keine unverschämten Kostenvoranschläge für Locations mehr überdenken und mich dann noch schlecht dabei fühlen, wenn ich absage. Ich möchte weder mein noch Tobis Jahreseinkommen für diesen einen Tag in unserem Leben in die Luft jagen. Ne! Daran ist gar nichts selbstverständlich! Und ich finde es auch nicht normal davon auszugehen! Egal wo man schaut oder was man sich überlegt, sobald das Wort „Hochzeit“ nur fällt, fühlt es sich an wie ein Freifahrtsschein der Unverschämtheiten an. Es gibt praktisch nur zwei Möglichkeiten, entweder gerät man an Anbieter, die absolute Profis sind und jedes mögliche Wochenende im Jahr ne dicke Sause schmeißen. Da ist man dann was die Orga angeht natürlich in guten Händen. Aber der Rahmen, welchem man an dieser Stelle zustimmt, ist doch alles andere als frei. „Aha, ich darf mir jetzt also überlegen, ob ich tief rosane oder in Pastelltönen gehaltene Servietten möchte? Ähhhh, neeeee!“ Das ist also nichts für uns. Heiraten im Akkord, irgendwie so ein fließbandmäßiges Durchgeschleuse, das fetzt nicht. Ja, mir ist auch klar, dass ständig Leute heiraten und dass das jetzt nicht das individuellste Thema der Welt ist, aber warum läuft dann trotzdem irgendwie immer alles so gleich ab?!
Wir haben uns für die ganz gewieften Individualisten gehalten und kleine aber feine Orte abgeklappert, die wir für wahre Prachtstücke hielten. Aber wie es immer so ist, das dicke Ende kommt meistens noch. In diesem Fall waren es grobe Angebote, die mir Atemnot bereitet haben! Ham die sie noch alle?! Mal ehrlich, das ist ein Tag! Und ich hoffe inständig, dass es nicht der Schönste in meinem Leben ist, denn dann sähe der Rest vom Fest ja wohl sehr trüb aus!
Von daher ist es vielleicht nachvollziehbar, dass ich es wirklich vorgezogen habe, das Thema immer wieder auf Eis zu legen. Nur, weiter bringt einen das ja auch nicht. Und auch wenn ich, genau wie jede andere Braut mir wildeste Vintage Inspirationen aus diversen Foren und Zeitschriften holen kann, dass mag ja alles toll aussehen mit den bunten Papierstrohalmen und den Prinzessinnen Kleidern, aber mit mir und Tobi hat das alles nicht viel zu tun.
Da kommen wir zum Kern der Sache. Aber was hat denn mit uns zu tun? Wie können wir uns treu bleiben und trotzdem ein schönes Festlein mit unseren Familien und engen Freunden feiern. Worauf kommt es wirklich an und wo darf man, auch wenn es sich vielleicht erstmal komisch anfühlt, auch mal Abstriche machen, ohne zu verzweifeln.
Tja, gute Fragen, auf die wir euch an dieser Stelle noch keine Antworten geben können. Aber seit ein paar Tagen habe ich eine ganz liebe Unterstützung an meiner Seite, die hilft den Kopf frei zu pusten und einfach mal durchzuatmen anstatt zu hyperventilieren. Ihr Name ist Nicola und wie es immer so ist, haben wir uns vor einigen Jahren zufällig auf einem Workshop getroffen. Mittlerweile macht Nicola deutschlandweit Brautpaare glücklich! Nicht indem sie alles übernimmt und man am Ende keinen Finger krümmen muss, sondern indem sie einem hilft raus zu bekommen, was man denn nun eigentlich wirklich selbst möchte. Diese Frage ist es letztendlich nämlich, um die sich alles dreht. Und nach drei Stunden Kaffeeschlürfen, belegte Brötchen schnabulieren und reden, reden reden, bin ich einfach so froh mir mal meinen ganzen Kram von der Seele geplappert zu haben. Und nicht nur das, mir sitzt auch noch eine kreative, lächelnde und süße Frau gegenüber, die nicht nur nickt und „Ja, aber…“ oder „Man muss jedoch…“ sagt, sondern der es wirklich wichtig ist, was wir alles nicht müssen möchten und was wir nicht sollen wollen. Schließlich bringt Nicola es nämlich auf den Punkt, prinzipiell geht es doch darum, dass sich zwei Menschen gefunden haben, die sich lieben und alles andere rund rum, nun das muss sich finden. Tja und so kommt es, dass wir uns schließlich die Hände schütteln und mir dabei ein dicker Brocken vom Herzen kullert.
Nicola ist nämlich wirklich VERRÜCKT NACH HOCHZEIT und wird Tobi und mir nun dabei helfen, das auch ein kleines bisschen zu werden, haha zu mindestens im Hinblick auf unsere eigene. Wie wir dabei jetzt vorgehen? Nun erstmal berichte ich dem Mann natürlich davon, wie froh ich bin, Hilfe gefunden zu haben (ich hoffe an dieser Stelle auf ein wohlwollendes Grummeln). Und dann werden wir die Tage mal mit unserem neuen Wedding Coach skypen, damit auch Tobi „Hallo Wedding Coach“ sagen kann. Soweit steht der Plan, was danach folgt, darauf bin ich natürlich sehr gespannt. Ich erwarte hier auch keine Wunder. Wir sind ja schließlich nicht zu Gast in der Mini Playback Show und versuchen auch nicht den 1. Preis für das imitieren einer perfekten Hochzeit zu erringen! Und durch eine Zauberkugel will ich auch nicht schreiten, denn an und für sich mag ich mich schon wie ich bin. Aber wenn ich weiß, da ist jemand der fragt wirklich nach und hilft uns mit unseren neuen Ideen zurecht zu kommen, könnte dies ein sehr hilfreicher Baustein sein. Und wer weiß, vielleicht mutiere ich letztendlich doch noch zur Brautzilla und hüpfe schon bald einer weißen Tülltortenkombi auf und ab!